IBM Partnerkonferenz 2014

Wie sich IBM nach dem Lenovo-Deal ausrichtet

Regina Böckle durchforstet den Markt nach Themen, die für Systemhäuser und Service Provider relevant sind - oder es werden könnten - und entwickelt dazu passende Event-Formate.
Im Geschäft der Zukunft - Cloud, Big Data, Mobile und Social - können Partner nur erfolgreich sein, wenn sie kooperieren, lautete IBMs Botschaft auf der Partnerkonferenz in Stuttgart. Viele Partner machen das schon.
Stephan Wippermann, Vice President der IBM Geschäftspartnerorganisation in der DACH-Region
Stephan Wippermann, Vice President der IBM Geschäftspartnerorganisation in der DACH-Region
Foto: IBM

Es war das beherrschende Thema in den Vortragspausen der IBM-Partnerkonferenz Ende Januar - und doch keine Sensation: der milliardenschwere Server-Deal von IBM und Lenovo. Zu oft war im vergangenen Jahr bereits spekuliert worden, IBM könnte sich von der x86-Server-Sparte trennen.

Kalt erwischt hatte die Vereinbarung beider Hersteller, die nur wenige Tage vor der Partnerkonferenz in Stuttgart publik wurde, keinen der Partner. Dass auch die Intel-basierten FlexSysteme mit zu Lenovo wandern, die IBM erst vor knapp eineinhalb Jahren auf den Markt gebracht hatte, erstaunte nur auf den ersten Blick. Das sei letztlich nur konsequent, so der allgemeine Konsens. Trotzdem: die Breakout Sessions zu x86-Themen auf der Partnerkonferenz waren überfüllt.

Der Zeitpunkt der Ankündigung hatte indes auch das Management hierzulande überrascht. Einige Präsentationen mussten angepasst werden, und bei IBM-Channelchef Stephan Wippermann glühte das Telefon. "Die Reaktion der Partner waren durchwegs positiv aufgrund der guten Erfahrungen, die Partner bereits mit dem Verkauf der PC-Sparte an Lenovo gemacht haben", berichtet er. Natürlich werde der Wettbewerb versuchen, die Gunst der Stunde zu nutzen. Aussichten auf Erfolg hätten die zu erwartenden Abwerbungsversuche kaum: "Das x86-Team wird weiter an seinen ursprünglichen Zielen gemessen und wird deshalb genauso engagiert agieren wie bisher", versprach der Manager. Bis zum Tag der Übernahme wird sich für Kunden und Partner nichts ändern: "Wir werden den Übergang reibungslos gestalten." Künftig wird sich IBM allerdings auf die Weiterentwicklung der PowerSystems konzentrieren.

Eckdaten zum Server-Deal mit Lenovo

-Alle Intel-basierten Systeme inklusive Software, Blade-Netzwerken und Wartungsdiensten: xBlade Server, Systemx, FlexSystem Blade Server & Switches, x86-basierte Flex Integrated Systems, NextScale Server, iDataPlex-Server
- Lenovo will alle weltweit für diese Sparte verantwortlichen 7.500 Mitarbeiter übernehmen.
-zMainframes, PowerSystems, StorageSystems, Power-basierte Flex Server, Pure-Application- und Pure Data Appliances
- Windows- und Linux-Software-Plattformen für x86-Systeme warden von IBM weiterentwickelt.
- OEM & Reseller-Vereinbarung
Für folgende Systeme wird IBM in einer nicht näher definierten Übergangszeit die Wartungsdienste für Lenovo übernehmen:
- Einstiegs & Midragene Storwize Disk StorageSysteme, Tape Storage Parallel File System Software, SmartCloud-Einstiegsangebote, Teile des Software-Portfolios (unter anderem System Director und Platform Computing Software)

Cloud und White-Lable-Server kabbern an den Umsätzen

Zu den hinlänglich bekannten Gründen für den Verkauf äußerte sich IBM auf der Konferenz eher der Vollständigkeit halber: Das volumenträchtige x86-Geschäft passe eher zu Lenovo, mit dem man die langfristige, strategische Kooperation fortsetzen wolle. IBM werde sich auf höherwertige Leistungen rund um die Themen Cloud, Big Data, Social und Mobile konzentrieren - diese Botschaft hatte IBM bereits in den vergangenen zwei Jahren vermittelt.

Über eine weitere mögliche Ursache für den Verkauf schwieg sich IBM allerdings aus: Weltweit betrachtet sinken die Umsätze mit Server-Hardware nicht nur, weil die Virtualisierungtechnologie den Kauf zusätzlicher Hardware oft überflüssig macht. Vielmehr schwinden auch die Umsätze mit den Großabnehmern im Service-Provider-Umfeld. Denn viele von ihnen, allen voran Google, Amazon Web Services und Facebook bauen ihre Hardware-Infrastruktur selbst. Und dieser Trend wird sich fortsetzen, darin sind sich die Analysten einig.

Der Vormarsch der White Label Server gräbt damit den traditionellen Herstellern das Wasser ab. Wie IBM bekommen das Dell, HP, Oracle und Fujitsu ebenso zu spüren. Für Cisco wird die Entwicklung vermutlich weniger an den Absätzen mit UCS-Servern spürbar werden, aber den Trend zur Virtualisierung der Netzwerke dürfte den Hersteller in seinem Kerngeschäft ebenfalls treffen.

Die Ausfälle im Volumen-Segment für Server durch steigende Verkäufe an Unternehmenskunden zu kompensieren, wird nicht möglich sein. Denn dem wirken der Vormarsch der Virtualisierungstechnologie, gekoppelt mit der zunehmenden Verlagerung von Infrastruktur-Ressourcen in die Cloud entgegen.

60 Prozent der Unternehmen werden im laufenden Jahr Cloud-Dienste in ihre IT-Umgebung einbinden, schätzt das Analystenhaus Gartner. Bis 2017 soll der Markt für Cloud Computing weltweit sogar die Grenze von 244 Milliarden US-Dollar überschreiten.
Von diesem Kuchen will und muss sich IBM künftig ein größeres Stück sichern. Zumal von der Abwanderung in die Cloud bislang vor allem Amazon Web Services profitiert hat, was die Situation für die etablierten Hardware-Hersteller nicht einfacher macht.

IBM hat also auch unter diesem Aspekt mit dem Verkauf der x86-Sparte eine klare Entscheidung getroffen. Konsequenterweise wird jetzt das Cloud-Geschäft in Kombination mit den flankierenden Themen Big Data, Mobile und Social vorangetrieben.

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