Wie ein Ex-Praktikant und Opelfan das Systemhaus M+S aufscheuchte

30.11.2000
Das Jahr 2000 steht für die M+S AG in Niedernberg unter dem Spruch: In der ersten Hälfte hatten wir kein Glück, und in der zweiten kam auch noch Pech dazu. Nach einer schlechten Geschäftsentwicklung kündigten jetzt vier Niederlassungsleiter auf einen Schlag.

Das war für Hans-Ulrich Mahr ein ganz schlechter Tag: Mit Marco Knöpp (München), Uwe Pies (Düsseldorf), Jacques Diaz (Hamburg) und Michael Wick (Berlin) legten ihm Mitte November gleich vier seiner Niederlassungsleiter die Kündigung auf den Tisch. Keine gute Nachricht für den Vorstandsvorsitzenden der M+S Elektronik AG in Niedernberg, der durch ein schlechtes Jahr und durch einen noch schlechteren Aktienkurs schon hinreichend mit schlechten Nachrichten versorgt war. Nun müssen Mahr und sein Vertriebsvorstand Bernd Puschendorf bis spätestens Ende März kommenden Jahres Ersatz finden.

Für Mahr ist der Abgang seiner vier Regionalmanager zwar "kein Ereignis, das mich freut", aber auch kein Grund, in Depression zu verfallen. "Ein Niederlassungsleiter ist genauso zu ersetzen wie andere Mitarbeiter", sagt er. Und: "Ich bin überzeugt, dass wir dadurch keinen Kunden verlieren werden." Dass ihn die Kündigung gleichwohl getroffen hat, lässt sich an seiner Ankündigung ablesen, dass er keinen vor dem 31. März gehen lassen will.

Ex-Vorstand gibt sich loyal

Dieses eigentlich unübliche Beharren auf das Absitzen der Kündigungsfrist hat sicher seinen Hintergrund in den Gerüchten, die sich kurz nach Bekanntwerden der Gruppenkündigung selbständig machten. In dem Anleger-Onlinedienst "Wallstreet-Online" hatte ein Diskussionsteilnehmer unter dem Pseudonym "Opelfan" (Mahr: "Das klingt schon sehr nach Mantafahrer.") Mitte vergangener Woche behauptet, dass die vier M+S-Niederlassungsleiter mit dem ehe- maligen M+S-Vertriebsvorstand Michael Erbe eine neue geschäftliche Unternehmung gründen werden. Die vier Manager wollten gegenüber ComputerPartner zu dieser Information keine Stellung beziehen. Sie machten grundsätzlich zu ihren Zukunftsplänen die Schotten dicht.

Gesprächiger zeigte sich dagegen Michael Erbe selbst. "Die Gerüchte sind absoluter Quatsch. Ich bin selbst vom Hocker gefallen, als ich das gehört hatte. Ich weiß beim bes-ten Willen nicht, was die vier planen", erklärt er gegenüber ComputerPartner. Erbe selbst steht noch unter einem Wettbewerbsverbot, das erst im Frühjahr 2001 endet. Was danach kommt, weiß er, wie er behauptet, noch nicht. Nur soviel: "Ich bin dem Unternehmen M+S noch immer sehr verbunden und werde sicher nichts tun, was der Firma schaden wird." Ob dieses Statement dazu ausreicht, die Ausweitung des Gerüchts auf den Fluren von M+S zu stoppen, ist allerdings fraglich. Denn was soll Erbe anderes sagen?

Sowohl er als auch die M+S-Vorstände Mahr und Puschendorf sind sicher, dass ein Konkurrent die vier Manager "rausgekauft" (Mahr) hat. Um wen es sich dabei handelt, weiß entweder keiner oder will es nicht sagen. Jedes der großen Sys-temhäuser in Deutschland kommt in Frage. Denn alle benötigen qualifiziertes Führungspersonal. Daher dürfte es Mahr auch nicht so leicht fallen, kurzfristig einen Ersatz für seine Niederlassungsleiter zu finden.

Doch genau diese guten Manager braucht er, um sein langfristiges Ziel zu erreichen. Wie dieses lautet, hat der M+S-Vorstandschef auf der Hauptversammlung am 12. September 2000 in Frankfurt den 600 angereisten Aktionären gesagt: "Die letzte Studie der unabhängigen Marktforschungsgruppe Lünendonk und ComputerPartner weist M+S als die Nummer zwei des IT-Marktes aus. Dies reicht uns, dem Vorstand der M+S, nicht aus. Dies reicht uns bei weitem nicht aus. Wir wollen die Nummer eins werden und auf Dauer bleiben!" Eine starke Aussage! Denn die Nummer eins, GE Compunet, setzte im vergangenen Geschäftsjahr 2,7 Milliarden Mark um und erzielte einen Gewinn von 112 Millionen Mark. Die Vergleichszahlen von M+S: 984 Millionen Mark Umsatz und 26 Millionen operativer Gewinn. (sic)

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