WSJ: CTS Eventim verklagt Live Nation wegen Vertragsbruchs

21.04.2010
Von Ethan Smith THE WALL STREET JOURNAL

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NEW YORK (Dow Jones)--Der deutsche Ticketvermarkter CTS Eventim wirft der internationalen Konzertagentur Live Nation Entertainment nach der Übernahme des Wettbewerbers Ticketmaster Vertragsbruch vor und hat ein Schiedsverfahren vor der Internationalen Handelskammer angestrengt. Das geht aus einer Pflichtmitteilung des US-Konzerns mit Sitz in Los Angeles vom Montag an die US-Börsenaufsicht hervor. Details zum Vorwurf des Vertragsbruchs nannte Live Nation nicht.

Hintergrund für die Klage ist eine Vereinbarung aus dem Jahr 2007, die das SDAX-Unternehmen CTS und den an der New Yorker Börse notierten US-Konzern Live Nation seinerzeit zu Partnern machte. Danach nutzt Live Nation für zehn Jahre in Lizenz die CTS-Software beim Ticketverkauf für Konzertveranstaltungen in den USA. Zugleich übernimmt CTS auf etlichen europäischen Märkten den Ticketvertrieb für Live Nation.

Belastet wurde diese Allianz durch die vor einem Jahr angekündigte Fusion des weltgrößten Konzertveranstalters mit Ticketmaster, dem größten Ticketvermarkter der USA, auch wenn CTS im März 2009 verkündete, dies werde die Kooperation nicht beeinträchtigen. Jetzt heißt es in der Mitteilung von Live Nation, die von CTS jetzt erhobenen Forderungen entbehrten jeder Grundlage.

Live Nation machte keine Angaben zur Höhe der Forderungen von CTS Eventim. Setze sich das Unternehmen aus München allerdings durch, würden sich die Erwartungen an die erst kürzlich vollzogene Fusion mit Ticketmaster jedoch nicht erfüllen, heißt es in der Mitteilung.

Die Summen, um die es geht, dürften beträchtlich sein. So betrug der Umsatz, den der CTS-Wettbewerber Ticketmaster im Jahr 2006 allein mit Live Nation machte, 150 Mio USD. Allerdings ist die Zahl der Eintrittskarten, die Live Nation, vertreibt, nach Erhebungen der Branchenexperten von Pollstar seither um 30% auf 38,6 Mio im Jahr 2009 gestiegen. Für jedes in den USA mit CTS-Software verkaufte Live-Nation-Ticket bekommen die Münchener seit Anfang letzten Jahres eine Lizenzgebühr. Mit Ticketmaster hat Live Nation aber inzwischen einen Kartenvertrieb im eigenen Haus.

Die Fusion von Live Nation und Ticketmaster hat einen in der Branche umstrittenen Giganten im Musik- und Konzertgeschäft hervorgebracht: Der Konzern organisiert Konzerte und andere Großveranstaltungen, betreibt Veranstaltungsorte sowie den Ticketvertrieb und hat in einigen Fällen wie bei Popstar Madonna sogar die Musikrechte von Künstlern. Kritiker fürchten eine Monopolstellung. Lange haben Wettbewerbsbehörden in Großbritannien und den USA deshalb gezögert, diesen Zusammenschluss freizugeben.

Auch auf dem deutschen Konzertmarkt ist Live Nation aktiv. Vor wenigen Monaten eröffnete der Konzern eine Niederlassung in Hamburg, das seine Tätigkeit mit der Organisation von drei Konzerten von Lady Gaga aufnahm. Zuvor waren die Amerikaner bei der Konzertagentur Marek Lieberberg ausgestiegen und hatten ihren 20-Prozent-Anteil an CTS abgeben. Die Tickets für die Lady-Gaga-Konzerte im Mai werden allerdings über CTS vertrieben.

Webseite: www.online.wsj.com -Von Ethan Smith, The Wall Street Journal, +49 (0)69 - 29725 111, unternehmen.de@dowjones.com

(Olaf Ridder hat zu dem Bericht beigetragen.)

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