Gespräch mit V7-Chef Frank Gerich

"Wir werden nie Trendsetter sein"

15.10.2007
Seit Anfang 2007 ist Frank Gerich Europa-Chef von V7, der Hausmarke von Ingram Micro. Über die Panel-Industrie, den Display-Markt und seine Pläne sprach er mit ChannelPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch.

Seit einem halben Jahr steigen die LCD-Panel-Preise. Woran liegt das, und was bedeutet das für die Monitorpreise bei V7?

Frank Gerich: Engpässe betreffen vor allem 4:3-Panels sowie Widescreens mit 22 Zoll. Obwohl die Nachfrage immer noch groß ist, wollen die Hersteller aus Gründen der Effizienz am liebsten gar keine 4:3-Panels mehr bauen. Abgesehen davon gehen heute viele Panels schon in den TV-Markt.

Apropos TV-Markt. In letzter Zeit scheint es etwas ruhiger geworden zu sein um V7-Fernseher.

Gerich: Tatsächlich konzentrieren wir uns derzeit mehr auf Dual-Use-Geräte, sogenannte Monitor-TVs, denn mit einem 32-Zoll-LCD-Fernseher verdient man heute kaum noch Geld. Wir bringen demnächst einen 22 Zoll großen LCD-Fernseher zu einem attraktiven Preis von etwa 299 Euro auf den Markt. Auch kleinere Größen wie 19 Zoll Wide laufen in Südeuropa gut, weil die Wohnungen dort nicht so groß sind und wir auch da im Markt etwas anbieten wollen. 22 Zoll Wide ist in Deutschland optimal als Zweitfernseher oder auch fürs Kinderzimmer. Im ersten Quartal 2008 wollen wir auch einen 26- und einen 32-Zöller auf den Markt bringen. Bei Letzterem denken wir aber nicht an das klassische Einstiegsmodell, sondern eher an die 599-Euro-Klasse mit DVB-T und HDMI. Unser neuer 24-Zoll-Monitor ohne Tuner wird auch Full-HD-Auflösung bieten und einen HDMI-Anschluss haben.

Die Panel-Hersteller versuchen Widescreen-Monitore zu pushen. Im Consumer-Segment hat das Format schon kräftig zugelegt und lag bei Monitoren im zweiten Quartal 2007 schon bei rund 30 Prozent. Aber die Unternehmen sträuben sich noch, was natürlich die Shortages bei den Square- oder 4:3-Formaten erklärt.

Gerich: Richtig. Was den Einzug von Widescreen und Windows Vista in Unternehmen behindert, ist natürlich einmal der hohe administrative Aufwand. Hinzu kommt der Neidfaktor. Denn ich kann nicht den einen Mitarbeitern einen Widescreen hinstellen, wenn andere noch am 4:3-Monitor arbeiten.

Erst frühestens Ende 2008 soll der Vista-Effekt die Unternehmen erreichen. Sehen Sie das auch so?

Gerich: Nach derzeitigem Stand ja. Aber die Frage ist, wie weit Microsoft Druck macht, indem Windows XP eingefroren wird. Abgesehen davon ist schon der Vista-Nachfolger in der Entwicklung.

Wird sich die Panel-Knappheit bis über die Jahreswende fortsetzen? Marktforscher iSuppli sagt, dass manche große OEMs zu viele Panels und Monitore auf Lager haben, was unweigerlich zu einem neuen Abschwung und fallenden Preisen führen wird.

Gerich: Das Problem, dass einige Hersteller zu viele Panels und Geräte auf Lager haben, sehe ich nicht. Ich gehe davon aus, dass 4:3-Panels im ersten Quartal 2008 weiter auf Allokation, das heißt knapp bleiben. Bei anderen Formaten kann es im März zu Überkapazitäten kommen. Aber fürs zweite Quartal werden wieder Engpässe erwartet. Die EM und die Olympischen Spiele werden nächstes Jahr keinen zusätzlichen Hype auslösen, aber ich denke, dass viele kleinere Widescreen-Panels in LCD-Fernseher verbaut werden.

Was außer Monitoren und Fernsehern haben Sie noch im Programm?

Gerich: Neu ist das Geschäft mit Taschen und Rucksäcken fürs Notebook. Im ersten Quartal 2008 bringen wir in Europa auch unsere neuen mobilen Navigationsgeräte auf den Markt bisher sind diese nur in den USA und Kanada erhältlich. Darüber hinaus werden wir auch mit Margenbringern wie Kabel, Notebook-Akkus und Toner starten.

Wie positionieren Sie sich bei Monitoren und Fernsehern? Nur über den Preis?

Gerich: Wir werden nie ein A-Brand oder Trendsetter sein, sondern unser Ziel ist es, der beste B-Brand sein. Wir wollen sehr gute Qualität bieten und Preis-Leistungs-Sieger sein. Alle Geräte werden vor der Markteinführung intensiv getestet, und auch in der laufenden Produktion wird die Qualität ständig überprüft. V7-Monitore schneiden in Tests immer ganz gut ab, besonders bei der Preis-Leistungs-Prüfung.

Wie viele Geräte verkaufen Sie im Jahr, wie viele davon in Deutschland und über welche Channel-Segmente?

Gerich: In Europa sind es zirka 50.000 Stück im Monat, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Das liegt in der Historie, denn in den ersten Jahren waren wir nur auf Deutschland beschränkt. Die größere Kaufmacht durch Skaleneffekte hat uns dann aber bewogen, weltweit zu gehen. Europa macht immer noch mehr als 40 Prozent des Umsatzes aus. Die meisten Geräte, vor allem 4:3-Monitore, verkaufen wir über den klassischen Fachhandel. Der Verkauf über den Retail ist eher Flyer-getrieben. Onliner haben wir in Deutschland, anders als in Großbritannien, nicht wirklich im Fokus.

Was ist mit dem AV-Fachhandel für Fernseher?

Gerich: IT-Hersteller tun sich da immer noch schwer, auch Ingram Micro musste das erkennen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass in der AV-Welt auch bei den angestammten Marken der Leidensdruck noch nicht groß genug ist, die Supply-Chain-Kosten zu reduzieren. Beratung ist meist ein Fremdwort für die klassischen UE-Händler, auch wenn es immer schwieriger wird, dem Kunden zu erklären, welchen Fernseher er nehmen soll. Natürlich kann ein einzelner Fachhändler nicht alle neuen Innovationen kennen und sich ständig auf dem Laufenden halten. Deshalb geht hier der Markt sehr stark in den Retail und die Online-Recherche, sollte man hinzufügen.

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