Am Wochenende ist mit WolframAlpha ein Webangebot online gegangen, das vorab in manchen Medien zum "Google-Killer" hochstilisiert wurde. "Wir versuchen gar nicht, das gleiche anzubieten wie Google. Unser Fokus liegt auf Fakten-basierten Inhalten", betont jedoch Jon McLoone, Senior Developer bei Wolfram Research, gegenüber pressetext.
Denn WolframAlpha ist eher eine Antwortmaschine, die bei Anfragen konkrete Informationen zum Thema berechnet. Die wahllose Suche etwa nach Unterhaltungs-Content im Web bleibt Google und Co vorbehalten. WolframAlpha, das zunächst nur in englischer Sprache gestartet ist, dürfte also eher Wikipedia Konkurrenz machen. Das Projekt soll sich laufend weiterentwickeln, um in Zukunft etwa auch mit weiteren Sprachen umgehen zu können.
Prägnante, faktische Information ist das, was WolframAlpha dem Nutzer zu bieten sucht. Dazu wurden viele Terabyte an Daten zusammengetragen, mit denen Antworten berechnet werden - wofür über 10.000 CPUs zur Verfügung stehen. Zwar könnte so manche Frage schon jetzt mittels Wikipedia oder Suchmaschinen mehr oder weniger gut beantwortet werden, also ist WolframAlpha bis zu einem gewissen Grad ein Konkurrent für diese Angebote. "Wir glauben aber, dass es eine ganze Reihe Anfragen gibt, die bislang gar nicht erst getätigt wurden", meint McLoone. Denn erst WolframAlpha ist nach Ansicht seiner Schöpfer ein wirklich geeignetes Antwort-Werkzeug für bestimmte Fragen. Ein Beispiel dafür ist, dass ein Nutzer beliebige Rezeptmischungen direkt in die Eingabemaske tippen kann. Wer so etwa Milch, Mehl und Zucker in verschiedenen Anteilen mischt, bekommt genaue Informationen zum Nährwert seines Rezepts.
Ebenfalls eine Stärke von WolframAlpha sind Graphen, die eigens zur jeweiligen Anfrage erstellt werden. So können User etwa die Bruttoinlandsprodukte mehrerer Länder direkt optisch vergleichen oder sich den Verlauf mathematischer Kurven zeigen lassen. Dass WolframAlpha gerade im Bereich der Mathematik viel zu bieten hat, ist kein Wunder - immerhin steht hinter dem Projekt Stephen Wolfram, der Ende der 1980er durch die Software Mathematica bekannt wurde. WolframAlpha bietet auch eine Feinheit, die gerade für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Themen interessant ist. Über ein Pop-Up-Menü am unteren Rand der Ergebnisausgabe liefert WolframAlpha eine Liste diverser Quellen zum Thema. Dort stößt man je nach Thema auf Werke wie die Encyclopedia Britannica, wissenschaftliche Publikationen oder auch relevante Onlinequellen. Letztere können direkt aus der Quellinformationsliste aufgerufen werden.
Neben der Eingabemaske selbst kann WolframAlpha auch den Standort des Nutzers als Parameter für die Antwortsuche heranziehen. Wird zum Beispiel in England nach "Washington" gefragt, gibt es zunächst aufgrund der geographischen Nähe Informationen zu einer Stadt in Mittelengland. Außerdem besteht die Möglichkeit, einfach per Drop-Down-Menü Informationen zu einer anderen Interpretation der Anfrage abzurufen - etwa, wenn sich der Nutzer für den US-Bundesstaat Washington interessiert. Ähnliches gilt auch bei anderen mehrdeutigen Anfragen.
Noch hat WolframAlpha Einschränkungen. So werden bisher etwa nur sehr rudimentäre biographische Daten zu Personen ausgegeben. Doch das soll sich ändern, denn eine laufende Erweiterung der Funktionalität ist geplant. Das dürfte früher oder später auch eine Unterstützung weiterer Sprachen neben der englischen umfassen. "DIe Systemarchitektur ist so gestaltet, dass dies leicht möglich ist", sagt McLoone. Im Wesentlichen sei dafür erforderlich, entsprechende Wörterbücher zu füllen, während die Berechnungen im Hintergrund gleich bleiben. "Viele Daten sind beispielsweise numerisch, sodass sich nur die zugehörigen Benennungen ändern", erklärt McLoone. Es würden bereits erste Verhandlungen über die Zusammenarbeit mit Regierungsstellen geführt, um WolframAlpha auch für nicht-englischsprachige Nutzer umzusetzen. Genauere Details etwa zu Zeitplänen könne er aber noch nicht nennen. (pte) (wl)