Apple-Entwicklerkonferenz

WWDC 2017 – Alle Neuerungen im Überblick

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Mehr als zwei Stunden hat Apples Eröffnung zur WWDC gedauert. Dabei hat es die ein oder andere Überraschung gegeben.
WWDC 2017
WWDC 2017
Foto: Apple

Die WWDC dreht sich um Software, insbesondere Apples vier Betriebssysteme. Doch stellte Apple in diesem Jahr zur Eröffnung seiner Entwicklerkonferenz auch Hardware ausführlich in den Mittelpunkt. Teilweise solche, die es erst in einem halben Jahr zu kaufen gibt. Was sonst noch auffällt: iOS zerfällt in zwei Betriebssysteme, eines für das iPhone und eines für das iPad. Das ist längst überfällig. Aber der Reihe nach unsere wichtigsten Notizen zu High Sierra, iOS 11, HomePod und alles andere.

Einstieg nach nur kurzem Präludium

Was wären wir ohne Apps? Ein witziges Video zu Beginn der Keynote macht es uns klar: Ein neuer Mitarbeiter im Apple-Rechenzentrum (mit Uralt-iPod ausgestattet, auf dem Christopher Cross läuft...) will seinen Zimmerbrunnen auf dem Schreibtisch platzieren und an die Stromversorgung anschließen – dafür nimmt er ein paar Server vom Strom – offenbar alle. In Folge bricht das gesamte App-Universum zusammen, die Apokalypse ist nah und Geschäftsmodelle aus Digitalien müssen sich plötzlich wieder ein analoges Pendant suchen. Nur ein ironischer Alptraum, gewiss, die Conclusio des kurzen Begrüßungsstreifen: Lasst und weiter Apps machen.

Und dafür ist man ja nach 15 Jahren wieder in San Jose zusammengekommen, so viele Entwickler wie nie zuvor. Der jüngste ist gerade mal zehn Jahre alt, die älteste 83. Es gibt viel zu erzählen, weswegen Tim Cook sich nicht mit den üblichen Updates zu Apples Geschicken aufhalten werde ("Alles ist okay"), meint er, sechs Ankündigungen sind es genau. Es geht los – beziehungsweise eher nicht – mit...

tvOS

Der wichtigste und eigentlich einzige Punkt zuerst: Amazon Prime Video wird im "Laufe des Jahres" auf das Apple TV kommen, derartige Spekulationen hat es seit geraumer Zeit gegeben. "Wir sind so glücklich, Amazon willkommen zu heißen", sagt Tim Cook. Ansonsten werde tvOS aber aus dieser Veranstaltung ausgeklammert, später in diesem Jahr werde es Neuheiten dazu geben. Wir rechnen mit September oder Oktober – dann wäre die Hardware nach zwei Jahren auch wieder renovierungsbedürftig. Dafür gibt es Neues zu...

watchOS

Was uns Kevin Lynch näher erläutert. Neue Zifferblätter sind dabei schon im erwartbaren Programm, ein wenig überraschend kommt nun auch ein speziell von der künstlichen Intelligenz Siri gespeistes Zifferblatt. Dieses zeigt immer die gerade relevanten Informationen an, etwa die nächsten Termine oder abends die Steuerung für die Home-Geräte. Neu ist auch ein Kaleidoscope-Ziffernblatt und nach Mickey und Minnie schaffen es auch nun die Toy-Story-Figuren Woody, Jess und Buzz in die Watch-Faces. Die Aktivitäten-App soll auf dem Display der Uhr nun noch motivierender sein, Änderungen gibt es auch bei der App Training. Mit Hilfe einer neuen Schaltfläche (+) lassen sich nun mehrere Workouts hintereinander ausführen, im Fitnessstudio soll die Apple Watch fortan auch mit den dortigen Maschinen kommunizieren, 80 Prozent der in Studios verbreiteten Geräte sollen dies unterstützen. Die Musik-App erlaubt nun ein einfacheres Scrollen durch Alben oder Playlists, das war bisher kein sonderlich großes Vergnügen.

Apple verknüpft einige der neuen Funktionen miteinander, so erscheinen etwa die Benachrichtigungen der Trainingsapp auch in dem Siri-Zifferblatt, die Musik lässt sich direkt aus der Sport-App steuern. watchOS 4 wird in Zukunft aber auch mit einer Vielzahl von neuen Sensoren an Tennisschlägern oder Surfbrettern arbeiten. Finale Version kommt im Herbst, Entwickler können es jetzt testen.

macOS 10.13 heißt High Sierra

Auf den Auftritt von Softwarechef Craig Federighi als erstes Comedy-Element haben viele gewartet, die Namenswahl für macOS 10.13 ist aber eher so naja. Die höchsten Gipfel der Sierra habe man gesucht, weil man das System noch weiter optimiert habe. Herausgekommen ist High Sierra (und nicht etwa Mount Whitney, der höchste der Gipfel. Das kann dann ja nächstes Jahr kommen). Safari bekommt darin aktive Tracking-Unterdrückung (kein Ad-Blocking) und stoppt automatisch Auto-Play-Videos – schön. Mails lassen sich in Split View bearbeiten, Fotos bekommt neue Ansichten für importiere Fotos, verbessert ist die Gesichtserkennung, auch die Bildbearbeitung. Mit Histogrammen kann man nun Farbe und Belichtung besser einstellen, mit externen Bildbearbeitungen arbeitet die App nun besser zusammen, die dort erledigten Edits spielen sich in Fotos zurück.

Doch das sind nur kleine Arbeiten an der Oberfläche: Denn mit High Sierra führt Apple das vor einem Jahr vorgestellte Dateisystem APFS als Standard ein. Das bedeutet vor allem Geschwindigkeitsvorteile bei der Verwaltung großer und vieler Dateien, wie Federighi eindrucksvoll vorführt.

H.265 ist der neue Videostandard für 4K-Videos in HDR, Apple stellte eine neue Videoschnittstelle namens Metal2 vor. Diese unterstützt nun auch externe GPUs und es gibt auch eine Variante Metal VR.

High Sierra ist ab sofort für registrierte Entwickler erhältlich und Ende des Monats auch als Public Beta erhältlich.

iMac Pro

Was Apple schon vor ein paar Wochen angekündigt hat, liefert das Unternehmen nun: Einen neuen iMac mit besserem Bildschirm, Kaby-Lake-Prozessor und Fusion Drive serienmäßig. Vor allem will Apple aber bei der Grafikleistung zugelegt haben und bis zu 80 Prozent bessere Leistung liefern. In Kombination mit High Sierra sollen die neuen iMacs auch zur Produktion von VR-Inhalten taugen. Den Beweis führt der legendäre Mitgründer von Industrial Light und Magic John Knoll. Dieser zeigt mit einer Mitarbeiterin eine frisch gerenderte Szene aus dem Star-Wars-Universum.

Die Preise für den iMac sinken leicht, der iMac 4K kostet nun ab 1299 Euro. Günstiger geworden ist auch das Macbook Pro, zumindest in einer Konfiguration. Das Macbook Pro erhält ebenso neue aktuelle Prozessoren der Generation Kaby Lake, auch das Macbook Air hat Apple aktualisiert.

Das war es aber lange noch nicht hinsichtlich des Mac. Bis Ende des Jahres soll ein iMac Pro kommen, der der bisher leistungsfähigste Mac sein soll und damit das Auslaufmodell Mac Pro vorerst ablöst. Der Prozessor: Acht-Kern-, Zehn-Kern- oder gar 18-Kern-Xeon. Die Grafik: Radeon Vega mit bis zu 16 GB VRAM, die bis zu 22 Teraflops rechnen kann. Arbeitsspeicher: Bis zu 128 GB ECC-RAM, bis zu zwei externe 5K-Bildschirme lassen sich die Höllenmaschine anschließen. Der Preis für die Workstation in der Grundkonfiguration: 5000 Euro. Apple hatte schon Anfang April angekündigt, den Mac Pro völlig neu zu denken und in der Zwischenzeit eine iMac-Konfiguration für Profis heraus zu bringen. Der iMac Pro dürfte in vielen Fällen freudig aufgenommen werden - testen können wir die Maschine aber nicht vor Dezember.

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