Windows versus Symbian: Die Jagd wird hart

21.11.2002

Microsoft hat sich eine neue Spielwiese ausgesucht: den Handymarkt. Seit kurzem ist das erste Handy mit Windows für Smartphones, das SPV, auf dem Markt. Schon im Weihnachtsgeschäft sollen 200.000 Stück des von HTC gefertigten "SPV" vom englischen Netzbetreiber Orange unter die Leute gebracht werden. Während der nächsten zwei Jahre ist ein Abverkauf von einer Million Stück pro Quartal geplant - unterstützt durch ein stattliches Werbebudget von 25 Millionen Dollar. Das Ziel: Microsoft will Windows für Smartphones zur Standardplattform für die neue Handygeneration machen. Trotz der Vehemenz, mit der Microsoft sich dieses neue Geschäftsfeld vornimmt, wird sich der Softwaregigant schwer tun, mit seinem Betriebssystem für Taschentelefone in dem Umfang Fuß zu fassen, wie es geplant ist.

Zum einen hat sich Mircosoft einen mächtigen Gegner ausgesucht. Die Plattform Symbian, gegen die Windows für Smartphones antritt, hat eine Herstellergemeinde hinter sich stehen, die bis zu 80 Prozent aller Handys gestellt hat. Die Symbian-Anhänger haben den Redmondern bislang eine klare Absage erteilt. Sie werden das Microsoft-Betriebssystem nicht in ihre Endgeräte einbauen. Einzige Ausnahme: Samsung, das im ersten Quartal ein Microsoft-Handy herausbringen will.

Dazu kommt, dass der TK-Kunde anders funktioniert als der PC-Kunde. Man hat immer wieder gesehen, dass der Gates-Konzern fehlerhafte Produkte auf den Markt warf. Es schien oft so, als ob Microsoft die eigentlichen Betatests von den Endkunden vornehmen lässt. Dies wird bei Handys nicht funktionieren, denn dort herrscht noch keine Abhängigkeit von Microsoft-Produkten. Das vorrangige Argument des Herausforderers für seine Plattform ist die Windows-Synchronisation. Das alleine wird aber nicht reichen. Bislang ist nicht erkennbar, was das Handy-Windows besser kann als Symbian. Natürlich wird sich Symbian bei der Anpassung an Windows immer schwerer tun als Microsoft selbst. Aber auch die MS-Plattform bietet im Moment noch keine perfekte Anbindung an Office-Applikationen. Farbe, Bilder, Videos und Spiele - das beherrscht auch Symbian.

Zudem macht Microsoft Fehler. Die Redmonder haben ihre Lizenzgewohnheiten aus der PC-Welt beibehalten und legen ihren Partnern so wenig wie möglich vom Quellcode offen - ganz nach dem Motto: Verrate so wenig wie möglich, dann kann dir niemand was wegnehmen. Dass die Lizenzbedingungen für Microsofts Hardwarepartner kein Zuckerschlecken sind, zeigt der Frontenwechsel Sendos von Windows zu Symbian. Die Beerdigung des Z100 ist dem kleinen Handyhersteller - der 18 Monate einer der wichtigsten Microsoft-Mitstreiter war - sicher nicht leicht gefallen. Die Begründung, bei Symbian könne man wenigstens den Quellcode einsehen, spricht Bände. Doch Microsoft braucht die Partnerschaft mit den Handyherstellern, um die Netzbetreiber von seiner Plattform zu überzeugen. Denn ohne Endgeräte der Hersteller gibt es keine Dienste der Netzbetreiber, und ohne Dienste braucht niemand Windows für Smartphones. Zugegeben: Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Microsoft sich schon so manchen Markt unter den Nagel gerissen hat. Ein gutes Beispiel dafür ist das Schicksal von Netscape. Nachdem die Redmonder das Internet für sich entdeckt hatten, dauerte es nicht lange, und der ehemalige Marktführer im Browser-Segment musste die Segel streichen. Aber ob es gelingt, auch Symbian in eine Nische zu verdrängen, ist fraglich und hängt maßgeblich davon ab, ob Microsoft sowohl Partnern als auch Kunden mit seinem Betriebssystem für Smartphones für Windows echten Mehrwert bringt.

Gabriele Nehls

gnehls@computerpartner.de

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