Wunder sind leider ausverkauft

26.04.2001

Das garstige April-Wetter spiegelt die Situation des PC-Marktes wider: Neben vereinzelten Sonnenstrahlen gibt es vor allem Regen, Sturm und Schneeschauer. Da bleibt nur die Hoffnung auf ein besseres Klima und die wundersame Belebung des PC-Marktes. In der heutigen Zeit sind Wunder aber relativ selten geworden. Deshalb müssen Industrie und Handel eben selber Abhilfe schaffen. Die Frage ist nur, wie?

Eines ist sicher: Selbstzerfleischung und Schuldzuweisungen à la Kindergarten sind ebenso wenig angebracht wie Preiskriege, um Marktanteile zu kaufen und die Konkurrenz schachmatt zu setzen. Das mag vielleicht Dell und Gateway in den USA kurzzeitig gelingen, aber zu welchem Preis! Sie werden sich mittelfristig selbst ins Aus manövrieren.

Im deutschen PC-Markt sieht es weniger kriegerisch aus. Hier setzen eigentlich alle Unternehmen keinesfalls auf teuer erkaufte Marktanteile, sondern auf gesunde Profitabilität. Und nach Ansicht der Analysten schafft der PC-Markt in diesem Jahr auch endlich den Turnaround. Laut Gartner wird der PC-Absatz weltweit sowie in Europa im Jahr 2001 um knapp elf Prozent wachsen, in Deutschland soll sogar ein Plus von 13 Prozent möglich sein. Nun zwingt sich die Frage auf: "Wer soll diese vielen Kisten kaufen?" Denn anders, als die Marktforscher behaupten, sitzt den Deutschen das Geld nun wirklich nicht locker in der Tasche. Im Auftrag des IDG-Verlages hat Mediamach im Herbst 2000 die "Leseranalyse Computerpresse (LAC) 2001" durchgeführt, bei der unter anderem IT-Entscheider befragt wurden, ob und wenn ja, welche IT-Produkte sie innerhalb der nächsten zwölf Monate kaufen wollen. Auch nach möglichen Ausgabevolumen wurde gefahndet. Die Antworten lassen einen eher kühlen Sommer für die PC-Branche befürchten.

Im reinen Business-Sektor wollen rund 82 Prozent der Entscheider auf jeden Fall in IT investieren. Klingt erst einmal ganz gut. Der Pferdefuß: Zu IT gehören neben PCs und Workstations auch Software, Dienstleistungen, Schulungen und Telekommunikation. Im Business/Privat-Sektor - also SMB und Consumer-Bereich - will nur jeder Zweite investieren. Und wenn dann das Geld locker gemacht wird, steht bei nur 39 Prozent der Firmenkunden der PC auf der Einkaufsliste. Bei den Konsumenten und SMBs wird der Computer immerhin zu 46 Prozent genannt. Dabei legen die Entscheider beider Gruppen Wert auf Qualität, da sie am häufigsten PCs der Oberklasse als Kaufwunsch nannten.

Optimisten mögen bei diesem Zahlenwerk vielleicht noch denken: "Besser wenig als gar nichts." Die totale Ernüchterung folgt aber auf dem Fuß, sieht man sich einmal das geplante Investitionsvolumen für alle IT-Anschaffungen an: 16 Prozent der Business-Entscheider haben noch keinen Plan, 20 Prozent (also jeder Fünfte) wollen maximal 5.000 (!!!) Mark ausgeben, knapp 18 Prozent verfügen über ein Investitionsvolumen von 5.000 bis 10.000 Mark. In den Bereichen, in denen es so richtig spannend wird, also ab 250.000 Mark und mehr, werden nur sehr kleine einstellige Prozentzahlen für IT-Anschaffungen eingeplant.

Wer jetzt nach diesen mageren Aussichten noch immer PCs herstellen und mit Gewinn verkaufen will, muss seine Geschäftsstrategie noch mehr an den Kundenwünschen ausrichten. Das ist unbestritten ein harter Job, aber schmecken selbst geerntete Früchte nicht viel süßer als geschenkte?

Ulrike Goreßen

ugoressen@computerpartner.de

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