WSJ: US-Regierung prüft ÍBM auf Marktmißbrauch bei Großrechnern

08.10.2009
Von Keith J. Winstein und William M. Bulkeley

Von Keith J. Winstein und William M. Bulkeley

THE WALL STREET JOURNAL

WASHINGTON (Dow Jones)--Das US-Justizministerium untersucht beim Computerhersteller IBM einen angeblichen Mißbrauch seiner marktbeherrschenden Stellung im Geschäft mit Großrechnern. Der Branchenverband Computer & Communications Industry Association (CCIA) habe vor kurzem eine Anfrage des Ministeriums mit Bitte um Informationen über die International Business Machines Corp erhalten, sagte CCIA-CEO Edward Black.

Der Anfrage - eine besonderen Form der Vorladung, die in kartellrechtlichen Untersuchungen genutzt wird - ging eine Beschwerde der CCIA voraus. Der Verband wirft IBM vor, die eigene marktbeherrschende Position geschäftsschädigend ausgenutzt zu haben. Zu den Mitgliedern der CCIA gehören auch zahlreiche IBM-Konkurrenten. Der weltgrößte Computerhersteller aus Armonk im Bundesstaat New York lehnte eine Stellungnahme zu den Anschuldigungen ab.

Der Konzern hält schon seit langem ein Beinahe-Monopol bei Großrechnern, großen Computern für den Betrieb von Datenbanken, die 1 Mio EUR oder mehr kosten können. Seit Jahrzehnten arbeitet IBM gemäß den Bedingungen einer 1956 mit der US-Regierung getroffenen Vereinbarung, wonach der Konzern Großrechnertechnologie an Wettbewerber konzessionieren muss. Die letzten Klauseln waren 2001 vereinbart worden. Seitdem habe IBM den Griff auf den Markt verstärkt, behauptet die CCIA. Analysten schätzen, das IBM bis zu einem Viertel der jährlichen Umsätze von 104 Mrd USD mit Großrechnern macht.

Die Untersuchung spiegelt die neue, härtere Haltung der Obama-Regierung gegen wettbewerbsschädigendes Verhalten wieder, vor allem im Hightech-Segment. Sollte das Justizministerium entscheiden, dass Großrechner einen eigenständigen Markt bilden, drohen IBM Sanktionen. Der Konzern könnte dagegen argumentieren, dass die Rechner nur einen kleinen Teil des riesigen Weltmarktes für Server darstellen, die "Arbeitstiere" der betrieblichen Datenräumen. An dem rund 46 Mrd USD schweren gesamten Servermarkt hat IBM einen Anteil von 30% - dies ist eine Größe, bei der Kartellbehörden in der Regel noch nicht aktiv werden.

In den 1970er Jahren war das Geschäftsgebaren des Konzerns schon einmal vom Justizministerium geprüft worden. Die Reagan-Regierung ließ den Fall jedoch 1982 fallen. IBM hatte den Computermarkt seit 1950 mit einem Anteil von 70% dominiert. Die US-Wettbewerber wurden spöttisch als "die sieben Zwerge" bezeichnet.

Webseite: www.ibm.com -Von Keith J. Winstein und William M. Bulkeley, The Wall Street Journal, +49 (0)69 - 29725 103, unternehmen.de@dowjones.com (Jessica E. Vascellaro und Don Clark haben zu diesem Bericht beigetragen.) DJG/DJN/sha/rio Besuchen Sie auch unsere Webseite http://www.dowjones.de

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