Wie Dr. Koch seinen Spirit in die große Transtec retten will

10.07.2003
Wenn eine Firma mit vier Millionen Euro Umsatz von einem Unternehmen übernommen wird, das 29 Mal so groß ist, dann könnte man meinen, dass der kleine Partner einfach so geschluckt und nicht mehr gesehen wird. Im Fall der Übernahme der Dr. Koch Computertechnik AG durch die Transtec AG soll die Sache anders laufen.

Nach 17 Jahren Selbstständigkeit hat Andreas Koch sein Unternehmen, die Dr. Koch Computertechnik AG in Tübingen, verkauft. Der Käufer: Die Transtec AG, ebenfalls in der Universitätsstadt Tübingen beheimatet. Koch findet das richtig gut. "Jetzt können wir das tun, was wir schon immer machen wollten und was uns am meisten Spaß macht", freut er sich. Was die Schwaben schon immer machen wollten, ist, ihre Cluster-Lösungen europaweit zu vermarkten. Und am meisten Spaß macht ihnen die Realisierung technischer Herausforderungen.

Koch wird bei Transtec das Kompetenz-Center "Cluster & Storage" leiten. Die sieben Mitarbeiter seines Teams sind ausschließlich Techniker. Dass er, der Unternehmer, nun ein angestellter Manager ist und sein Entscheidungsspielraum begrenzt, bedauert der promovierte Ingenieur nicht. Auch dass fast 70 Prozent der Übernahmen und Fusionen scheitern, sieht er nicht als Problem. "Wir gehören zu den anderen 30 Prozent", ist er sicher. Schwaben und Schwaben, das sind gute Voraussetzungen, meint er.

Die Initiative zu der Übernahme ging von Transtec aus, nachdem bereits vorher immer mal wieder jemand Interesse an der kleinen, aber feinen Technikschmiede aus Tübingen gezeigt hatte. Nach Einschätzung des Firmenchefs sind es mehrere Dinge, die das Unternehmen für einen Aufkäufer interessant machen. Zum einen - natürlich - die Expertise im Bereich geclusterte Computer als Mainframe-Alternative. Dann der hervorragende Kontakt zu den Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen. Auch im Marketing war die Koch AG, ansonsten eher untypisch für Techniker, einfallsreich und fiel immer wieder positiv auf.

Daher ist Firmengründer Koch überzeugt, mit seinen 24 Mitarbeitern frischen Wind in die Transtec zu bringen. Interessant dürfte sein zu beobachten, ob sich die Transtec-Mitarbeiter in Zukunft - wie bisher schon bei der Dr. Koch AG - mit 25 Tagen Urlaub zufrieden geben und ob sie, wie ihre neuen Kollegen bislang, Raucherpausen nacharbeiten müssen.

Als die Koch-Mitarbeiter von der Übernahme "ihres" Unternehmens erfuhren - Super-GAU: Aufgrund einer Panne lasen Sie es beim Frühstück in der Morgenzeitung -, waren sie geschockt. Doch Koch konnte sie davon überzeugen, dass dies das Beste für die Firma und auch für sie war. "Wir sind gesund. Wir schreiben schwarze Zahlen. Wir liegen in den ersten Monaten dieses Jahres fünf Prozent über Plan. Wir würden ohne Probleme dieses Jahr überstehen, und das nächste Jahr auch. Aber dann?" Das sind die Fragen, mit denen er bei seinen Mitarbeitern um Verständnis für den Verkauf des Unternehmens warb.

Auch die Kunden waren alles andere als begeistert. Sie befürchteten, nicht mehr so gut betreut zu werden wie bisher. Koch gelang es aber nach seinen Worten, sie zu besänftigen. "Die Ansprechpartner bleiben für unsere Kunden auch unter dem Transtec-Dach dieselben. Wir werden darüber hinaus einen Kundenbeirat installieren. Das zeigt, dass das Thema Kundenorientierung auch bei Transtec inzwischen die Bedeutung hat, die es haben muss", sagt Koch.

Umstellen müssen sich die Koch-Kunden aber dennoch. Zumindest wer in dem Ladengeschäft von Dr. Koch Computer einkaufen will. Denn das findet man neuerdings in der Waldhörnlestraße in Tübingen - im Gebäude der Transtec AG.

www.transtec.de

www.koch-computer.de

ComputerPartner-Meinung

Es ist zu wünschen, dass es Andreas Koch und seinen Mitarbeitern gelingt, so viel wie möglich von der Frische und dem Spirit in die neue Heimat hinüber zu retten. Für Transtec gilt, dass das Ziel der Übung nicht darin bestehen kann, einen - wenn auch kleinen - Konkurrenten (im Bereich Cluster) weniger zu haben, sondern darin bestehen muss, die Fähigkeiten der übernommenen Firma in eine Steigerung der eigenen Leistungsfähigkeit umzusetzen. (sic)

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