Wie lange putzen sich Astra-Mitarbeiter die Zähne?

28.03.2002

Astra Datentechnik GmbH Chefredaktion

Geschäftsführung Tel.: 089/3 60 86-388

Herrn Guido Mumm Fax: 089/3 60 86-389

Max-Planck-Str. 15 E-Mail: dsicking@computerpartner.de

50354 Hürth München, 25.03.2002

Wie lange putzen sich Astra-Mitarbeiter die Zähne?

Sehr geehrter Herr Mumm,

#Ist Astra eine Sekte?#, fragte ComputerPartner-Online-Leser #Monty99# in der vergangenen Woche mit spöttischem Unterton. Die Frage bezieht sich auf unsere Online-Meldung über Astra vom Mittwoch vergangener Woche und die zahlreichen Kommentare von Astra-Mitarbeitern und -Kunden, die fast alle sehr positiv und zum Teil überschwänglich klingen. Ich weiss zwar nicht, wer Monty99 wirklich ist, aber eins steht fest: Ein Freund der Firma Astra ist er ganz sicher nicht. Er zählt zu denjenigen, die das Gerücht verbreiten, dass Astra momentan die Folgen des strammen Wachstumskurses in Form von mangelnder Liquidität zu spüren bekomme und daher in eine kritische Phase hineinschlittere.

Für Sie, sehr geehrter Herr Mumm, steht fest, aus welcher Ecke diese Gerüchtestreuer kommen: von den Wettbewerbern! Das Verbreiten negativer Meldungen über die Konkurrenz ist schließlich eine weit verbreitete Waffe im Kampf ums Dasein. Vor allem bei solchen Firmen, deren reguläre Waffen stumpf geworden sind. Manchmal ist an solchen Gerüchten etwas dran (zuletzt bei Elsa), manchmal aber auch nicht. Die Astra-Gerüchte, versicherten Sie mir bei Ihrem Besuch auf unserem Cebit-Stand, gehörten zur zweiten Kategorie. Ich will Ihnen bis zum Beweis des Gegenteils gerne glauben. (Mehr zu diesem Thema in unserem Artikel auf Seite 52 dieser Ausgabe.)

Eine Sekte ist Astra wohl nicht, aber es gibt ein paar Dinge, die das Unternehmen von anderen unterscheidet. Das ist zum einen der ungeheure Arbeitseinsatz der Beschäftigten. Rund 80 Telefonate führt jeder Ihrer 100 Sales-Mitarbeiter pro Tag, was mir sehr viel vorkommt. Schulungen werden abends nach 19 Uhr durchgeführt. Das Grundgehalt ist niedrig, der variable Anteil hoch, das sorgt für die nötige Motivation der Verkäufer.

Auch die Geschäftsführung liegt nicht auf der faulen Haut. Sie selbst sagten mir, dass Sie zirka 100 Stunden in der Woche arbeiten. Ich habe mal kurz nachgerechnet: Bei einer 5-Tage-Woche würden Sie 20 Stunden pro Tag arbeiten, aber Sie haben sicher keine 5-Tage-Woche. Wenn Sie 6 Tage pro Woche im Dienst sind, dann kommen Sie auf knapp 17 Stunden pro Tag. Da muss man die Zeit fürs Zähneputzen schon stark verkürzen und das Schlaftempo erhöhen. Wenn Sie sich gar keinen Tag Pause gönnen und auch noch am Sonntag schuften, dann sind Sie noch immer 14 Stunden pro Tag im Einsatz. Damit wären Sie von der Internet-Verfügbarkeit 24/7 (24 Stunden an 7 Tagen) gar nicht mehr so weit weg. Wie schafft man so etwas? Sie versicherten mir zwar, dass dieser enorme Einsatz für Sie keine Belastung sein, weil Ihnen Ihre Arbeit einfach Spaß mache (Sie benutzten in diesem Zusammenhang das Wort #geil#), aber ich frage mich schon, wie lange so etwas gut geht. Auch Tätigkeiten, die einem Spaß machen (oder die man #geil# findet), können einen auf die Dauer ganz schön fertig machen, wenn man sie zu exzessiv betreibt.

Apropos Internet: Das war der andere Punkt, den ich interessant fand und der ebenfalls ein Faktor für die beachtliche Umsatzentwicklung bei Astra ist. Während andere Distributoren versuchen, ihre Kunden auf das elektronische Bestellen umzuleiten, bauen Sie ihre Vertriebsabteilung aus. Sie haben einen schönen Satz gesagt, den ich mir mitgeschrieben habe: #Verkaufstechnisch gesehen#, sagten Sie, #verkaufstechnisch gesehen hat das Web nur Nachteile.# Warum? Auf den Punkt gebracht aus dem Grund, dass der Verkäufer aus Fleisch und Blut seinen Kunden einfach mehr verkaufen kann als das Internet. Das leuchtet mir ein.

Für mich ist Astra ein Beispiel dafür, dass die Branche lebt und in Bewegung ist. Gestern noch in der Kreisklasse der Distribution, spielt das Unternehmen heute bereits in der zweiten Bundesliga. Auch die großen Broadliner wissen inzwischen, wo Hürth liegt. Nämlich bei Köln. Das ist auch ein Vorteil für die Astra-Mitarbeiter. Denn das Schicksal des Fußballvereins 1. FC Köln (letzter Tabellenplatz in der Bundesliga) sollte ihnen eine Warnung sein # nämlich dafür, dass es nicht immer nur nach oben geht, sondern dass man auch wieder absteigen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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