Windows-Tipp

Windows-Explorer stürzt ab - So lösen Sie das Problem

Mehr über Hermann Apfelböck erfahren Sie unter http://apfelböck.de.
Im Falle des Falles genügt ein Rechtsklick auf eine Datei und der Explorer hängt für lange Sekunden oder stürzt gar ab. Kein Programm, kein Virus ist schuld – denn es wurde nichts geladen. Hier lesen Sie, woran es liegt und was dagegen zu tun ist.

Im Kreise von Apple- oder Linux-Usern ist es unklug, sich über den Windows-Explorer zu beklagen. Da ernten Sie nur Häme über eine „dumme“ System-Shell. Tatsächlich ist der Explorer eine extrem anpassungsfähige Oberfläche inklusive Dateimanager, der die gesamte installierte Software integriert. Allerdings muss er aufgrund seiner Verbreitung und der Legionen von Windows-Programmen mehr aushalten als Mac-OS X oder Linux. Wenn der Explorer hängt, liegt es oft an Shell-Erweiterungen oder Netzwerkverweisen, deren Pfade ins Nichts führen. Hier reagiert der Explorer in der Tat empfindlich und die Suche nach der Ursache ist nicht ganz trivial.

Netzwerkbremsen lösen

Wo immer Sie Software oder Daten automatisch von einem Netzlaufwerk beziehen, wird das zur Explorer-Bremse, sobald diese Netzressource nicht verfügbar ist. Ursache sind oft Einträge in der Registry oder auch nur Verknüpfungen, die auf nicht mehr gültige Netzpfade verweisen. Bei lokal fehlenden Ressourcen beschwert sich der Explorer sofort, nicht so bei falschen Netzwerkpfaden: Nach Rechts- oder Linksklicks reagiert die Shell mit Aussetzern bis hin zum Absturz („Keine Rückmeldung“).


Der Fehler ist genau dort zu lokalisieren, wo der Explorer hängt – entweder in einem Ordner, der ziellose Netzwerk-Links enthält, oder in einem Kontextmenü mit defektem Eintrag. Obsolete Netzwerkadressen in Ordnern, etwa auch im „Schnellzugriff“ („%userprofile%\ Links“) oder auf PC-Ebene („%appdata%\Microsoft\ Windows\Network Shortcuts“) sind leicht zu korrigieren. Bei fehlerhaften Kontextmenüs hilft die manuelle Suche in der Registry (mit Regedit.exe), die gar nicht so schwerfällt: Stellen Sie zunächst die Dateiextension des Objekts fest, welches den Explorer bremst. Dafür ist es unentbehrlich, den Explorer unter „Ansicht -> Optionen -> Ansicht“ zur Anzeige der „Erweiterungen“ zu zwingen. Die fragliche Extension ist dann in der Registry unter „Hkey_ Classes_Root“ (HKCR) zu finden und über den Eintrag „(Standard)“ mit einem Dateityp verknüpft, den Sie ebenfalls unter HKCR finden. Hier sind Sie dann richtig und sehen unter „shell“ mindestens einen, meist mehrere Einträge, die wiederum einen „command“-Schlüssel enthalten. Prüfen Sie alle „Commands“ auf fehlerhafte UNC-Pfade (beginnend mit „\\“) und nicht verbundene Netzlaufwerke („n:\.“), die Sie entweder löschen oder korrigieren.

Defekte Shell-Erweiterungen finden

Mit Shell-Erweiterungen integrieren sich zahllose Programme in den Explorer. Beispiele sind etwa Kontextmenüs für Office-Dateien oder für Packerarchive mit dem Ziel, dass der Anwender Winrar oder Excel über den zentralen Explorer starten kann. Das ist bequem und erspart dem Nutzer das Wissen um die zuständige Software. An sich verträgt der Explorer eine Menge solcher Erweiterungen. Anders sieht es aus, wenn Shell-Erweiterungen auf nicht mehr existierende Pfade verweisen. In der Regel können Sie bei der Installation der Software entscheiden, ob und mit welchen Shell-Erweiterungen sich ein Programm in den Explorer einklinken soll. Nachträglich hilft meist der Blick in die Programm-„Optionen“, um überflüssige Kontextmenüs einer Software wieder zu entsorgen.

Shellexview ist bei Explorer-Hängern gegenüber Autoruns das einfachere und handlichere Werkzeug.
Shellexview ist bei Explorer-Hängern gegenüber Autoruns das einfachere und handlichere Werkzeug.

Eine systematische Analyse bieten die Tools Shellexview und Autoruns.

Shellexview ist auf Shell-Erweiterungen spezialisiert und für diese Aufgabe das handlichere Werkzeug: Es zeigt alle eingetragenen Shell-Erweiterungen an. Bei Microsoft-eigenen Erweiterungen dürfen Sie in der Regel davon ausgehen, dass diese ihr Handwerk beherrschen. Daher ist es ein guter Filter, diese unter „Optionen“ mit „Hide All Microsoft Extension“ auszublenden. Was als deutlich reduzierter Rest bleibt, können Sie versuchsweise mit der Taste F7 deaktivieren. Danach nutzen Sie den Explorer und beobachten Erfolg oder Misserfolg der Aktion. Deaktivierte, aber offenbar unschuldige Shell-Erweiterungen kann Shellexview auch wieder einschalten (F8).

Wenn Sie eine Explorer-Bremse eindeutig identifiziert haben, bietet Shellexview auch den direkten Sprung in die Registry (F2), um den Eintrag dort zu beseitigen. F2 hilft aber auch, um Registry-Fehler manuell zu korrigieren. Die maßgebliche Datei (oft vom Typ DLL) zeigt das Tool ebenfalls mit komplettem Pfad an, so dass es nicht schwerfällt, auch diese zu entsorgen. Autoruns ist das komplexere Werkzeug, da es sämtliche Komponenten zeigt, die Windows automatisch lädt oder als geplante Tasks zeitgesteuert auslöst. Shell-Erweiterungen finden Sie auf der Registerkarte „Explorer“, jedoch empfehlen wir hierfür das übersichtlichere Shellexview. Autoruns ist aber mit seiner umfassenden Analyse ideal, um fehlerhafte oder unnötige Programmstarts zu finden und zu beseitigen. Dabei ist die sehr umfangreiche Gesamtschau der Registerkarte „Everything“ durchaus benutzbar, wenn Sie unter „Option“ den Filter „Hide Microsoft Entries“ setzen. Achten Sie in der Liste auf gelb markierte Einträge, die fehlende Komponenten anzeigen und somit bei jedem Systemstart ins Leere führen. Rot markierte Einträge indizieren nur eine fehlende Herstellersignatur und sind meistens unbedenklich. Alle Einträge lassen sich, sofern Autoruns mit Administratorrechten gestartet wurde, mit dem Kontrollkästchen links deaktivieren oder mit Strg-D löschen. Beide Aktionen betreffen ausschließlich die Registry, die Dateikomponente lässt sich nach Rechtsklick auf einen Eintrag und „Jump to Image“ orten und manuell löschen.

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