Apple Pay Later

Wie wichtig ist das neue Bezahlsystem?

Stephan Wiesend schreibt für die Computerwoche als Experte zu den Themen Mac-OS, iOS, Software und Praxis. Nach Studium, Volontariat und Redakteursstelle bei dem Magazin Macwelt arbeitet er seit 2003 als freier Autor in München. Er schreibt regelmäßig für die Magazine Macwelt, iPhonewelt und iPadwelt.
Mit einem neuen Bezahlsystem tritt Apple in Konkurrenz zu zahlreichen "Buy Now, Pay Later"-Diensten – könnte sich aber vor allem viel Ärger einhandeln.
Apple Pay Later
Apple Pay Later

Während der Keynote wurde von Apple auch ein neues Bezahlsystem vorgestellt. Apple Pay Later basiert auf Apple Pay und ermöglicht das Bezahlen in Raten: Kauft man beispielsweise ein Pad, kann man den Gesamtbetrag in bis zu vier Raten zahlen – die über sechs Wochen verteilt abgebucht werden – ohne Mehrkosten. Angeboten wird die neue Bezahloption vorerst nur in den USA, ab September. Der Betrag ist außerdem auf 1.000 Dollar gedeckelt.

Die Bank Goldman Sachs stellt zwar für Apple ein Zertifikat von Master Card zur Verfügung, Apple will aber Aufgaben wie Bonitätsprüfung und Kreditvergabe selbst übernehmen und hat dazu offenbar ein eigenes Tochterunternehmen namens Apple Financing LLC gegründet. Für die Zahlungen selbst bürgt Apple und will für die Prüfung der Bonität auch Daten der Apple ID auswerten – etwa das Zahlungsverhalten. Erst im März hatte Apple das englische Fintech-Unternehmen Credit Kudos übernommen, das auf diese Art von Prüfungen spezialisiert ist.

Dies hat vor allem bei Anlegern und den Wirtschaftsmedien für Aufsehen geregt, da sich hier Apple in einen heiß umkämpften Markt einmischt, der als BNPL oder "Buy Now, Pay Later" genannt wird. Wir wollen hier keine Anlageberatung bieten, die Hintergründe sind aber recht interessant. Auf solche Ratenzahlungen spezialisierte Firmen wie Affirm, Afterpay oder Pay Later wurden an der Börse noch vor kurzem mit Milliardenbeträgen bewertet, diese Bewertungen sind aber in den letzten Monaten stark ins Rutschen gekommen. Laut der Finanzseite Barrons hat etwa allein die Ankündigung von Apples beim Anbieter Affirm zu einem Kursverlust von 5,5 Prozent geführt. Ob Apple aber selbst stark von dem neuen Angebot profitieren wird, ist offensichtlich umstritten. So sieht etwa mancher allein schon in diesem neuen Dienst einen Grund, sofort Apple-Aktien zu kaufen, völlig anders sehen dies Fachleute wie Karen Webster auf Seeking Alpha – die auf Apple viele kommende Probleme zukommen sieht.

So werde BNPL vor allem von jüngeren Menschen mit niedrigem Einkommen genutzt, was Apple in Zeiten einer wohl kommenden Rezession noch viele Probleme bereiten könnte. Die Akzeptanz der Kunden ist schwer einzuschätzen, vor allem weil Anbieter wie Paypal einen enormen Kundenkreis aufgebaut haben. Vorerst wird Apple Pay Later außerdem nur bei Online-Käufen verfügbar sein, nicht im Einzelhandel. Hier hat laut Bericht Apple Pay allgemein Akzeptanzprobleme. So weigert sich Apple zudem, den NFC-Chip des iPhones für andere Anbieter wie Paypal zu öffnen ( auch wenn es auch in Europa Druck von der EU gibt) und konkurriert nun offen mit Anbietern, die bisher hohe Gebühren an Apple zahlen. Auch die Auswertung von Kundendaten durch Apple sollte bei vielen Datenschützern noch für Ärger sorgen.

Unsere Meinung

Apple Ankündigung, eine Art Ratenzahlung anzubieten, hat für viel Aufsehen gesorgt. Möglicherweise erhöht dies die Akzeptanz von Apple Pay und bringt Apple zusätzliche Einnahmen. Es ist aber ein stark umkämpftes Geschäftsfeld und ebenfalls gut möglich, dass Apple von dem neuen Angebot nur sehr begrenzt profitieren wird. Für Kunden ist der Dienst interessant, könnte für Apple zusätzlichen Ärger bringen – unter anderem mit Datenschutzbehörden und konkurrierenden Diensten. (Macwelt)

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