Interview mit Frank Kuypers, Intel

"Wir beginnen mit Tests bereits am Reißbrett"

Beate Wöhe leitete als Director Experts Network das IDG Experten-Netzwerk für alle Online-Portale der IDG Tech Media GmbH. Sie hatte diese Position nach über zehnjähriger Tätigkeit als Redakteurin und leitende Redakteurin des IDG-Titels ChannelPartner im Juli 2014 übernommen. 

Der Launchzeitpunkt wird nicht verraten

Wie viel Einfluss kann Intel auf die Entwicklung einzelner Modelle der Hersteller nehmen, etwa beim Thema Ultrabooks?

Kuypers: Unser Einfluss im Speziellen bei den Ultrabook geht so weit, dass wir eine Spezifikation erstellt haben, an die sich der OEM halten muss, um den geschützten Namen Ultrabook verwenden zu können. Dies sind die maximale Bauhöhe des Geräts von 21 Millimetern und die Batterielaufzeit mit mindestens fünf Stunden - siehe auch Centrino oder vPro.

Was sind für Intel bei der Entwicklung einer neuen Chipgeneration die größten Herausforderungen?

Kuypers: Ich kann nur ein paar Dinge hervorheben, wobei der Prozess von der Forschung bis zum finalen Produkt sehr komplex ist und viele Herausforderungen beinhaltet. Eine große Herausforderung ist sicherlich das Erforschen, wie man Transistoren noch kleiner bauen kann. Dabei setzen wir auf Innovationen wie aktuell den Tri-Gate-Transistor, bei dem das Gate erstmals Drain-Source von drei Seiten umschließt und so für eine wesentlich bessere Energieeffizienz sorgt, da Leckströme erheblich reduziert werden. Bis wir dies in der Massenproduktion fertigen können, sind mehr als zehn Jahre mit intensiver Forschung vergangen. Wir sind der erste Hersteller, der das geschafft hat.

Wie kommt es zu Verzögerungen von angekündigten Lieferterminen für Prozessorplattformen, aktuell die mobilen Plattformen von Ivy Bridge?

Kuypers: Wir sprechen im Vorfeld nicht über spezifische Launch-Daten, sondern geben ungefähre Zeiträume an, von denen wir relativ sicher sein können, sie einzuhalten. Insofern sprechen wir auch bei den Intel-Core-Prozessoren der dritten Generation nicht von Verzögerungen.

Ein Blick in das Intel-Forschungslabor in Braunschweig. (Foto: Intel)
Ein Blick in das Intel-Forschungslabor in Braunschweig. (Foto: Intel)
Foto: Intel

Fehlerhafte gelieferte Chipsätze, wie im vorigen Jahr zum Beispiel Sandy Bridge, können eine Vielzahl von Herstellern in extreme Lieferschwierigkeiten bei bereits angekündigten Geräten bringen. Wie wird in solchen Fällen vonseiten Intels verfahren?

Kuypers: So etwas kommt selten vor, da sich unsere Kontrollen auf das höchste Qualitäts-Level konzentrieren. Sollte doch ein solcher Fall eintreten, sind wir bemüht, die Auswirkungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten. Dafür sind eine offene und transparente Kommunikation sowie ein partnerschaftliches Verhältnis zu unseren Kunden wichtig. Als Integrated Design Manufacturer haben wir die Möglichkeit, Fehler in enger Kooperation unserer Design- und Herstellungsteams so schnell wie möglich zu beheben.

Werden die neuen Produkte vor der Markteinführung getestet? Wie lange und von wem?
Kuypers: Wir beginnen mit dem Testen von Produkten bereits am Reißbrett, mehr als ein Jahr, bevor das Produkt in den Markt eingeführt wird. Unsere Kunden binden wir mit dem Testen etwa ein Jahr vorher ein, um so die Funktionalität mit einer möglichst großen Bandbreite an Peripheriehardware sicherstellen zu können.

Wie viel von der Kalkulation eines Produktpreises entfallen durchschnittlich auf die Bereiche Entwicklung und Produktion?

Kuypers: Wir geben pro Jahr mehr als 20 Milliarden Dollar für Forschung und Entwicklung aus. Dabei wird der Preis pro Transistor bei jeder Verkleinerung - beispielsweise aktuell von 32 auf 22 Nanometer Fertigungsgröße - geringer, was natürlich Auswirkungen auf den Produktpreis hat.

Können Sie von einem Fall erzählen, bei dem sich der Markteintritt eines Produktes erheblich vom ursprünglich angekündigten Termin nach hinten verschoben hat? Was war der Grund?

Kuypers: Nein. Da wir vor dem Launch eines Produktes nicht über genaue Launch-Daten sprechen, sondern über Zeiträume, bei denen wir uns relataiv sicher sind, sie einhalten zu können, versuchen wir, genau so etwas zu vermeiden. (bw)

Zur Startseite