"Wir werden keine zweite Elsa sein"

25.07.2002
Bei dem Leonberger Netzwerker Eicon Networks stehen die Zeichen auf Sturm: Gegen die kanadische Mutter läuft ein Insolvenzverfahren, und EiconAktionär I-Data hat wegen Millionenschulden seine Zahlungen eingestellt. Dennoch gibt man sich in der deutschen Filiale "hoffnungsvoll".

Noch im September letzten Jahres mischte der kanadische DSL- und Serverkarten-Spezialist Eicon Technology - seit Ende 2000 Tochter von I-Data AS, dänischer Anbieter von Sicherheitslösungen - die Karten neu, um der IT-Krise durch eine Aufspaltung in drei Geschäftseinheiten Karten, DSL und WAN trotzen zu können. Das bis heute Übliche wurde damals ebenfalls getan: Eicon entließ, sodass statt 650 Mitarbeiter im März 2001 weltweit nurmehr 450 Angestellte Ende 2001 auf der Lohnliste des Unternehmens standen. Zudem wurde die hier zu Lande wenig profitable WAN-Abteilung in Montreal angesiedelt, während das europäisch ausgerichtete Kartengeschäft - ISDN-, VPN und DSL - vom schwäbischen Leonberg aus geleitet wurde.

Eicon-Besitzer I-Data AS meldet Konkurs an

Doch die IT-Krise kümmerte sich bekanntlich nicht um den Notplan des Serverkarten-Spezialisten, sondern ruinierte ihn. Zuerst die kanadische Mutter. Diese meldete am 22. April dieses Jahres in Montreal Insolvenz an. Damit wurde auch der im März angekündigte Notverkauf der WAN-Abteilung gestoppt. Am 16. Mai erklärte dann die seit spätestens März stark angeschlagene Mutter I-Data, die VPN-Tochter Lasat habe Insolvenz angemeldet; die Geschäfte würden eingestellt. Gleichzeitig sinnierte man im dänischen Hauptquartier Bagsvaerd verzweifelt darüber nach, welcher Kapitalgeber den Dänen nach dem 100-Millionen-Euro-Debakel im Geschäftsjahr 2001 unter die Arme greifen könnte.

Offensichtlich niemand, denn am 16. Juli erklärte I-Data, seine Zahlungen einzustellen und einen Insolvenzverwalter bestellt zu haben, der die Geschäfte fortführt. "Unsere momentane Situation hat keinen Einfluss auf die Geschäfte von Eicon", erklärte dazu ein I-Data-Sprecher gegenüber ComputerPartner.

"Die kritische Phase haben wir hinter uns"

Trotz dieser wahrlich unerfreulichen Situation erklärte die deutsche Eicon, alles sei geklärt. "Der Markt glaubt an uns", versicherte Stefan Heinz, "wir haben die kritische Phase hinter uns."

Heinz, der den Eicon-Präsident und deutschen Geschäftsführer Nick James in Leonberg vertritt - dieser residiert in Montreal- ist sich sicher, dass der Netzwerker dank seiner Stellung im ISDN-Markt nach wie vor gute Chancen habe, im Rennen zu bleiben. "Wir haben in den Markt zurückgefunden", sagt er mit Blick auf das allmählich sich leerende Lager und die wieder voller werdenden Auftragsbücher.

Ein Kenner Eicons pflichtet ihm in diesem Punkt bei. Es sei Eicon gelungen, nach den Schwierigkeiten der letzten acht Monate aufgrund seiner guten ISDN-Serverkarten das Vertrauen seiner - vor allem - Finanzkunden wieder zurückgewonnen zu haben. Es seien Aufträge da, und man traue den Leonbergern zu, trotz der kanadischen Insolvenz weiter machen zu können.

Dass dieses Vertrauen vor allem darauf beruht, dass im Moment kein direkter Mitbewerber solvent genug wäre, Eicon zu kaufen; dass ferner, im Fall einer Insolvenz der Kanadier, was Ende des Monats geklärt sein soll, sich in jedem Fall ein Unternehmen finden werde, unter dessen Fittiche der Netzwerker schlüpfen könnte - davon müsse ausgegangen werden, so ein anderer Kenner. Eicon habe "zu seinen alten Tugenden", also der Entwicklung und Vermarktung von ISDN-Karten, zurückgefunden. "Wir können liefern, die Warenflüsse nehmen zu", sagt Heinz. "Wir werden keine zweite Elsa sein."

Auch wenn zurzeit die Hardware-Lieferanten Eicons Ware nur ge-gen Vorkasse nach Leonberg versenden, und die hiesigen Eicon-Gläubiger angeblich zähneknirschend einwilligten, auf rund 60 Prozent ihrer Forderungen zu verzichten? "Ich bin", sagt Heinz, "sehr optimistisch gestimmt."

www.eicon.de

www.i-data.com

ComputerPartner-Meinung:

Ob Eicon überlebt, steht derzeit dahin. Zwar ist der Netzwerker im Markt für seine technisch ausgereiften Serverkarten bekannt. Doch die marode Situation der kanadischen Eicon und des dänischen Besitzers I-Data gibt wenig Anlass zu Hoffnung.

So erscheint als am wahrscheinlichsten, dass die deutsche Eicon verkauft wird. Damit sie das weiterhin macht, was sie am besten kann: Serverkarten. Unter welchem Namen auch immer. (wl)

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