Notebooksbilliger-Chef im Interview

"Wir wollen weg vom nachfrageorientierten Geschäft"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

"Services werden immer stärker nachgefragt"

Was halten Sie davon, Smart Home über Abomodelle zu vertreiben,wie das zum Beispiel Mobilcom-Debitel macht?

Wedemeyer: Der Verkauf von Smart Home Lösungen über eine Monatsgebühr wäre schon denkbar, aber erst steht für uns die Auswahl der besten Technik im Vordergrund.

Und was ist Ihre Meinung zu Installationsservices, wie sie Apple-Store-Erfinder Ron Johnson in den USA mit seinem neuen Unternehmen Enjoy anbietet?

Wedemeyer: Hier sehe ich ein Henne-Ei-Problem: Kommt ein schlechter Techniker zum Kunden, funktioniert das Produkt trotzdem nicht richtig. Qualität lässt sich nun einmal nicht einfach skalieren. Daher möchten wir zwar Installationsservices anbieten, aber idealerweise zentralisiert. Zum Beispiel mit Produktspezialisten, die sich über Videochat beim Kunden dazuschalten und ihn unterstützen können.

Gilt diese Einschätzung auch für den Bereich Weiße Ware? Hier wären Installationsservices doch recht naheliegend...

Wedemeyer: Bisher wurden bei uns die Anschlussservices recht wenig angenommen. Das dreht sich aber immer mehr und wir tragen dem Rechnung, indem wir immer bessere Servicepakete mit unseren Partnern verhandeln. Alternativ könnte ich mir auch vorstellen, dass wir irgendwann mit eigenen Fahrzeugen und eigenen Mitarbeitern Haushaltsgeräte liefern und anschließen. In den Ballungsgebieten wäre das bundesweit durchaus denkbar. Aber zunächst hoffe ich darauf, dass wir die Serviceleistungen auf dem Level, wie wir sie uns für unsere Kunden wünschen und zu den Preisen, die wir für marktgerecht halten, mit Partnern anbieten können.

Für Same-Day-Delivery hat Notebooksbilliger.de kürzlich im Raum Hannover einen eigenständigen Lieferdienst gestartet - und das sogar gratis. Wird der Service bald auch auf die Einzugsgebiete der anderen Notebooksbilliger Stores ausgeweitet?

Wedemeyer: Das ist ein sehr interessantes Experiment. Wir haben herausgefunden, dass ein Teil unserer Kunden Same-Day liebt. Und ein anderer Teil es hasst. Gerade in Firmen stoßen wir verständlicherweise nicht auf Begeisterung mit der Ankündigung einer Lieferung um 21 Uhr. Daher bleiben wir sowohl am Thema Same Day, wie auch an einer Verbesserung der Zeitfenster-Zustellung mit unseren Partnern am Ball und testen verschiedene Konzepte. Wir planen, hier relativ kurzfristig weitere Ballungsräume anzuschließen.

"Wir wollen den stationären Kanal ausbauen"

Mit der Neueröffnung des Lagerverkaufs in Hannover-Laatzen ist Notebooksbilliger.de erstmals vom Konzept eher kleinflächiger, stark fokussierter Stores abgerückt. Welche Strategie steckt hinter dem 800 qm großen Ladengeschäft?

Wedemeyer: Auf der größeren Fläche können wir Sortimente ausprobieren, die wir in den Stores in München und Düsseldorf bisher nicht angeboten haben, wie zum Beispiel TV-Geräte und Displays. Ebenfalls neu ist, dass wir in Hannover Laatzen Aktionsartikel präsentieren. Wir haben damit bereits zum Start sehr gute Erfahrungen gemacht und werden künftig generell in unseren Stores mehr Aktionsware und mehr exklusive Angebote anbieten. Damit lassen sich nicht nur Neukunden gewinnen, sondern Angebote sind für uns auch Goodies, mit denen wir Bestandskunden gut aktivieren können.

Steht der neue Store also generell für die Weiterentwicklung des stationären Konzepts von Notebooksbilliger.de?

Wedemeyer: Ja, wir sind dabei das Thema Stores intensiver zu managen. Das betrifft zum einen Herstellerzusammenarbeiten, für die wir auch im stationären Bereich Premiumpartner benennen. Dabei geht es nicht unbedingt um eigene Instore-Flächen für einzelne Hersteller, sondern vielmehr um die Frage, wie sich Produkte optimal präsentieren lassen. Hier können zwei laufenden Meter in einem Regal sinnvoller sein als eine ganze Shop-in-Shop-Fläche.

Zum anderen setzen wir uns auch intensiv mit der Bestückung unserer Stores auseinander. In München haben wir beispielsweise einen Test mit einer halbautomatischen zentralisierten Bestückung gefahren und festgestellt, dass der Umsatz dadurch um 40 Prozent gestiegen ist.

Das einst eher ungeliebte Store-Thema scheint Ihnen zunehmend Spaß zu machen...

Wedemeyer: Stationär ist für uns inzwischen ein schöner Absatzkanal, den wir weiter ausbauen wollen. So suchen wir gerade nach Leuten, die Lust haben, an unserem Store-Konzept mitzuarbeiten, um unsere Läden noch besser und systematischer zu machen. Außerdem haben wir weiterhin zusätzliche Standorte im Visier. Im Hamburg eröffnen wir im zweiten Quartal dieses Jahres. Und auch in Berlin, dem Südwesten und im Osten Deutschlands würden wir gerne Stores eröffnen. (mh)

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