Das Urteil der Marktforscher

Wie Wearables die Unternehmen verändern

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Für viele könnten Wearables das nächste große Ding sein, das nach Tablets und Smartphones der IT-Industrie Umsatz bringt. Noch wichtiger ist ein anderes Aspekt: Wearables könnten die Unternehmensprozesse noch stärker verändern als der ByoD-Trend.
Fitte Mitarbeiter als Sparpotenzial? Mit Wearables, die Vitalfunktionen erfassen, können Unternehmen in Zukunft in einigen Ländern die Kosten für die Krankenkassenprämien senken.
Fitte Mitarbeiter als Sparpotenzial? Mit Wearables, die Vitalfunktionen erfassen, können Unternehmen in Zukunft in einigen Ländern die Kosten für die Krankenkassenprämien senken.
Foto: Zephyr

Auf der Suche nach dem nächsten großen Ding das der Elektronikindustrie in den nächsten Jahren Umsätze beschert, zeichnet Andreas Gentner, Partner und Leiter TMT EMEA bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte einer eher düsteres Bild: Die Klassiker wie PCs, TVs, Konsolen, Smartphones und Tablets werden, so die "Deloitte TMT Predictions", die nächsten zehn Jahre stagnieren. Hoffnung geben dagegen die Wearables, die in den Augen von Gentner schon heute für milliardenschwere Umsätze gut sind. Für 2014 rechnet man bei Deloitte damit, dass der weltweite Umsatz mit diesen Produkten die fünf Milliarden Dollar-Grenze überschreitet.

Und dabei sind Wearables, so Forrester-Analyst J. P. Gownder in dem Bericht "The Enterprise Wearables Journey" kein reines Consumer-Phänomen. Vielmehr hätten sie das Potenzial, die Art und Weise wie Unternehmen arbeiten komplett zu verändern. Die Auswirkungen müssen sich dabei nicht gleich auf ganze Prozessketten erstrecken, sondern können auch nur einzelne Bereiche betreffen - etwa die Gesundheitsfürsorge im Unternehmen. So zeigt Gownder exemplarisch in der Forrester-Analyse "Building A Fitter Business With Wearables" wie etwa "Quantified Selfs" - so heißen die Smartwatches und mit Sensoren bestückte Armbänder und Ähnliches für Fitness- und Gesundheitsbewusste - für Unternehmen einen Mehrwert haben. In Berufen mit hohen körperlichen Belastungen während des Einsatzes - etwa bei der Feuerwehr oder der Polizei - könnten so die Vitalfunktionen kontrolliert werden, um schädigende Überlastungen zu vermeiden. Aber auch ganz allgemein könnte sich der Einsatz solcher Quantified Selfs für die Unternehmen auszahlen, wenn sie etwa für sportlich aktive Mitarbeiter geringere Prämien für die Krankenversicherung zahlen müssten, so Gownder weiter.

Wearables können sowohl in der realen als auch der virtuellen Arbeitswelt für mehr Effizienz sorgen.
Wearables können sowohl in der realen als auch der virtuellen Arbeitswelt für mehr Effizienz sorgen.
Foto: Forrester Research

Allerdings ist dies ein Szenario, das sich so aufgrund der unterschiedlichen Gesundheitssysteme sicherlich nicht Eins zu Eins auf jedes Land übertragen lässt. Zumal Gownder bezweifelt, dass sich der ByoD-Trend, wie wir ihn bei Tablets und Smartphones erlebt haben, in dieser Form bei den Wearables wiederholt. Forrester-Analyst Gownder ist vielmehr überzeugt, dass sich hier vom Unternehmen bereitgestellte Devices durchsetzen, da diese besser auf das jeweilige Einsatzgebiet angepasst seien als Consumer Devices. Und dabei ist der Einsatz nicht nur auf das Gesundheitswesen beschränkt, sondern betrifft alle Bereich wie etwa die Logistik. die Entwicklung, die Wartung oder den Außendienst.

Der Siegeszug der Wearables im Enterprise wird Gownder zufolge rund ein Jahrzehnt dauern. Bis 2016 rechnet er nur mit ersten Pilotanwendungen, bevor das Thema dann zwischen 2017 und 2019 den Mainstream erreicht. Zwischen 2020 und 2024 würde ihre Verwendung dann zum Unternehmensalltag gehören. Dennoch, so warnt Gownder, sei diese lange Zeitspanne kein Grund für die IT-Abteilungen sich auszuruhen. Vielmehr müssten sie bereits heute beginnen, zu prüfen, wo ihre Software auf die Verwendung dieser neuen Art von Sensoren und Eingabegeräte anzupassen ist.

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