PC-Ware Information Technologies AG

Wie ein sächsisches Unternehmen den Weg nach oben schaffte

04.06.2000
Man mag es vielleicht nicht mehr hören, aber in vielen Köpfen spukt noch immer das Bild vom wirtschaftsfremden "Ossi". Die PC-Ware AG ist eines der Beispiele dafür, dass das einzig wirtschaftfremde daran eben dieses Denken ist.

"Wir waren immer da, wo der Markt am stärksten wächst. War das irgendwo nicht mehr der Fall, haben wir den Bereich konsequent abgeschafft", verrät Knut Löschke, Vorstandsvorsitzender der PC-Ware Information Technologies AG, das Geheimnis seines Erfolges. Und der kann sich sehen lassen. Wachstumsraten von 40 Prozent sind schließlich kein Pappenstiel.

Ein stetes Grundrauschen vorhanden

Als Löschke vor zehn Jahren startete, basierte sein Geschäft auf Software-Entwicklung und EDV-Beratung — und er war autorisierter KHK-Händler. Davon ist er derweil abgekommen. Heute ist PC-Ware der umsatzstärkste Microsoft-Select-Partner in Deutschland und verdient sein Geld zum einen mit Software-Asset-Management (SAM) - sprich der Verwaltung von Lizenzen - und zum anderen mit Service. "Die Lizenzverwaltung hat uns in Deutschland bekannt gemacht", erklärt der Vorstand, dessen Firma ihren Umsatz zu 60 Prozent im Bereich des öffentlichen Dienstes generiert, welcher "uns ein stetes Grundrauschen bringt".

Fit für neue Herausforderungen

Die aktuelle Marktentwicklung stets im Blick zu haben, das ist die Devise von Löschke. Und zur Zeit schreit alles nach E-Commerce. Deshalb gibt es bei PC-Ware seit dem vergangenen Jahr den neuen Geschäftsbereich New Technologies. Hier sitzen 15 Entwickler plus mehrere Freiberufler und entwickeln Kommunikationslösungen für den B2B-Bereich.

Entsprungen ist daraus vor allem die serverbasierende Content-Management-Lösung "In4meta" auf Microsoft-Basis. "Der Bereich macht besonders viel Freude", versichert Löschke und weiß das auch zu begründen: "Es gibt zwar viele Produkte in diesem Markt, aber nicht auf einer einheitlichen Plattform. Wir wollen das modular gestalten."

Wie man Anwender glücklich macht

Die hauseigenen Entwicklungen sollen das Hauptgeschäft keinesfalls ablösen, sondern unterstützen. Die Lizenzverwaltung ist dabei der dickste Brocken, sie macht 90 Prozent des Umsatzes und 50 Prozent des Gewinns vor Steuern aus. Der Wachstum in diesem Bereich liege bei 30 Prozent, so der PC-Ware-Chef. Den Rest an Umsatz und Gewinn könne der Service auf sich vereinen, der außerdem erfreuliche Steigerungs-raten von 100 Prozent habe.

Was zum Service gehört? "Wie man Anwender glücklich macht", nennt es Löschke und meint damit Software-Support vor Ort. Sein Unternehmen ist zudem eines von neun Microsoft-Support-Centern in Deutschland - und auch der Consulting-Bereich befindet sich im stetigen Wachstum.

Mit Stolz erzählt der Leipziger Geschäftsmann außerdem von der 1995 gegründeten PC-Ware-Akademie. "Die ist natürlich auch in Folge der Strukturschwäche unserer Region entstanden." Ausgebildet werden dort zum einen die Mitarbeiter der Kunden und zum anderen "eigene Leute nach eigenen Zielen". Kooperationen mit privaten und öffentlichen Bildungsinstituten sowie die Förderung durch den Europäischen Sozialfonds sichern die Zukunft der Institution.

Auch sonst wird Ausbildung in dem Unternehmen groß geschrieben: Zur Zeit seien 40 Praktikanten im Haus, die voll in Kundenprojekten mitarbeiteten. "Wir geben gerade Quereinsteigern große Chancen. Bei uns gibt es eine sehr, sehr bunte Mischung von Leuten", hält Löschke die Fahnen hoch für Offenheit bei der Einstellungspolitik.

Die enge Verbundenheit mit Microsoft macht dem Sachsen keine Bauchschmerzen: "Die Welt ist abhängig von Microsoft, und ich als Kaufmann muss diese Marktsituation reflektieren", ist er da ganz pragmatisch. "In fast zehn Jahren Partnerschaft haben wir natürlich so unsere Höhen und Tiefen erlebt, aber heute würde ich die Zusammenarbeit als freundschaftlich bezeichnen. Und wenn mal schlechte Software von Microsoft kam, war es eben unsere Aufgabe, diese beim Kunden funktionstüchtig zu machen", erklärt Löschke seine Sicht der Dinge. Arm wird er dank des Herstellers sicherlich nicht, liegt doch dessen Umsatzanteil beispielsweise bei den Schulungen bei 80 Prozent.

Fantasie und Substanz geboten

Für den September des vergangenen Jahres hatte PC-Ware eigentlich den Börsengang geplant, die damalige Kursentwicklung am Neuen Markt in Richtung abwärts hielt den Geschäftsmann aber erst mal davon ab. In diesem Sommer soll es nun so weit sein. Angesichts des zur Zeit viel diskutierten Börsentrubels, der vielleicht eines Tages im Crash enden könnte, meint Löschke: "Man muss sich im Klaren darüber sein, dass es dort ein Spiel ist. Wir haben ver-gleichsweise ein ziemlich gutes Standing. Ich muss mich ja fast entschuldigen, dass ich schon vor dem Börsengang Gewinn mache. Wir können sowohl Fantasie als auch Substanz bieten."

Für weitere Substanz soll ab Sommer auch eine neue Niederlassung in England sorgen. Bereits heute sind Mitarbeiter in Projekten auf der britischen Insel zu Gange. In Deutschland gibt es derzeit sieben Standorte neben Leipzig. (via)

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