Wissen für alle ist in - Archivinseln sind out

04.10.2001
Die DMS Expo 2001, die vom 26. bis 28. September in Essen stattfand, hat sich als führende europäische Fachmesse für das Marktsegment Informationsmanagement etabliert. Unter dem Motto "Wissen im Netz" stand in diesem Jahr die zunehmende Konvergenz bisheriger Insellösungen zu einem umfassenden Enterprise-Content-Management im Mittelpunkt von Ausstellungen und Seminaren.

Die Nagelprobe ist bestanden: Obwohl die weltweite Wirtschaftsflaute auch der Informationsmanagement-Branche heftigen Gegenwind und einbrechende Börsenkurse beschert hat, konnte sich die DMS Expo als europäische Messeplattform behaupten. "Stabil auf hohem Niveau" lautet - auf einen Nenner gebracht - das Resümee von Messechef Gerhard Klaes. Mit etwa 19.000 Besuchern wurde eine geplante Steigerung zwar verfehlt, das Vorjahresniveau aber gehalten. Bei gleichbleibender Zahl von rund 400 Ausstellern lag die Ausstellungsfläche mit fast 30.000 Quadratmetern allerdings um 30 Prozent über dem Vorjahr: "Während andere amerikanische und europäische IT-Veranstaltungen eher rückläufige Tendenzen zu verzeichnen haben, konnten wir zumindest hier den geplanten, moderaten Zuwachs realisieren", freut sich Klaes.

Auch in diesem Jahr wartetet die Branche mit neuen Entwicklungen auf: Messaging, Security, Customer-Relationship-Management (CRM) und - nicht zuletzt - Content-Management, heißen die neuen Trends.

Die Entwicklung der Informationstechnologie scheint derzeit im Wissensmanagement zu gipfeln. "Wer technologisch am Ball bleiben will, muss nun - nach Abschluss der Euro- und Y2K-Projekte - Lösungen implementieren, mit denen er direkten Zugriff auf das vorhandene Wissen in seiner Organisation erhält", erläutert Klaes das dies-jährige Veranstaltungsmotto "Wissen im Netz".

Stand beim traditionellen Dokumentenmanagement die reine Verwaltung von Daten und Dokumenten im Vordergrund, müssen heute Informationen dem Entscheider entsprechend aufbereitet werden. Das vorhandene Wissen unternehmensweit einfach und geschützt zugänglich zu machen und effizient zu nutzen, heißt das erklärte Ziel. Mitarbeiter, Geschäftspartner, Lieferanten und Kunden - also alle an einem Geschäftsprozess Beteiligten - sollen optimal informiert werden. Enterprise-Content-Management (ECM) lautet das neue Zauberwort.

"Ohne Enterprise-Content-Management kein erfolgreiches E-Business", bringt es John Mancini, Präsident des Fachverbandes für Dokumentenmanagement AIIM, auf den Punkt. Nach seinen Worten ist der derzeit stattfindende Wandel innerhalb der Informationsmanagement-Branche unübersehbar. Mit ECM-Systemen lassen sich unternehmensweit Informationen und Inhalte jeglicher Art erzeugen, erfassen und verwalten. Der neue Terminus umfasst alle bisherigen Technologien beim Umgang mit elektronischen Dokumenten, öffnet allerdings auch den Weg zu den neuen Internet-orientierten Lösungen wie Portalen.

EC-Management ist somit das Bindeglied zwischen üblichen Front-End-Applikationen wie Online-Shop- oder CRM-Lösungen und den klassischen Back-Office-Anwendungen für die Auftragsabwicklung oder die Rechnungsbearbeitung. Auf diese Weise werden ECM-Systeme nach Meinung von Experten zu wichtigen Bestandteilen von E-Business-Strukturen.

Integration steht im Mittelpunkt

"Content-Management pur" lautet dann auch die Überschrift, unter die IBM seinen DMS-Messeauftritt gestellt hatte. Mit "Content-Manager Common Store" für LotusDomino und SAP präsentierte Big Blue eine Archivierungslösung für spezielle Systemumgebungen. Auch andere Aussteller hatten sich dem Thema Integration verschrieben: "Archivierung, Dokumenten- und Workflow-Management sind mittlerweile Basistechnologien, die in Standardsysteme integriert werden müssen", so Tino Dörstling, Direktor Marketing bei der Herzogenauracher COI GmbH. "Mit unserer Neuentwicklung ,COI Business Flow Xtren# wollen wir in den Unternehmen eine einheit-liche Wissensbasis schaffen und systemübergreifend alle Businessprozesse erleichtern."

Die Novellierung der bundesdeutschen Abgabenordnung (GDPdU) sorgte dafür, dass die Plakate der Aussteller diesmal erstmalig nicht ausschließlich mit neuen Slogans übersät waren. Begriffe wie Jukeboxen, Archivierung und Scanning erlebten eine Renaissance. Jukebox-Spezialist Incom stellte etwa automatische Wechselsysteme für die revisionssichere Datenarchivierung auf Basis der DVD-R- und DVD-RAM-WO-Technologie mit Kapazitäten von bis zu sechs Terabyte vor. "DVD-RAM-WO" (write once) kennzeichnet ein neues von Hitachi entwickeltes Verfahren zur revisionssicheren Datenarchivierung. Ein Überschreiben von Daten auf einem DVD-RAM-WO-Medium ist im Gegensatz zu herkömmlichen DVD-RAM-Disks nicht möglich. Hingegen bleiben die Vorzüge von DVD-RAM wie Defektmanagement und Random Recording vollständig erhalten. Die verwendeten DVD-RAM-WO-Medien garantieren eine 100-jährige Lesbarkeit und Lebensdauer.

Einen Nachfrageschub - nicht zuletzt im Sog der GDPdU - erhoffen sich auch einige auf DMS-Lösungen spezialisierte ApplicationService-Provider (ASPs): "Künftig werden immer mehr DMS-Anwender Mietlösungen bevorzugen, da diese schnell zur Verfügung stehen, exakte Kalkulationen ermöglichen und hohe Flexibilität bieten", glaubt Gerhard Weber, Geschäftsführer der Siegener Datasec GmbH. "Aufgrund der Tatsache, dass der ASP-Kundendaten in zwei 250 Kilometer voneinander entfernen Rechenzentren auf WormMedien spiegelt, sind häufig geäußerte Gegenargumente wie Ausfallsicherheit und Manipulationsschutz heute kein Thema mehr", so Weber. Mehr als 30 namhafte In-dustriekunden, darunter auch Kreditinstitute, nehmen das ASP-Angebot von Datasec bereits in Anspruch.

Dass die Sicherheit von ASP-Archiven heute höchsten Anforderungen genügt, zeigte eine weitere ASP-Anwendung der Bad Vilbeler IQ Doq GmbH. Deren Produkt "Hyperdoc-ASP" wendet sich vor allem an Unternehmen, die Gehaltsabrechnungen ihrer Mitarbeiter auslagern möchten. Das Portal wurde gemeinsam mit T-Systems entwickelt und liegt auf dessen hochsicherem Rechenzentrum in Magdeburg, welches nach den neuesten Standards wie ISO 17799 für Security-Management zertifiziert ist.

Die neuen Trends und Angebote gehen auch am Verband Organisations- und Informationssysteme (VOI) nicht spurlos vorüber. Der Wandel spiegelt sich in einer überarbeiteten Satzung der mit derzeit 180 Mitgliedsfirmen stärksten deutschen DMS-Anbietervereinigung wider. Der VOI möchte sich neuen Mitgliedern öffnen und internationale Märkte erschließen. "Die größte Hemmschwelle für den Einsatz effizienter Informationsmanagement-Lösungen ist die Undurchsichtigkeit des Marktes. Hier wollen wir Abhilfe schaffen", verspricht VOI-Vorstand Lothar Leger.

Messe lockt Entscheider

Das Konzept der Messeleitung scheint aufzugehen: Laut Umfragen äußerten sich 78 Prozent der Besucher zufrieden mit der DMS Expo, sehr zufrieden sogar weitere 21 Prozent. Rund 57 Prozent der Gäste kamen erstmals zu dieser Messe, 42 Prozent waren Firmeninhaber oder Abteilungsleiter. Damit zeigt sich, dass die Messe als Entscheidertreffpunkt eingeordnet werden kann. "Hier heben wir uns positiv von der Cebit und der Sys-tems ab", kommentiert Klaes.

ComputerPartner-Meinung:

Im gleichen Maße, wie sich Hard- und Software konkurrierender Anbieter - leistungsmäßig wie qualitativ - immer weiter annähern, werden Attribute wie Kompetenz und Servicefreundlichkeit zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor. Hierfür ist es notwendig, das im Unternehmen vorhandene Wissen zu bündeln und zum Wohle des Kunden allen Mitarbeitern zugänglich zu machen - eine Herausforderung, die modernste Informationsmanagement-Technologien voraussetzt, sich letztendlich aber nur dann realisieren lässt, wenn es der Unternehmensleitung gelingt, die eigenen Mitarbeiter von den Vorteilen des Informations-Sharing zu überzeugen. (sd)

www.aiim-europe.org

www.dmsexpo.de; www.ibm.com

www.coi.de; www.incom.de

www.dokuweb.com; www.iqdoq.de

www.voi.de

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