Workx AG vor dem Aus?

15.02.2001
Böses Erwachen: Die Workx AG, bislang ein Vorzeigeunternehmen der deutschen Speicherproduzenten, befindet sich zur Zeit auf dem Rückzug.

Nach der fulminanten Expansionswelle der Workx AG im letzten Jahr, sogar ein Börsengang war geplant, kommt nun die Ernüchterung. Im Hofoldinger Headquarter mussten 17 Mitarbeiter ihren Hut nehmen. Und die Außenstelle in Kent (Großbritannien) wurde ersatzlos gestrichen. Die dort ansässigen Kunden werden wieder von Hofolding aus betreut. Die Niederlassung in Frankreich ist von der Streichwelle jedoch noch nicht betroffen.

In der Branche wurde schon lange über den desolaten Geschäftszustand der Workx AG gemunkelt. Insider glauben, dass die Lager der AG voll mit PC-100-Speicherchips sind. Aber diese damals teuer eingekauften Chips lassen sich kaum mehr an den Mann bringen. In Zeiten, wo der Preis eines 128-MB-Bausteins mit 133 MHz schon unter 100 Mark gefallen ist, sind ältere, langsamere Bausteine absolute Ladenhüter.

Nach Aussage von einigen Distributoren liefert die Workx AG Bauteile nur noch schleppend aus. Einige Kunden haben Module von Workx von ihrer Einkaufsliste gestrichen. Begründung: "Wegen Rechnungsabgleich wollen wir nicht noch einmal die Steuerprüfung im Haus haben", sagte ein Distributor hinter vorgehaltener Hand. Diese Kunden weichen auf Produkte anderer Hersteller aus. Gleichzeitig gibt der Distributor jedoch auch zu, dass andere Kunden auf Speicher von Workx bestehen. Sie wollen abwarten, bis sich die Situation wieder bessert. In der Zwischenzeit verzichten sie auf den Kauf.

Positiv denken

Der Niederlassungsleiter Nord der Workx AG, Jürgen Aretz, sieht die Situation nicht besonders dramatisch: "Im Moment laufen auch bei anderen Herstellern die Geschäfte schlecht. Das ist nur eine Flaute, die geht vorüber." Doch wie es in Zukunft weitergehen soll, weiß auch er nicht. "Es laufen gerade Gespräche mit Investoren. In vierzehn Tagen kann ich mehr sagen", gibt er gegenüber ComputerPartner zu.

Die Vorstände der Workx AG Peter Pilenghi und Dr. Joachim Redmer waren zu keiner Stellungnahme bereit. Zur Zeit seien sie damit beschäftigt, mit Banken und möglichen Investoren Gespräche zu führen und könnten im Augenblick nichts zur Situation des Unternehmens sagen, erklärt Gundula Fischer, die bei Workx zuständige Dame für Pressearbeit. "Meinen Sie, uns hat es Spaß gemacht, 17 Leute entlassen zu müssen", bestätigt sie zumindest die Entlassungswelle. Redmer war erst am 1. Juli letzten Jahres zu Workx gewechselt. Der ehemalige General Manager von SGI hatte große Pläne. Im dritten Quartal sollte eine Steigerung des Umsatzes von 69 Prozent eintreten. Mit einem Umsatzwachstum von 43 Millionen Mark wollte Workx unter die Top Ten der deutschen Speicherlieferanten. Doch der Mainstream-Markt hat andere Gesetze. Nicht Umsätze zählen, sondern nur das, was unter dem Strich übrig bleibt. Außerdem sind die Margen in diesem Marktsegment extrem niedrig. Und bei den stark gefallenen Preisen für Speicherbausteine kann man sich an einer Hand leicht ausrechnen, was verdient wird. Dass es dem Unternehmen nicht besonders gut geht, zeigt sich auch am fehlenden Geschäftsbericht des vergangenen Jahres auf seiner Webseite. Lesen Sie dazu auch den Kommentar auf Seite 8. (jh)

www.wwx.com

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