Generation Y

Wie die Chefs von morgen ticken

22.07.2013
Von  und Lin Freitag
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Generation Y: Das Expertengespräch

Roundtable mit Sophia von Rundstedt, Geschäftsführerin der Personalberatung von Rundstedt & Partner,
Jan Rinnert, stellvertretender Vorsitzender des Technologiekonzerns Heraeus,
Marius Möller, Personalvorstand der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC und
Jutta Rump, Professorin für Personalmanagement an der FH Ludwigshafen, im Gespräch mit WirtschaftsWoche.

Herr Rinnert, für viele Absolventen bedeutet Karriere heute nicht mehr, so schnell wie möglich immer höhere Positionen zu erklimmen, denn sie wollen auch Zeit mit Familie, Freunden oder Bekannten verbringen. Würden Sie jemanden mit so einer vermeintlich laschen Haltung einstellen?

Jan Rinnert: Was heißt hier lasch? Alle, die heute zwischen 20 und 30 sind, werden 45 bis 50 Jahre aktiv im Beruf sein. In dieser langen Zeitspanne ändert sich natürlich viel. Darauf müssen Unternehmen reagieren und für die Arbeitnehmer Aufgaben finden, die auf ihre Fähigkeiten entlang der unterschiedlichen Lebensphasen abgestimmt sind. Dazu gehört auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Und die Frage für mich als Arbeitgeber: Wie kann ich das am besten gestalten?

Sophia von Rundstedt: Es wird immer wichtiger, den Mitarbeitern auch größere Freiräume zu gewähren - sofern die unternehmerische Situation dies erlaubt - und das auch entsprechend zu kommunizieren. Wir haben zum Beispiel einen Mitarbeiter, der geerbt hatte und mit dem Geld eine Weltreise machen wollte. Er wollte direkt kündigen, weil er dachte, das macht kein Arbeitgeber mit. Als wir dann sagten, dass er danach unbedingt wieder kommen soll, war er total überrascht.

Jutta Rump: Die Generation Y erwartet von ihren Führungskräften, dass sie sich für private Belange interessieren und darauf auch Rücksicht nehmen. Zum Beispiel, dass der Chef weiß, wenn die Hochzeit bevorsteht, ein Haus gekauft wurde oder Angehörige gepflegt werden müssen. Und in der Zeit vorübergehend Entlastung anbietet.

Marius Möller: Deswegen sagen wir bei uns zum Beispiel auch nicht Work-Life-Balance, sondern Work-Life-Choice. Mit Mitte 20 kommt der Mitarbeiter gerade von der Hochschule, ist tendenziell ungebunden, mobil und hat kein Problem damit, auch mal 50 Stunden die Woche zu arbeiten - die Karriere steht für viele Neueinsteiger im Mittelpunkt. Mit Anfang 30 sieht es dann schon anders aus: Dann fordern Familienplanung und vielleicht der Hausbau mehr Aufmerksamkeit. Später, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wollen viele unserer Mitarbeiter wieder mehr arbeiten. Unternehmen sind gut beraten, wenn sie sich auf die berechtigten Wünsche ihrer Mitarbeiter nach Kinderbetreuung, Teilzeitarbeit oder Sabbaticals einstellen. Firmen, die flexible, individuelle Lösungen anbieten können, werden die Gewinner sein im "War for talents".

Traditionell haben in erster Linie die Unternehmen die Bedingungen diktiert, die Arbeitnehmer meist einfach zu akzeptieren hatten. Warum dreht sich jetzt der Wind?

Sophia von Rundstedt: Aufgrund des demografischen Wandels werden Bewerber zu Umworbenen. Wer zwischen Mitte 20 und Mitte 30 ist und etwas zu bieten hat, kann auch Ansprüche stellen. Mindestens genauso wichtig aber ist ein Perspektiv- und Wertewandel dieser sogenannten Generation Y. So akzeptieren sie beispielsweise seltener Hierarchien und orientieren sich eher an ihren individuellen Bedürfnissen als an kollektiven Mustern.

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