Get-it Quick zur Zukunft der Getgoods-Shops

"Wir haben kein Interesse daran, Paletten zu verschieben"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Nach der Blitzübernahme von Getgoods.de und HOH war zunächst unklar, was die Conrad-Tochter Get-it Quick mit den Onlineshops vorhat. Gegenüber ChannelPartner setzt sich Firmenchef Volker Oschkinat nun deutlich von alten Getgoods-Praktiken ab und erklärt, warum sein Unternehmen mehr ist, als nur eine Marionette von Conrad Electronic.
Volker Oschkinat ist seit Ende Januar Geschäftsführer der Conrad-Tochter Get-it Quick
Volker Oschkinat ist seit Ende Januar Geschäftsführer der Conrad-Tochter Get-it Quick

Volker Oschkinat hat keinen leichten Job: Gerade erst hat er seine Stelle als Geschäftsführer der von Conrad für die Übernahme von Getgoods.de und Home of Hardware (HOH) gegründeten Get-it Quick GmbH angetreten, nun muss der erfahrene Unternehmensberater bereits gegen Insolvenzmeldungen ankämpfen. Grund dafür ist nicht etwa eine wirtschaftliche Schieflage der Onlineshops, sondern die Eröffnung des Insolvenzverfahrens gegen deren ehemalige Konzernmutter, die Getgoods.de AG. "Aber für viele Kunden sieht es so aus, als sei Getgoods schon wieder insolvent. Deshalb ist es wichtig, ganz klar zu machen, dass wir mit der Getgoods.de AG nichts mehr zu tun haben, sondern eine Tochtergesellschaft des erfolgreichen Online-Händlers Conrad Electronic sind."

Schließlich habe Get-it Quick nicht den insolventen Mutterkonzern aufgekauft, sondern nur im Rahmen eines Asset-Deals die beiden Onlineshops inklusive Markenrechten übernommen. Laut Oschkinat ist deshalb auch die Aufregung in der Stadt Frankfurt/Oder über die Schließung des dortigen Getgoods-Standorts und die Entlassung von rund zwei Dritteln der Belegschaft fehl am Platz: "Da es sich gemäß BGB um einen Betriebsübergang handelte, waren wir rechtlich gebunden und mussten sämtliche Mitarbeiter automatisch übernehmen. Doch gab es keine Zusagen und war klar, dass wir prüfen mussten, wie tragfähig die bestehenden Strukturen sind." Dabei habe sich schnell herausgestellt, dass die Getgoods-Logistik vergleichsweise ineffizient aufgestellt gewesen sei und Frankfurt/Oder nun einmal kein Logistik-Hotspot sei.

Eigenständiges Auftreten innerhalb der Conrad-Gruppe

Deutlich positiver habe sich dagegen die Lage am Standort Berlin-Schönefeld dargestellt, wo u.a. Einkauf, Shop-Management und Marketing von Getgoods angesiedelt gewesen seien. "Das ist eine sehr gute Truppe und wir haben fast alle Mitarbeiter in sämtlichen Bereichen übernommen", erklärt Oschkinat. Da sei schon deshalb nötig, weil Get-it Quick unabhängig von Conrad agiere. "Wir werden zwar Synergien zu Conrad nutzen, doch wir sind autark hinsichtlich der Sortimentgestaltung sowie Geschäfts- und Preispolitik – sonst würden wir auch nicht 65 Leute am Standort Schönefeld beschäftigen." Damit unterscheide sich Get-it Quick deutlich von Tochter-Shops der Conrad-Gruppe wie Voelkner und Digitalo. Oschkinat spricht stattdessen von einer Beziehung zu Conrad ähnlich dem Verhältnis zwischen Media-Saturn und Redcoon bzw. Electronic Partner und Notebooksbilliger.de.

In der Tat hat Conrad mit Volker Oschkinat explizit keine Marionette an die Spitze von Get-it Quick gestellt. Der 59-jährige verdiente sich seine Sporen in der Musik- und Textilindustrie und unterhält bereits seit mehreren Jahren geschäftliche Beziehungen mit dem heutigen Conrad-CEO Jörn Werner. Zuletzt beriet Oschkinat Conrad Electronics bei verschiedenen Firmenübernahmen, darunter auch im Fall der Onlineshops der Getgoods AG.

Oschkinat kann deshalb gut einstufen, was es wirklich mit dem oft hinterfragten explosiven Umsatzwachstum von Getgoods auf sich hatte. "Die Umsätze waren schon da", erklärt der Get-it-Quick-Chef, "nur bestand Getgoods im Prinzip aus zwei Geschäften: Den Endkunden-Shops Getgoods.de und HOH auf der einen Seite und einem großen B2B-Geschäft im Handy-Bereich auf der anderen Seite." Von den 500 Millionen Euro Umsatz, die Getgoods für 2013 anstrebte, wären wohl rund 125 Millionen Euro auf das Endkundengeschäft entfallen, schätzt Oschkinat. Auf diesem Niveau will Get-it Quick nun weiter ansetzen.

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