Notebooksbilliger-Chef im Interview

"Wir wollen weg vom nachfrageorientierten Geschäft"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit einem Umsatz von mehr als 700 Millionen Euro in 2015 ist Notebooksbilliger.de nach Ansicht von Arnd von Wedemeyer groß genug, um selbst Produkttrends zu setzen. Der Firmenchef setzt dafür auf Herstellerkooperationen sowie weitere Stores und Services.

Herr Wedemeyer, vor einem Jahr berichteten Sie ChannelPartner, Notebooksbilliger.de habe 2014 mit einem Wachstum von mehr als 10 Prozent die Umsatzmarke von 600 Millionen Euro übersprungen. Wie hat sich das Geschäft 2015 weiterentwickelt?

Wedemeyer: Wir sind im vergangenen Jahr gut zweistellig gewachsen. Solange wir für Industrie und Kunden Mehrwerte bieten, gibt es für uns offensichtlich noch genug Platz nach oben. Und wir arbeiten daran, diese Mehrwerte weiter auszubauen.

Die Marke von 700 Millionen Euro dürften Sie 2015 somit geknackt haben?

Wedemeyer: Richtig geraten!

Sie wollen der Industrie zusätzliche Mehrwerte bieten - welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit den Herstellern in der Strategie von Notebooksbilliger?

Wedemeyer: Die Zusammenarbeit mit der Industrie ist für uns ein wichtiger Impulsgeber. Wir haben für Hersteller verschiedene Premiumkonzepte entwickelt und haben im dritten Quartal 2015 begonnen, für jeden Bereich zwei Premiumpartner zu definieren. Wir möchten immer mit der Top - Marke und mit einem schnellen "Verfolger" arbeiten. Und auf diese Hersteller werden wir uns fokussieren. Ich möchte weg vom nachfrageorientierten Geschäft. Sondern unseren Partnern zeigen, dass Notebooksbilliger.de eine Plattform ist, die Nachfrage generiert. Wir werden mit unseren Premium - Partnern gemeinsam identifizieren, wo die wichtigsten Anknüpfungspunkte sind, um das Einkaufserlebnis auf Notebooksbilliger.de mit der Marke des Premium-Partners optimal zu gestalten.

Geht es bei den Herstellerkooperationen auch um den weiteren Ausbau des Sortiments?

Wedemeyer: In der Breite ist der Sortimentsausbau bei uns eigentlich abgeschlossen, wir arbeiten nun hauptsächlich an der Sortimentstiefe. Ein gutes Beispiel dafür ist die Weiße Ware. Wir bieten hier inzwischen Produkte aus allen Bereichen an und unsere Kompetenz wird dabei immer besser. Das nehmen auch die Kunden zunehmend wahr.

Neue Kundengruppen im Visier

Wie erschließen Sie Kunden für neue Produktgruppen - vor allem über die Preisschiene?

Wedemeyer: Wir haben sechs Millionen Bestandskunden, denen wir jede Woche unsere Angebote der Woche schicken. Darin sind sämtliche Produktgruppen vertreten und wir können so gut Aufmerksamkeit für neue Sortimentsbereiche schaffen. Das Pricing ist eher ein Thema, wenn es darum geht, Neukunden zu erreichen. Auch hier machen wir gute Fortschritte. Bisher war der klassische Notebooksbilliger.de-Kunden meist männlich und unter 40 Jahre. Inzwischen stoßen wir auch in breitere Schichten vor. Durch unsere Angebote bei Weißer Ware und CE bestellen heute viel mehr Frauen bei Notebooksbilliger.de. Ältere Kunden und Rentner sind bei uns noch unterrepräsentiert, doch auch hier kommen wir jedes Jahr einen Schritt voran.

Welche Impulse bieten neue Produktkategorien wie Wearables oder Smart Home für Notebooksbilliger?

Wedemeyer: Beim Bereich Wearables glaube ich, dass die Produktrange noch sehr weit auseinander driftet. Und dass die Hersteller unterschätzen, dass ich zum Beispiel eine Smartwatch immer mit mir herumtrage. Und sie ja auch ein modisches Statement oder ein Prestigeobjekt ist. Daher finde ich persönlich diesen Markt noch etwas diffus in seiner Produktausgestaltung und bin gespannt, was die Zukunft bringt.

Smart Home ist dagegen schon jetzt interessanter. Der Markt startet gut und wir sind hier bereits mit einigen Herstellern im Gespräch. Es geht hier um eine strategische Weichenstellung, denn wir wollen uns für wenige Hersteller entscheiden, deren Produkte wir gut finden. Und der Lust hat, mit uns intensiv an einer qualitativ hochwertigen Vermarktungskonzeption seiner Produkte zu arbeiten.

Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer: "Smart Home-Markt ist interessant."
Notebooksbilliger-Chef Arnd von Wedemeyer: "Smart Home-Markt ist interessant."
Foto: notebooksbilliger.de

Gerade hier müssen wir weg vom "lass uns mal auf den Kunden warten" hin zu "lass uns dem Kunden mal zeigen, welche tollen Möglichkeiten es gibt". Und "lass uns unserem Kunden gemeinsam helfen, diese Möglichkeiten auch umzusetzen." Sei es durch technische Services wie Hotline, Installationssupport oder auch durch Web-Services wie FAQs, Online-Support, Whats App Hilfe und so weiter. Hier sind wir natürlich durch unseren Systemhaushintergrund prädestiniert dafür, auch komplizierte Themen erfolgreich zum Endkunden zu bringen und sehen uns damit als einzigartig im Markt.

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