Wohin steuert der PC-Markt in der "Post-PC-Ära"?

13.04.2000
Zum PC-Markt hat ComputerPartner-Redakteur Klaus Hauptfleisch zwei Distributoren befragt, wohin die Entwicklung geht. Für Actebis äußerte sich Geschäftsführer Michael Urban und für Ingram Macrotron Robert Beck, Geschäftsführer für den Bereich Markenprodukte. Dazu im Kasten auch ein Abstecher in den Bereich Channel-Assembly.

Wohin geht der PC-Markt allgemein? Und was ist dran an dem Schlagwort von der "Post-PC-Ära"?

Urban: Der Preisverfall im PC-Markt hält nicht nur an, er wird sich künftig noch weiter verstärken. Gleichzeitig wird der PC-Markt innerhalb der nächsten drei Jahre im Bereich von 15 bis 20 Prozent weiter wachsen. Einerseits ist der Markt noch nicht gesättigt, andererseits ist die Replacement-Rate weiter steigend: Gerade der private Anwender verlangt spätestens nach drei Jahren einen neuen PC.

Beck: Das Internet wird den PC-Markt dramatisch verändern. Immer mehr Menschen wollen das World Wide Web nutzen, ohne sich lange mit dem Computer beschäftigen zu müssen. Diesem Trend folgen die Hersteller mit den so genannten Internet-PCs. Da dies jedoch auch mit Telefonen, Settop-Boxen, Spielekonsolen und allen möglichen Geräten bis hin zum Kühlschrank möglich ist oder in Kürze sein wird, ist der Erwerb eines Standard-PCs dafür nicht mehr notwendig. Das Zusammenwachsen der Märkte Telekommunikation, Computer und Unterhaltungselektronik schreitet weiter voran und eröffnet mit diesen multifunktionalen Geräten auch neue Käuferschichten.

Die Prozessor-Hersteller - Intel und AMD - denken heute schon in Gigahertz-Kategorien. Wieviel PC braucht der Kunde überhaupt?

Beck: Für den durchschnittlichen Office-Einsatz ist heute die Leistung schon lange ausreichend. Allerdings gibt es neben den Spielern auch einige Berufsgruppen wie zum Beispiel Architekten, die durch die Leistungssteigerung des Prozessors Zeit und Geld sparen.

Urban: Das Hardware-Replacement wird immer noch von den erforderlichen Systemressourcen der neuesten Applikationen vorangetrieben (siehe auch ComputerPartner 12/00, Seite 48).

Wie entwickeln sich hier die Margen?

Beck: Der Margendruck in der Distribution ist nach wie vor vorhanden. Er hat sich zwar gegenüber den vergangenen Jahren verlangsamt, von einer Stabilität können wir jedoch noch nicht sprechen. Deutlich ist jedoch zu erkennen, dass die Bereitschaft zur Margenstabilität sowohl auf Seiten des Herstellers als auch auf Seiten der Distribution da ist.

Urban: Die Margen können noch weiter zurückgehen. Durch die anhaltenden Preissenkungen wird gleichzeitig auch der absolute Rohertrag pro PC im gesamten Kanal sinken.

Wie lief das Geschäft in den ersten Monaten dieses Jahres?

Urban: Nach dem Preisdrop Ende Januar lief der Februar besser, aber bei weitem nicht so gut, wie es sich der Markt gewünscht hat. Die Cebit hat positive Signale gesetzt und dazu beigetragen, dass das Geschäft wieder gut angelaufen ist. Wir haben gute Aussichten auf einen Erfolg versprechenden April.

Beck: Der März lief nun wieder erfreulich an, so dass wir noch mit einem durchschnittlichen ersten Quartal abschließen können.

Zur Zeit sind die Big Player noch schön unter sich. Doch aus China kommt mit Legend QDI ein PC-Hersteller, der in China schon Nummer eins, in Asien Nummer vier ist und den PC-Markt weltweit erobern will. Denken Sie, dass wir uns in ein paar Jahren an einen chinesischen Weltmarktführer gewöhnen werden müssen?

Urban: Nein, das denke ich nicht. Die Rechnung ist ziemlich einfach. Für einen PC benötigt man zwei Dinge: die Komponenten und die Assemblierungsdienstleistung. Daher ist es mittlerweile egal, ob ein PC aus einem Billiglohnland kommt oder in Deutschland gefertigt wird: Der Angebotspreis verändert sich hierdurch kaum. Außerdem ist es leichter, von sehr niedrigem Umsatz und geringen Stückzahlen aus mit 80 Prozent zu wachsen, als auf Basis eines sehr hohen Marktanteils noch enorm zuzulegen.

Beck: Dass ein chinesischer Hersteller gute Chancen hat, im Heimatland Marktführer zu werden, ist nicht weiter verwunderlich. Auch bei uns in Deutschland gab es inländische Marktführer, die auf dem Weltmarkt nie wirklich von Bedeutung waren.

www.macrotron.de

www.actebis.de

www.qdigrp.com

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