Wireless-LAN und Bluetooth könnten UMTS in Hotspots die Show stehlen

01.11.2001
Flughäfen, Bahnhöfe und Hotels, das sind die Hotspots, wo die UMTS-Anbieter am ehesten ihre Lieblingsklientel, nämlich die Geschäftskunden, vermuten. Laut Frost & Sullivan droht jedoch die Gefahr, dass sich Wireless LAN und Bluetooth zu ernsthaften Alternativen entwickeln.

Während NTT Docomo am 1. Oktober in Japan den ersten kommerziellen UMTS-Dienst in Betrieb nahm, verschiebt sich die Einführung in Europa immer weiter nach hinten. Zugleich mehren sich die Sorgen, ob sich die Milliardeninvestitionen in die Handys der dritten Genera-tion überhaupt lohnen. Überall lauern Gefahren, die das Geschäft mit dem neuen Mobilfunkstan-dard zum Vabanquespiel machen könnten.

Gute Aussichten für die drahtlosen Alternativen

Kopfschmerzen bereitet den UMTS-Anbietern vor allem auch, dass in begrenzten Benutzerumgebungen ebenso gut die Möglichkeit besteht, Wireless-LAN oder Bluetooth in Verbindung mit einem Notebook oder PDA als schnellen Zugang zum Inter- oder Intranet zu nutzen. Und wo würde sich diese Alternative besser eignen als ausgerechnet in den Hotspots, wo sich die meisten Geschäftsleute tummeln und die Mobilfunkanbieter den größten Bedarf für UMTS sehen? Dazu zählen Flughäfen, Bahnhöfe, Messegelände und Hotels.

Der Unternehmensberatung Frost & Sullivan zufolge sind die europäischen Serviceumsätze mit Wireless-LAN-Zugängen mit 4,12 Millionen Dollar in diesem Jahr noch relativ überschaubar, sollen aber bis 2006 auf über drei Milliarden Dollar anschwellen. Zugleich soll die Zahl der Hotspots mit Wireless-LAN- und Bluetooth-Internetzugängen von derzeit 155 auf mehr als 37.200 geradezu explodieren. Bis 2006 soll der Anteil der Bluetooth-Hotspots bei 35 Prozent liegen, wobei 20 bis 50 Prozent der Hotspots voraussichtlich beide Technologien anbieten werden.

Laut Frost & Sullivan gibt es bereits einige Hotspots, bei denen per Wireless-LAN und entsprechend ausgerüsteten Laptops oder PDAs Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu elf Megabit pro Sekunde drin sind. Zum Vergleich: Der japanische Anbieter NTT Docomo bescheidet sich bei seinem jüngst in Tokio gestarteten UMTS-Dienst namens Foma (Freedom of Mobile Multimedia Access) vorerst mit 384 Kilobit pro Sekunde. In den USA will Mobilestar bis Ende 2003 rund 8.000 Zugangspunkte installiert haben. In Skandinavien bieten Telia und Sonera schon einige hundert öffentliche Wireless-LAN-Zugänge.

Sinkende Kosten werden High-speed-WLAN (Wi-Fi) und Bluetooth künftig auch für Endkunden interessant machen, so die Unternehmensberatung. Maßgeblich zur Verbreitung von Wireless-LAN beitragen soll auch der neue Standard 802.11b, für den sich insbesondere die taiwanische Industrie stark macht.

Vor dem Hintergrund dieser positiven wie negativen Aussichten beginnen einige Mobilfunkbetreiber schon zweigleisig zu fahren und selbst in den Wireless-LAN-Markt einzusteigen. Nicht zuletzt können sie Frost & Sullivan zufolge dadurch auch wichtiges Know-how für die erfolgreiche Inbetriebnahme ihrer UMTS-Infrastruktur sammeln.

Bis zur Etablierung der drahtlosen Parallelwelt gelte es aber noch einige Hürden zu überwinden. Dazu gehört einmal die uneinheitliche Regulierung des 2,4- und 5-GHz-Bandes, dessen Nutzung in britischen Hotels und anderen öffentlichen Räumen etwa verboten ist. Auch die Frage des internationalen Roaming, für den es bisher noch keinen verbindlichen Standard gibt, müsse noch geklärt werden.

www.frost.com

ComputerPartner-Meinung:

Es wird offensichtlich immer schwieriger, an den Erfolg von UMTS zu glauben. Da fragt sich natürlich, wo sie waren, die Marktforscher dieser Welt, als die Betreiber allein für die Lizenzen zweistellige Milliardenbeträge ausgegeben haben. Oder wurden ihre Mahnungen, wie die von Kassandra vor dem Untergang Trojas, am Ende gar nicht gehört? (kh)

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