Wirtschaftskrimi: Chinakonflikt schlägt Chip-Foundry UMC entgegen

22.04.2005
Knapp 73.000 Euro Strafe muss UMC-Chairman Robert Tsao in Taiwan zahlen, weil er seine als offenes Geheimnis gehandelten Beziehungen zu dem chinesischen Chiphersteller He Jian verschwiegen hatte. Es geht um Technologietransfer ins befeindete Lager.

Knapp 73.000 Euro Strafe muss UMC-Chairman Robert Tsao in Taiwan zahlen, weil er seine als offenes Geheimnis gehandelten Beziehungen zu dem chinesischen Chiphersteller He Jian verschwiegen hatte.

United Microelectronics Corp. (UMC) zählt nach Taiwan Semiconductor (TSMC) zu den weltweitführenden Chip-Foundries beziehungsweise Wafer-Herstellern sowie Chipauftragsfertigern. Mitten im erneut aufflammenden Chinakonflikt, kurz nachdem das chinesische Parlament im Anti-Abspaltungsgesetz grünes Licht für einen möglichen Militärschlag gegen Taiwan gegeben hatte, ist UMC-Chairman Tsao von Taiwans Finanzoberaufsicht gestern mit einer Geldstrafe in oben genannter Höhe belegt.

Ihm wird vor allem der Transfer genehmigungspflichtiger und von Taiwan als strategisch erachteter Technologien ins feindliche kommunistische Mutterland vorgeworfen. Während TSMCs Tochterunternehmen in Shanghai noch 0,25-Mikron-Technologie einsetzt, arbeitet He Jian Technology, mit Hilfe von UMC - so der Vorwurf, bereits mit der 0,15-Mikron-Technologie und ist damit erfolgreicher als TSMC mit seiner 200-mm-Wafer-Produktion.

14.593 Euro muss Tsao dafür zahlen, dass UMC dem chinesischen Chiphersteller He Jian beim Aufbau seines Geschäftes unterstützt hatte und weitere 58.370 Euro, weil die Beziehungen zu He Jian nicht, wie vorgeschrieben, der taiwanesischen Börsenaufsicht gemeldet wurde. Mit der Strafe kam Tsao noch relativ milde davon, zuvor war von 800.000 Dollar bis hin zu Gefängnisstrafen für UMC-Manager die Rede.

Vor einem Monat hat UMC in einer halbseitigen Anzeige sein Engagement für He Jian verteidigt und bekannt gegeben, im Gegenzug zu vorher geleisteter Unterstützung 15 Prozent der Anteile an dem auf über 110 Millionen Dollar taxierten Chiphersteller He Jian zu übernehmen. UMC zufolge kann He Jian etwa 200 Patente und weiteres Know-how nutzen.

Schon seit 2001 soll UMC Geschäftskontakte zu He Jian pflegen, dies zumal das festlandchinesische Unternehmen von zwei ehemaligen UMC-Mitarbeitern gegründet wurde. Anfang März 2005 wurde Tsao vom UMC-Aufsichtsrat mit der Aufnahme offizieller Geschäftsbeziehungen zu He Jian betraut, dies wurde jedoch erst knapp zwei Wochen später bekannt gegeben. Das Gesetz in Taiwan schreibt eine Frist von zwei Tagen vor. (kh)

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