Unterwegs zu einer neuen Führungskultur

Wie Systemhäuser Fachkräfte gewinnen und binden

Lukas Leist studierte Wirtschaftsinformatik an der TU Darmstadt und ist als freier Journalist auf IT- und Managementthemen spezialisiert. Er arbeitet für die PRofilBerater GmbH, Darmstadt.

Führungsmaximen formuliert

Was dies konkret bedeutet, definierten Führungskräfte und Mitarbeiter 2013 in einem Workshop zum Werte- und Führungsverständnis. Außerdem wurden Erfolgsfaktoren formuliert, an denen sich Führung orientieren soll. Entschieden wurde: Der Fokus der Führungsarbeit soll darauf liegen, für die Mitarbeiter die Freiräume zu schaffen, die zur Entfaltung ihres Potenzials sowie zum eigenständigen Arbeiten erforderlich sind.

Darüber hinaus sollen die Führungskräfte die Kompetenzentwicklung ihrer Mitarbeiter unterstützen. Als Erfolgsfaktoren für das Wachstum einer solchen Führungskultur gelten: eine hohe Transparenz und Beteiligung der Mitarbeiter sowie regelmäßige Feedbackgespräche der Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern.

In dem Ranking der kundenfreundlichsten Systemhäuser mit Jahresumsatz zwischen 50 und 250 Millionen Euro errang Orbit in der COMPUTERWOCHE-Systemhausstudie 2017 den siebten Rang. 2016 hat es noch für Platz 2 gereicht.
In dem Ranking der kundenfreundlichsten Systemhäuser mit Jahresumsatz zwischen 50 und 250 Millionen Euro errang Orbit in der COMPUTERWOCHE-Systemhausstudie 2017 den siebten Rang. 2016 hat es noch für Platz 2 gereicht.
Foto: ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH

An diesen Faktoren sollte auch die Qualität der Führung künftig gemessen werden. Um dies zu gewährleisten, wurden die Führungsfokus-Leitlinien und die dazu passenden Erfolgsfaktoren den damals 120 Orbit-Mitarbeitern mitgeteilt. Parallel dazu wurden den Führungskräften - inklusive der Geschäftsführung - das entsprechende Verständnis und die erforderlichen Skills vermittelt, um die Mitarbeiter gemäß den formulierten Erfolgsfaktoren zu führen.

Führungskräfte mit neuem Selbstverständnis

Als Instrument hierzu diente die Kulturzwiebel des Organisationsanthropologen Geert Hofstede, dem zufolge es letztlich die gemeinsamen Grundannahmen, Werte und Normen sind, die das (Führungs-)Handeln in einer Organisation prägen. Also müssen sich Unternehmen, die ihre (Führungs-)Kultur nachhaltig verändern möchten, auch intensiv mit dem Thema "Werte" befassen.

Laut Aussagen des heutigen Orbit-Geschäftsführers Andreas Baumann betrat das Unternehmen damit Neuland, da es zuvor dort keine Führungskräfteweiterbildung gab. Diese Weiterbildung ist laut Kissel jedoch eine zentrale sowie unverzichtbare Säule des Prinzips der minimalen Führung, denn: "Die Führungskräfte müssen sich ebenso wie ihre Mitarbeiter als Lernende begreifen und sich regelmäßig fragen, wie sie ihre Wirksamkeit in der Organisation, also ihre Performance steigern können."

Orbit-Geschäftsführer Andreas Baumann: "Führungskräfte müssen sich ebenso wie ihre Mitarbeiter als Lernende begreifen."
Orbit-Geschäftsführer Andreas Baumann: "Führungskräfte müssen sich ebenso wie ihre Mitarbeiter als Lernende begreifen."
Foto: ORBIT Gesellschaft für Applikations- und Informationssysteme mbH

"Am Anfang waren Führungskräfte und Mitarbeiter skeptisch - kein Wunder denn sie hatten ja jahrelang negative Erfahrungen gesammelt und in den Teeküchen geteilt", erinnert sich Klaus Kissel. Letztendlich konnte diese Skepsis aber überwunden werden, "unter anderem weil die Geschäftsführung das neue Verhalten vorbildhaft vorlebte".

Um das gewünschte Führungsverständnis und -verhalten in der Organisation zu verankern, finden bei Orbit seit 2014 jährlich Seminare für Führungskräfte statt, in denen das Führen von Mitarbeiter- und Feedback-Gesprächen trainiert wird.

Auch neue Führungskräfte werden entsprechend geschult. Bei sogenannten Supervisionssitzungen reflektieren die Geschäftsführung und die Bereichsleiter zudem mit Klaus Kissel regelmäßig die Führungsstruktur und -kultur im Unternehmen; außerdem definieren sie Fokusprojekte, die den langfristigen Zielen des Systemhauses dienen.

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