Software aus der Cloud anbieten

Wie ein deutscher IaaS-Anbieter Amazon Webservices ausstach



IT-Redakteurin aus Berlin

 
Wenn ISVs ihren Kunden Software als Cloud-Service anbieten wollen, müssen sie nicht zwingend über ein eigenes Rechenzentrum verfügen.

So nutzt beispielsweise Actano, ein Spezialist für Projektmanagement-Software, die Infrastruktur eines IaaS-Anbieter, um die eigenen Lösungen aus der Cloud an den Mann zu bringen - ganz ohne den ubeliebten Administrationsaufwand ab. Langfristig will das Unternehmen auch die eigenen Prozesse in die Cloud auslagern.

Mehr Transparenz und Effizienz bei der Entstehung neuer Produkte - das ist das Ziel, was Actano mit Hilfe seiner Software-Lösungen für seine Kunden erreichen möchte. Seit mehr als 20 Jahren berät das Münchener Unternehmen in Sachen Projektmanagement und unterstützt seine Kunden bei der Einführung und Arbeit mit der kollaborativen Projektsteuerungs-Software RPLAN.

Besonders in der Automobilbranche hat sich die Lösung fest etabliert und ist heute der De-facto-Standard, wenn es um die Steuerung komplexer, globaler Projekte geht. Namhafte Unternehmen wie VW, Audi, Daimler und General Motors nutzen RPLAN seit Jahren. Weitere Kunden von Actano sind in der Raumfahrt, dem Schiffs-, Maschinen- und Anlagenbau und der Pharmaindustrie zuhause.

Die Anforderungen an ein modernes Projektmanagement sind komplex: Kurze Innovationszyklen erfordern straffe Zeit- und Kostenrahmen, meist müssen mehrere Partner und Lieferanten eingebunden werden. Die Mitglieder des Projektteams arbeiten in den verschiedensten Ecken der Welt und sollen trotzdem eng zusammenarbeiten.

Marcus Mennemeier, Vice President Engineering und CTO von Actano: "Unser mittelfristiges Ziel ist, ganz ohne eigene Hardware im Server-Bereich auszukommen, auch für unsere eigenen Anwendungen."
Marcus Mennemeier, Vice President Engineering und CTO von Actano: "Unser mittelfristiges Ziel ist, ganz ohne eigene Hardware im Server-Bereich auszukommen, auch für unsere eigenen Anwendungen."
Foto: Actano

Das erfordert kollaborative Werkzeuge und eine leistungsfähige IT-Infrastruktur. Um den Aufwand für seine Kunden möglichst gering zu halten, bietet Actano RPLAN auch als Cloud Service an. Kunden müssen sich so nicht um etwaige Hardware-Neuanschaffungen und Wartung kümmern und können dennoch flexibel skalieren.

IaaS aus Deutschland - Amazon Webservices fielen durch

"Bis vor kurzem boten wir den Cloud Service aus unserem eigenen Rechenzentrum heraus an", erzählt Marcus Mennemeier, Vice President Engineering und CTO von Actano. "Der Administrationsaufwand war ziemlich hoch, denn unsere Kunden wollen 24 Stunden am Tag sicher auf RPLAN zugreifen können." Er begab sich deshalb auf die Suche nach einer Infrastructure-as-a-Service-Lösung (IaaS). Diese sollte es Actano gestatten, seinen Kunden RPLAN weiterhin als Cloud Service anzubieten und sich gleichzeitig auf sein Kerngeschäft, die Implementierung von Projektmanagementsoftware, zu konzentrieren.

Für erste Tests nutzte Actano die Webservices von Amazon (AWS). Für eine Zusammenarbeit in größerem Umfang suchten die Münchener jedoch einen Dienstleister mit einem Rechenzentrum in Deutschland. "Unsere Kunden nutzen RPLAN für geschäftskritische Entwicklungsprojekte", begründet Marcus Mennemeier die Entscheidung. "Da spielen Datenschutz-Aspekte eine große Rolle." Actano entschied sich für den Berliner IaaS-Spezialisten ProfitBricks. Der Dienstleister unterhält zwei Rechenzentren in Deutschland und bietet mit seinem Angebot, das ohne feste Instanzen auskommt, den Kunden besondere Flexibilität.

Kunden, die nun Actanos Projektmanagement-Software als Cloud Service beziehen, bekommen diese über die Infrastruktur von ProfitBricks bereitgestellt. Für Actano entfällt der Administrationsaufwand für die Hardware. Gleichzeitig kann das Unternehmen flexibel auf Kundenanforderungen reagieren, da sich die gebuchten Ressourcen innerhalb kurzer Zeit ganz nach Bedarf skalieren lassen.

Die Anforderungen an ein modernes Projektmanagement sind komplex: Kurze Innovationszyklen erfordern straffe Zeit- und Kostenrahmen, meist müssen mehrere Partner und Lieferanten eingebunden werden. Die Mitglieder des Projektteams arbeiten in den verschiedensten Ecken der Welt und sollen trotzdem eng zusammenarbeiten.
Die Anforderungen an ein modernes Projektmanagement sind komplex: Kurze Innovationszyklen erfordern straffe Zeit- und Kostenrahmen, meist müssen mehrere Partner und Lieferanten eingebunden werden. Die Mitglieder des Projektteams arbeiten in den verschiedensten Ecken der Welt und sollen trotzdem eng zusammenarbeiten.
Foto: Rawpixel - fotolia.com

Nach und nach werden nun die Actano-Bestandskunden auf die ProfitBricks-Infrastruktur migriert. Dabei steuert Actano einen Großteil der Vorgänge automatisch über eine API (Application Programming Interface). Für komplexe Konfigurationen, bei denen eine Konfiguration mithilfe einer grafischen Anwendung vorteilhaft ist, verwendet Actano den von ProfitBricks bereitgestellten Data Center Designer (DCD). Mit dieser grafischen Oberfläche lassen sich alle Komponenten (Cores, RAM, Storage) vernetzen.

Alles aus der Cloud

Dass Actano nun die Infrastruktur von ProfitBricks für seine Kunden nutzt, ist der erste Schritt. Marcus Mennemeier sieht in der Cloud-Strategie aber noch weit mehr Potenzial. "Unser mittelfristiges Ziel ist, ganz ohne eigene Hardware im Server-Bereich auszukommen, auch für unsere eigenen Anwendungen", beschreibt er die anstehenden Pläne. "Wir wollen unsere Büros nicht mit Servern vollstellen, sondern den Mitarbeitern die Möglichkeit geben, von überall auf die Infrastruktur zuzugreifen."

Noch unterhält Actano sein eigenes Rechenzentrum, da die Maschinen noch nicht abgeschrieben sind. Zum Teil fungieren die Server auch noch als Sicherheits-Backup für die inzwischen ausgelagerte Kunden-Infrastruktur. Vor allem aber sind es das eigene CRM-System, der Mailserver sowie Test- und Kollaborations-Systeme, die noch auf der vorhandenen Hardware implementiert sind.

Der Migrationszeitplan ist bereits entworfen. "Ich denke, die Entwicklung geht klar in Richtung Cloud Services", fasst Marcus Mennemeier zusammen. "Ich möchte in Zukunft solche Dienste nur noch von Spezialisten einkaufen, und keine virtuellen Maschinen mehr zusammenstecken. Man hat die Kontrolle über die Systeme, muss aber selbst nicht so viel Know-how ständig bereit halten."

Derzeit entwickelt Actano ein neues Software-Produkt. Dieses wird von Anfang an für den Betrieb in der Cloud eines Dienstleisters konzipiert sein. Und mit der entsprechenden API ließe sich dann auch der Roll-out automatisieren - das spart Zeit und Aufwand. (rw)

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