Wurmlöcher überall

04.09.2003
Proben Spammer den Cyberwar gegen Zivilisten?

Nur kurz währte die Freude, den Spammern werde per Gesetz ein wenig Einhalt geboten. Kaum neigt sich das Sommerloch dem Ende zu, spielen die Würmer verrückt. Vor letzten Samstag waren es immerhin noch 180.000 Systeme, die in den letzten 24 Stunden von Sobig.f befallen wurden. Die Dunkelziffer ist selbstverständlich weitaus höher. Angeblich sollen in China Millionen Rechner mit dem Multiplikator infiziert sein, in den USA drohte gar die Samstagsausgabe der "New York Times" wegen akuter Verwurmung auszufallen, hieß es.

Konstruiert wurde Sobig.f so, dass er auch als Spam-Verteiler wüten kann. Dies hätte zur Folge, dass der Wurm, in Ihrem Namen beispielsweise, seine Brut massenweise an Ihre Kunden und Lieferanten verteilt. Dass er weiterhin als Trojanertransporter dienen könnte und Portadressen öffnet, ist auch nicht ohne Belang. Wie viele Rechner lassen sich heute bereits via DSL und Netzwerkkarte fernsteuern, ohne dass ihre Besitzer es merken?

Was Windows XP kann, können Hacker auch. Wie viele private PCs hängen rund um die Uhr ungesichert in den so genannten "Tauschbörsen", bei deren Datentransfervolumen zehntausend E-Mails pro Nacht überhaupt nicht auffallen? Deren Servernummern sind sogar unter den Video- und Spieleräubern veröffentlicht. Die Aktivitäten sollten zwischen 21 und 24 Uhr laut dem Antivirus-Spezialisten Symantec am Freitag und Sonntag vergangener Woche ihren Höhepunkt erreichen, da versuchten die infizierten Computer mit Masterservern in Verbindung zu treten, Programme nachzuladen und weiteren Unfug zu treiben. Diesmal gelang es noch, die entsprechenden Server vom Netz zu nehmen. Am Montag hat sich der tatsächliche Schadensumfang gezeigt und ob der Programmierer dieser Version tatsächlich etwas drauf hat. Die Komplexität und Vielseitigkeit des Virusdesigns lässt schier unendliche Varianten und Anwendungsmöglichkeiten zu - von Industriespionage bis zur orwellschen Einzelüberwachung, der lückenlosen Protokollierung sämtlicher PC-Aktivitäten. Wer sich E-Mails, Kontoauszüge und Schriftverkehr einer Zielperson zugänglich machen kann, braucht nicht viel mehr Material, um gläserne Bürger regieren zu können. Briefgeheimnis, Presse- und Meinungsfreiheit, selbst die Würde des Menschen ist angreifbar, werden diese als Würmer getarnten Spionageprogramme von den falschen Händen benutzt. Oder ist es schon soweit? Das FBI kümmert sich darum.

Mein Fazit: Nur durch einen Programmierfehler kann sich Sobig.f nicht im LAN verbreiten. Doch die nächste Version folgt sicherlich bald nach!

Bis demnächst, euer Querschläger!

Der ComputerPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz.

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