WNET könnte sich vom Dachverband zum grossem Systemhaus wandeln

08.12.1999

MÜNCHEN: Unter dem Dach des Systemhaus-Verbundes Wnet rumort es heftig. Die über 20 bundesweit verteilten, bislang selbständigen Siemens-Werksvertretungen übernehmen sich gegenseitig. Den Anfang machte gerade ZWF, das die Mehrheit an Part erwarb. Am Ende, so hoffen einige Beteiligte, bleibt nur die Wnet AG übrig."Die Fusion ging innerhalb weniger Tage vonstatten", zeigt sich ZWF-Geschäftsführer Willi Zimmerling hocherfreut über den Vertragsabschluß mit der Part GmbH in Augsburg. Bereits eine Woche nachdem die ersten Gerüchte über eine mögliche Übernahme im Markt kursierten (siehe ComputerPartner 27/99, Seite 12), setzten die jeweiligen Manager ihre Unterschrift unter die Vereinbarung, derzufolge sich die ZWF zu "mehr als 51 Prozent" an Part beteiligt.

Beide Unternehmen hatten 1992 mit 20 weiteren Siemens-Werksvertretungen den Schritt in die Unabhängigkeit gewagt. Sie lösten sich von ihrem Lieferanten Siemens, firmierten als selbständige Unternehmen und waren seit 1996 lose unter dem gemeinsamen Dachverband Wnet verbunden. Doch nicht allen bekam die neue Freiheit gleich gut. Manche schafften den Sprung nach vorne von Anfang an nicht so recht, andere litten erst in letzter Zeit unter dem wachsenden Wettbewerb und Problemen, die ihre Lieferanten an sie weitergaben.

Deshalb stehen in nächster Zeit einschneidende Veränderungen auf dem Programm: "Es wird hier sicher nicht bei der einen Fusion bleiben", kündigt Zimmerling, seines Zeichens auch Wnet-Aufsichtsrat, nun überraschend an. "Wir haben doch den Anspruch, ganzheitliche Lösungen für den Mittelstand anzubieten - und einige der Häuser im Verbund sind dazu einfach zu klein. Deshalb wird darüber nachgedacht, daß sich jetzt erstmal die Stärkeren an den Kleinen mehrheitlich beteiligen." Die Betonung liegt auf mehrheitlich, das Beispiel einer 50:50-Beteiligung, wie das seinerzeit die Compunet durchgezogen habe, sagt ihm nicht zu.

Part zählte zu den Gründungsmitgliedern der Wnet, einer der beiden Geschäftsführer, German Mayr, saß noch bis vor zwei Wochen im Aufsichtsrat des Dachverbandes, ist aber in der nächsten Periode nicht mehr dabei. Das mag mit der Übernahme zusammenhängen, eine Bestätigung dafür gibt es von offizieller Seite aber nicht.

Nach anfänglichen Erfolgen geriet das Systemhaus in letzter Zeit ins Trudeln. Zwar fuhr die Part-Gruppe 1998 einen Umsatz von 30 Millionen Mark ein. "Aber die Profite sanken", faßt ein Unternehmenssprecher die Situation zusammen. "Wir hatten wirtschaftliche Probleme." Die waren dem Sprecher zufolge nicht hausgemacht: Als Baan-Partner haben die Probleme des Lieferanten (siehe ComputerPartner 6/99, Seite 14) den Part-Leuten "eine volle Breitseite verpaßt".

Deshalb sei man auf das Übernahmeangebot durch ZWF natürlich gerne eingegangen. "Für unsere Kunden hat das nur Vorteile", versichert Marketingleiter Bernd Bittner. "Sie werden weiterhin von den Unternehmensstandorten in Augsburg und München betreut, können aber auf die Ressourcen und das Know-how der neuen Mutter ZWF in Saarbrücken zurückgreifen."

Bald sind's nur noch vier

Die ZWF machte 1998 einen Umsatz von rund 46 Millionen Mark - davon entfallen knapp 70 Prozent auf die Dienstleistungen. Das Unternehmen mit Stützpunkten in Kaiserslautern, im französischen Freyming-Merlebach und einer Tochtergesellschaft in Griesheim beliefert seine Kunden mit Siemens-Hardware und bietet zudem Branchensoftware und Netzwerke. Ähnlich wie die anderen Siemens-Werksvertretungen zielt es mit seinen Produkten auf den Mittelstand. Das Hauptgeschäft macht ZWF Zimmerling zufolge mit den Firmen "die so zwischen zwei- und dreihundert Leute beschäftigen". Damit bedient er einen Bereich, in dem der Wettbewerb gerade in den letzten Monaten rasant zugenommen hat.

Das wirkt sich derzeit auch auf den Verbund aus: "Je größer der Wettbewerb wird, desto schneller und enger werden wir zusammenrücken." Innerhalb von drei Jahren", so schätzt Zimmerling, werden innerhalb der Wnet wohl nur noch vier bis fünf Unternehmen das Sagen haben. Welche genau, wollte er nicht nennen, sicher aber zählt er seine ZWF dazu. Das Endziel heißt: alle Systemhäuser unter dem Namen Wnet zusammenfassen und bundesweit als ein Unternehmen auftreten.

Das müsse beileibe nicht unter seiner Regie vonstatten gehen, wehrt er eine entsprechende Anfrage schmunzelnd ab. Eine Möglichkeit der schnellen Konsolidierung sieht er auch, wenn sich ein Mitgliedsunternehmen entscheidet, an die Börse zu gehen. "Wenn derjenige dann genug flüssige Mittel hat und mir ein gutes Angebot macht, würde ich mir das sicher überlegen." Mit seinem Unternehmen hegt er keine Absicht, selber an die Börse zu gehen. "Ich habe mich nicht von Siemens unabhängig gemacht, um dann wieder jedes Quartal Rechenschaft ablegen zu müssen." (du)

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