Winterfrust beim Handel: Das Christkind war geizig

02.07.1997
MÜNCHEN: Private Kaufkraft? Geschäftliche Investitionsaktivitäten? Davon gab es nur wenig zu sehen im Dezember, das Jahresendgeschäft 1996 lief für den Computerfachhandel schlicht lahm. Zwar stiegen im Vergleich zum November die Umsätze etwas an, doch allgemein macht sich unübersehbare Depression breit: Für das nächste Quartal, die Monate vor der CeBIT, erwarten die befragten IT-Fachhändler ein Umsatzminus von 16 Prozent.Umsatzentwicklung im IT-Handel (Gesamt)

MÜNCHEN: Private Kaufkraft? Geschäftliche Investitionsaktivitäten? Davon gab es nur wenig zu sehen im Dezember, das Jahresendgeschäft 1996 lief für den Computerfachhandel schlicht lahm. Zwar stiegen im Vergleich zum November die Umsätze etwas an, doch allgemein macht sich unübersehbare Depression breit: Für das nächste Quartal, die Monate vor der CeBIT, erwarten die befragten IT-Fachhändler ein Umsatzminus von 16 Prozent.Umsatzentwicklung im IT-Handel (Gesamt)

Ein Minus von sieben Prozentpunkten gegenüber den Umsätzen im Dezember 1995 spricht Bände: Die Stimmung im Handel wurde zusehends frostiger, weil offenbar die Finanzen ihrer Kundschaft eingefroren wurden. Das ist vielen in der Branche so auf den Magen geschlagen, daß sie für das Quartal Januar, Februar und März nur schwarz sehen: Nach Einschätzung der Befragten werden die Umsätze in diesen Monaten durchschnittlich um 16 Prozent unter den Wert von Dezember 1995 sinken. Das wären dann immerhin nochmal neun Prozent weniger als das ohnehin schon dünne Dezember-96-Ergebnis.

IT-Umsatzentwicklung im Monatsvergleich (fortlaufend)

Der Dezember 1996 lief von der Umsatzentwicklung her besser als der November. Aber das ist auch kein Kunststück. Das Weihnachts- und Jahresendgeschäft hielt wenig positive Überraschungen bereit, und wer auf ein Wunder gehofft hatte, wurde enttäuscht. Um die Kaufkraft und Investitionsbereitschaft der Unternehmen und IT-Kundschaft war es schonmal besser bestellt.

Umsatzentwicklung der Systemhäuser

Gegenüber Dezember 1995 mußten die Systemhäuser zum Jahresende 1996 einen Umsatzrückgang von fünf Prozent hinnehmen, stehen aber im Vergleich mit den anderen IT-Anbietern noch am besten da. Das liegt daran, daß den Geschäftskunden ihre Steuerschuld vor Jahresende bekanntlich unter den Nägeln brennt. Zudem, so gaben viele der Befragten an, seien bereits die ersten Abschläge für neue Projekte bezahlt worden.

Umsatzentwicklung der Computershops

Die Computershops müssen vor allem unter den Budgeteinschränkungen der Privathaushalte leiden und können so an die Erfolge des Dezember-95-Geschäftes (das Dank Windows 95 sehr lukrativ war) bei weitem nicht mehr anknüpfen. Das Tief schlägt sich immerhin mit einem Minus von zehn Prozent in den Kassenbüchern der Shops nieder. Deshalb befürchten sie - mehr als beispielsweise die Systemhäuser - ein schlechteres Geschäft im laufenden Quartal.

DV-Umsatzentwicklung im Bürohandel

Am tiefsten in der allgemeinen Misere stecken die Bürovollsortimenter. In diesem Segment kann niemand von typischen Projektgeschäften im Stile der Systemhäuser profitieren und auch das klassische Massenpublikum auf der Suche nach dem PC für den Gabentisch verirrt sich selten in diese Geschäfte. Fast elf Prozent weniger Umsatz gegenüber Dezember 95 und lediglich ein Plus von drei Prozentpunkten gegenüber dem November 1996: Das bedeutet schon einen harten Schlag für diese Branche. Doch die Geschäftsführer dieser Unternehmen behalten die Nerven. Zwar erwarten sie ebenfalls einen Umsatzrückgang für das laufende Quartal, der liegt aber mit einem Minus von zehn Prozent unter den pessimistischen Schätzungen der Kollegen.

Umsatz je Mitarbeiter der DV-Handelssegmente

Das Umsatzplus im Vergleich zum November 1996 schlägt sich in den Mitarbeiterumsätzen nieder: Insgesamt wurden im Dezember 1996 pro Mitarbeiter 3.000 Mark mehr umgesetzt als im Vormonat. An der Spitze stehen - wie bereits im November 96, auch im Dezember wieder die Computershops, aber sie mußten kräftig Federn lassen: Ihr Pro-Kopf-Umsatz sank von 54.000 auf 52.000 Mark. Der Grund könnte daran liegen, daß aufgrund der neuen Ladenöffnungszeiten oder des erwarteten Weihnachtsansturms zu viel Personal eingestellt wurde. Die Systemhäuser konnten den Pro-Kopf-Umsatz von 32.000 auf 36.000 Mark steigern. Der Shooting-Star in dieser Rangliste ist - im Vergleich zum Vormonat - der Bereich Kauf- und Versandhäuser. Deren Pro-Kopf-Umsatz stiegen von 36.000 Mark auf 46.000 Mark.

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