Wozu einen Meistertitel?

31.10.2002
Zum offenen Brief in ComputerPartner 41/02, Seite 3, erreichten uns folgende Zuschriften:

Mit großer Freude lese ich immer wieder ihre offenen Briefe. Diesmal haben Sie zum Meisterbrief Stellung genommen.

Sehr interessant, Ihre Argumentationsführung für und wider den Meistertitel. Sie enden mit der Feststellung, dass der Meistertitel die Branche spaltet. Ich denke, wir wollen alle das Gleiche: solide Betriebe, die Arbeitsplätze sichern, guten Service zum Wohle von Kunden und Betrieb und ordentliche technische Dienstleistungen zu vernünftigen Preisen. Vielleicht sollten wir mit der Kritik bei denen beginnen, die im Moment wieder die Diskussion lauthals führen. Wie steht es denn mit deren analytischen Fähigkeiten?

Der Meistertitel, wie er heute von den Handwerkskammern in vielen Branchen vergeben wird, setzt sich unter anderem aus dem technischen Grundwissen und den Fertigkeiten zum Beruf, dem betriebswirtschaftlichen Grundwissen zur Betriebsführung und dem pädagogischen Teil zur Ausbildung vom Nachwuchs zusammen.

Die Spaltung, von der Sie reden, Herr Sicking, geschieht in meinen Augen deshalb, weil diese obigen Punkte in der IT-Branche mit den vielen Quereinsteigern und den ganzen Umständen, die diese Branche in der Vergangenheit und auch heute mitbringt, nicht vereinbar sind.

Wo sind denn die "Trainer", die dem gestandenen Fachhändler sagen wollen, wie man technisch ein Problem löst? Wer will es sich denn anmaßen, technische Richtlinien für Meisterprüfungen aufzustellen und diese jedes Jahr neu auszuarbeiten?

Was sicher helfen würde, wäre die betriebswirtschaftliche und eventuell auch die Ausbildung zur Ausbildung. Hier sehe auch ich großen Nachholbedarf, insbesondere in dieser Branche. Andererseits: Was soll denn der kleine Handwerksbetrieb mit Meistertitel anders gegen die Discounterware machen? Sollten hier nicht lieber diejenigen, die diese überstarke Marktsättigung durch billige Discounterprodukte querbeet durch alle Branchen ermöglichen, ihre Meisterprüfung machen und sich betriebswirtschaftlich nachschulen lassen? Im Übrigen brauchen Spitzenpolitiker auch keinen Qualifikationsnachweis für ihren Job. Und glaubt denn auch nur einer in Deutschland, dass durch einen Meisterzwang die wirklichen Probleme in dieser Branche beseitigt werden? Die Hotlines sind auch weiter besetzt, mit den Produkten kennt sich weiter keiner wirklich aus, die Treiber werden weiter nicht einwandfrei laufen, und Bill Gates bleibt einer der reichsten Männer der Welt, auch ohne Meistertitel!

Burkhard Widera,

PC-Service Widera, Lienen

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