"Wir stellen aus und stellen ein, ganz normal"

10.05.2002

Die dunklen Wolken, die über der Lintec AG in Taucha im vergangenen Jahr aufzogen sind, scheinen in diesem Jahr wie über dem Firmengelände geparkt zu sein. Ex-Mitarbeiter sprechen von erneuten Entlassungen in der Größenordnung von 20 Personen; unter anderem habe der Marketingleiter bereits gehen müssen. Seit Herbst 2001 ist das die vierte Entlassungswelle bei dem Unternehmen, das als Distributor und PC-Assemblierer, aber auch als IT-Investor Geld verdienen will.

Doch in Taucha zeigte man sich wenig auskunftsfreudig, was die Entlassungen betrifft. Lintec-Vorsitzender Hans Dieter Lindemeyer war trotz mehrerer Versuche nicht zu sprechen; Pressesprecher Ralf Naumann erklärte, dass man Maßnahmen eingeleitet habe, um die "konsequente Umsetzung der Restrukturierung" (Naumann) des letzten Jahres fortzusetzen. Wie viele Mitarbeiter aber gekündigt worden seien oder würden, sei nicht bekannt. Klar sei, dass die Zahl der Entlassungen unter der gesetzlichen Meldepflicht bei dem Arbeitsamt läge - was in gut informierten Kreisen mit einem sarkastischen "Das war bisher jedes Mal der Fall" kommentiert wurde. Und dass Lintec auch einstelle - eine Behauptung, die durch zwei offene Stellen auf der hauseigenen Webseite belegt wird.

Dass aber Lintec trotz der bisherigen "Restrukturierungen" weiter Minusbeträge erwirtschafte, wollte Naumann nicht bestreiten. Mit "Wir streben eine schwarze Null für das ganze Jahr an", beschrieb er das Unternehmensziel 2002. Für das Geschäftsjahr 2001 hatte die Lintec Information Technologies AG einen Fehlbetrag von 26,5 Millionen Euro bilanziert; der Umsatz ging von 423,6 auf 365,1 Millionen Euro zurück. Unternehmensintern die größten Sorgen machen dem Dienstleister nach wie vor die Multi-media-Tochter Batavia und neuerdings, was wenig überrascht, die Beteiligungsgesellschaft Corporate Venture Capital Tochter MVC AG (Mitteldeutsche Venture Capital AG). Diese gab gerade bekannt, sie habe "die verbleibenden Beteiligungen im Jahr 2001 um 13,9 Millionen Eurowert berichtigt". "Sie ziehen Lintec nach unten", kommentierte ein Insider.

Auf dem Prüfstand ist Batavia - auch nach dem Vorstandswechsel. "Wir sind auch willens", formuliert Naumann, "Unternehmen, die nicht profitabel sind und auf Dauer zum positiven Konzernergebnis beitragen können, zu deinvestieren." (wl)

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