"Wir sind von der Nachfrage überrascht"

18.03.2004
Das Weihnachtsquartal 2003 hat Apple Deutschland ein deutliches Wachstum beschert. Aber damit allein könne der Apple-Aufschwung nicht begründet werden, sagt DeutschlandGeschäftsführer Frank Steinhoff, sondern Produkte und Konzept "stimmen". Von ComputerPartner-Redakteur Wolfgang Leierseder

Ganz zufrieden ist er nicht. Aber zufrieden. "Die Produkte stimmen", sagt Frank Steinhoff, Apple-Statthalter in Deutschland, gegenüber ComputerPartner, "wir sind von der Nachfrage überrascht." Vor allem das vierte Quartal 2003, das Weihnachtsgeschäft, schlug mit erfreulichen Zahlen zu Buche. Steinhoff konnte ein 62-prozentiges Wachstum nach Stückzahlen und ein Umsatzplus von wenigstens 48 Prozent in die (nicht veröffentlichte) Bilanz der deutschen Apple-Filiale eintragen: "Es geht aufwärts."

Da ist zum einen "das Zugpferd" I-Pod. Der MP3-Winzling, der mit einer veritablen Festplatte aufwartet, sodass er auch als Speicher benutzt wird, hat Apple nicht nur die Marktführerschaft bei MP3-Geräten gebracht, sondern dafür gesorgt, das Apple bei Konsumenten in aller Munde ist. In Steinhoffs Worten: "Der I-Pod ist der Haken zum Kunden - auch wenn er Windows benutzt."

Die von Apple vor der I-Pod-Zeit propagierte Idee des "Digital Hub" werde zwar nicht aufgegeben, - warum auch, angesichts der neuesten Schwemme von PC-basierenden "Media Centers" -, doch über den Pfad "Garage Band", dem Musik-Kompositionsprogramm, das in einschlägigen Musikgazetten wie zum Beispiel dem deutschen "Debug" enthusiastische Kritik erfahren hat, und über die 15 Solution Center vorangetrieben. Seiner Wahrnehmung nach, so Steinhoff, ist im Endkundengeschäft eine "Tendenz zu höherwertigen Produkten" zu bemerken. Davon könne Apple nur profitieren. Ebenso im Retail-Bereich, etwa mittels der Kombination digitale Fotografie und Apple-Hardware. Diese habe im vergangenen Jahr einen eindeutigen Schub durch die G5-Rechner, aber auch durch den neuen Run auf die Kameras erfahren.

Professionelles Segment: Server für SMB-Unternehmen

Auch in das jahrelang vernachlässigte Server-Segment sieht Apple-Statthalter Steinhoff "Bewegung kommen". Nicht nur, weil die Kombination aus schnellen G5-Rechnern und dem Unix-basierten Betriebssystem Mac OS X (Panther) auf großes Interesse stoße, sondern auch weil das nunmehrige Server-Angebot ermögliche, Apple auch in gemischten Umgebungen einzusetzen. Das für Apple schmerzliche Manko der zwangsläufigen Windows-Migration, sobald es um Client-Server-Umgebungen ging, könne nun mit dem Hardwareangebot Xserve - ob allein, im Rack oder geclustert - sowie der eigenen Storage-Lösung "Xserve Raid" beendet werden. Anfragen bekomme Apple vor allem "aus IBM- und Sun-Kreisen".

Um diese befriedigend beantworten zu können, werde Apple ab Herbst Partner zertifizieren. "Das Programm ist in Arbeit", sagt Steinhoff, und er legt Wert auf die Feststellung, dass nur zertifizierte Partner, so genannte "Solution Experts", mit dem Apple-Angebot in den Markt gehen werden. "Server sind keine Spielwiese", so der Apple-Manager. Sein Plan lautet, dass diese Händler gezielt für Apple-Lösungen in den Bereichen Gesundheit, Publishing und Universitäten sorgen sollen. "Wir haben jetzt das Potenzial. Es umzusetzen ist die Aufgabe der nächsten Monate", wirbt Steinhoff.

Aber auch im Hype-Segment WLAN kann Apple punkten. Die Wireless-Produkte "Airport" gibt es seit Jahren, sodass das Unternehmen und Händler auf genügend Erfahrungen aufbauen können. Die mittlerweile 54 Mbit/s funkenden Lösungen (gemäß IEEE 801.11g) werden im Zusammenhang mit Netzlösungen angeboten. Aber auch in einer klassischen Domäne Apples: dem Schulbereich.

In diesem konnte die Deutschland-Filiale in den vergangenen zwei Jahren ihren Marktanteil verdoppeln und liegt jetzt mit 8,5 Prozent auf dem vierten Platz.

Dass es dabei nicht bleiben wird, davon ist Steinhoff überzeugt. "Wir stellen ein zunehmendes Interesse bei IT-Verantworlichen an Universitäten fest", sagt er. Er begründet die steigende Zahl der Apple-Nutzer nicht nur mit der Nähe von Linux und Mac OS X, sondern auch mit den klaren ROI-Vorteilen von Macintosh-Installationen: "Unsere Systeme laufen stabil, sind leicht zu lernen und zu administrieren", wenn man allein die Zahl der Mac-OS-X-Patches mit denen des Redmonder Konkurrenten vergleiche.

"Ich bin zufrieden mit der Entwicklung", sagt Steinhoff. Zurzeit gibt ihm die Apple-Entwicklung in Deutschland Recht.

Meinung des Redakteurs

Die Apple-Zahlen zeigen: Es geht wieder aufwärts - auch in Deutschland, neben England, Frankreich und der Schweiz der wichtigste europäische Markt für die Jobs-Company.

Das liegt nicht nur an dem I-Pod, der zweifellos das Interesse für die Macintosh-Produkte in ungeahnte Höhen treibt, sondern auch an dem professionellen Apple-Angebot. Server, Speicher und skalierbare WLAN-Lösungen sind zu haben - für SMB-Unternehmen eine klare Wintel-Alternative. Und nachdem davon auch der Handel profitiert, kann man feststellen: Apple geht es gut.

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