Wird Chinas Boom in einem Crash enden?

11.05.2004
Diese Frage stellt sich die taiwanesische Tageszeitung "Taipei Times"? Nach den USA ist China derzeit der zweitgrößte Motor der Weltwirtschaft. Zeichen einer überhitzung der Wirtschaft sind unverkennbar. Ob es zu einer harten oder einer weichen Landung kommt, darüber streiten sich die Experten noch.

Diese Frage stellt sich die taiwanesische Tageszeitung "Taipei Times"? Nach den USA ist China derzeit der zweitgrößte Motor der Weltwirtschaft. Zeichen einer überhitzung der Wirtschaft sind unverkennbar. Ob es zu einer harten oder einer weichen Landung kommt, darüber streiten sich die Experten noch.

Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao hat ausländischen Investoren und Regierungen versichert, dass Peking Schritte unternimmt, um eine weiche Landung herbeizuführen. So hat die Zentralbank in den letzten zwei Monaten bereits zweimal die Mindestanforderungen für Bankreserven erhöht, um die Kreditvergabe zu erschweren. Eine Anhebung der Kreditzinsen wird ebenfalls erwogen. Das wäre die erste seit 1995.

Sollte Chinas Wirtschaft in ernste Schwierigkeiten geraten, würde es Monate dauern, bis sich ein Crash abzeichnet. Die Situation wäre somit anders als vor knapp sieben Jahren, als  Thailand, Indonesien und Südkorea von einen rapiden finanziellen Kollaps ereilt wurden, was die sogenannte Asienkrise eingeleitet hat, meint Desmond Supple, Asienexperte bei Barclays Capital.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet mit einer weichen Landung. Chinas Wirtschaftswachstum wird seinen Prognosen zufolge von 9,7 Prozent im letzten Jahr auf etwas mehr als sieben Prozent zurückfallen. Für die meisten Länder wäre das immer noch traumhaft.

China hat aber noch mehr Sorgen als nur die ungezügelter Investitionslust und einer von Spekulationsblasen getriebenen überhitzung der Wirtschaft. Da ist einmal die Landflucht und ein wachsendes Heer von Arbeitslosen in den Großstädten. Sollte die Blase wirklich platzen, würden die Arbeitslosenzahlen ins Unermessliche steigen.

Hinzu kommt, dass viele Unternehmen sich um die Steuern und andere Abgaben drücken, in dem sie unter anderem höhere Exportzahlen angeben, als sie tatsächlich haben, um von niedrigeren Zolltarifen zu profitieren. Korruption und Insidermachenschaften aller Orten und für viele Volksrepublikaner Anlass, sich wieder ein Stück Maoismus herbeizusehnen. Bilder (oben ein Händler neben einem Poster mit Mao Tsetung von AP) vom einstigen großen kommunistischen Führer sind wieder populär geworden.

"Der Entrepreneur von gestern steht heute nach dem Motto 'du hast Geld gestohlen, denn du hast deine Steuern nicht bezahlt' am Pranger", ein Trend, der die Investitionsbereitschaft unkontrollierbar und hart abkühlen könnte, meint Andy Xie von Morgan Stanley. Seiner Schätzung nach beläuft sich Chinas Handelsdefizit auf rund 90 Milliarden US-Dollar, relativ zur Wirtschaftsleistung des Landes ein ähnlich hohes Niveau wie in den USA.

Ein großes Problem in China ist das der Stromversorgung. Die Engpässe sind schon so gravierend, dass das Land von Russland importieren muss, wie die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua vor Kurzem vermeldete. Von Umweltproblemen ganz zu schweigen.

Wie Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt Anfang der 90er Jahre schon betonte, wird sich das Wachstum des Individualverkehrs in China nicht aufhalten lassen mit bislang ungeahnten Folgen für das Weltklima. Der Westen sei daher angehalten, umweltverträgliche Technologien zu entwickeln.

Aus ökologischer Sicht ist daher zu begrüßen, dass japanische und europäische, speziell deutsche Autos (Mercedes, Audi, BMW und Volkswagen) zu den Lieblingsmarken in China gehören und nicht etwa amerikanische, viele von ihnen noch regelrechte "Spritschleudern". (kh)

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