Xerox: Drucker-Allianz mit Sharp ist gescheitert

28.06.2001
Die "Soho Printing Alliance" zwischen Xerox, Sharp und Fuji Xerox ist geplatzt. Bis Ende des Jahres will sich Xerox aus dem unrentablen Bereich verabschieden, der vor einem Jahr noch als Zukunft des amerikanischen Konzerns gepriesen wurde. Schuld soll die Konjunkturschwäche sein: Potenzielle Investoren sprangen wegen der schwachen Marktlage ab.

Spätestens in sechs Monaten ist Schluss mit billigen Tintenstrahldruckern, All-In-One-Geräten und Klein-kopierern aus dem Hause Xerox. Das amerikanische Unternehmen hat seinen Rückzug aus dem Soho-Segment angekündigt. Künftig werde man sich stärker auf die Kerngeschäftsfelder im Bereich der Office- und Produktionssysteme konzentrieren, ließ der Hersteller verlauten. "Der Ausstieg ist für den Konzern ein schwieriger, aber notwendiger Schritt", so der eu-ropäische Vertriebschef Torsten Keemss gegenüber ComputerPartner. "Ein Schritt, den wir für die effiziente Umsetzung unserer Turnaround-Strategie brauchen."

Der Rückzug kommt genauso überraschend wie seinerzeit der Einstieg: Erst im vergangenen Jahr hatten sich Xerox, Sharp und Fuji Xerox zu einer "Soho Printing Alliance" zusammengeschlossen. Der damalige Xerox-President Rick Thoman pries das Geschäft mit den Billig-Druckern als neues und zukunftsträchtiges Standbein des Unternehmens, gab sich siegessicher: "Zusammen haben wir die Schlagkraft eines Multimilliarden-Unternehmens" (siehe Computer-Partner 11/00, Seite 18).

Gescheitert ist das Vorhaben letztendlich aber doch am Geldmangel, wie Keemss zugibt. Anfang 2000 hatte Xerox noch die Spendierhosen an: 325 Millionen Dollar wurden in eine irische Produktionsstätte für Druckerköpfe investiert, weitere Gelder flossen trotz schlechter Finanzlage in Fabriken in New York und Brasilien. Milliardeninvestitionen für Forschung, Entwicklung, Produktion und Marketing sollten folgen.

Sparkurs als Rettungsanker für Xerox

Doch die Lage des Unternehmens spitzte sich weiter zu, der Konzern galt in der Branche wahlweise als pleite oder als Übernahmekandidat. Die "Turnaround-Strategie" wurde im Oktober als Rettungsanker präsentiert. Die neue Strategie ist letztendlich aber nur ein harter Sparkurs, der Xerox vor dem Ruin retten soll. Allein in Deutschland fielen bisher 665 Mitarbeiter und zwölf Niederlassungen dem Rotstift zum Opfer.

Große Investitionen kamen also nicht mehr in Frage, dennoch wollte man den Soho-Bereich nicht fallen lassen. Keemss: "Teil der konzernweiten Strategie war deshalb auch, dass wir mit Interessenten die Möglichkeiten für erhebliche Kapitalbeteiligungen an unseren Inkjet-Geschäftsbereich erörtert haben." Die Suche nach den neuen Partnern begann schon im Oktober, gescheitert ist sie laut Keemss an der schwachen Konjunkturlage. Die Auswirkungen auf den PC- und Soho-Markt seien bereits zu spüren gewesen und hätten verhindert, dass sich die Unternehmen für den - "ursprünglich als sehr rentabel geltenden" - Einstieg in das Soho-Geschäft von Xerox entschieden haben, so der Manager.

Überschaubarer Verlust oder Milliardengrab?

Wieviel Geld der Konzern durch den Soho-Schnellschuss konkret verloren hat, möchte niemand sagen. Geschweige denn, sich öffentlich zu den hohen Anfangsinvestitionen äußern: Keemss verweist auf die zuständigen amerikanischen Kollegen und die hüllen sich in gewohnter Manier lieber in Schweigen. Bekannt ist lediglich, dass man im ersten Quartal 2001 im Soho-Segment einen Vorsteuerverlust von 82 Millionen Dollar verbuchen musste, der Umsatz betrug 139 Millionen Dollar. Ähnliche Zahlen werden für das zweite Quartal erwartet.

Als Pleite will Keemss das Ergebnis allerdings nicht gelten lassen, schließlich habe man gewusst, dass die Produktion der Tintenstrahlprodukte hohe Anfangsinvestitionen erfordern würde. "Das ist in unseren Planungen berücksichtigt worden. In Europa haben wir unsere Planzahlen sogar übertroffen." In einigen Ländern, wie zum Beispiel Skandinavien habe man zweistellige Marktanteile erreicht, berichtet der Manager. "Bei Multifunktionsgeräten haben wir laut GfK in Deutschland im Salesout den zweiten Platz belegt, bei digitalen Kopierern waren wir die Nummer eins." Der Einstieg in den Druckermarkt habe sich in Deutschland "aufgrund der Handelslandschaft" als schwieriger erwiesen. Das bedeutet, dass man im deutschen Markt gegen die Vormachtstellung, die führende Hersteller wie Hewlett-Packard oder Epson bei den Retailern haben, nicht ankommen konnte.

Vor einigen Tagen wurden die Verhandlungen mit Sozialpartnern und Mitarbeitern aufgenommen. Im Soho-Bereich beschäftigt der Konzern weltweit 1.500 Mitarbeiter, "es ist noch zu früh, um zu sagen, wie viele davon das Unternehmen verlassen müssen", so Keemss. Ein Teil würde sicher im Bereich Produktion und Vermarktung von Verbrauchsmaterial unterkommen. Man werde versuchen, so viele wie möglich in anderen Geschäftsbereichen unterzubringen, betont auch Unternehmenssprecherin Uta Letzel: "Das sind alles sehr fähige Mitarbeiter, die wollen wir eigentlich nur ungern verlieren." Einige dürften auch im Service unterkommen, denn Xerox sichert den Kunden weiterhin vollen Support zu. Die passende Tinte und Druckköpfe wird es in einigen Jahren ebenfalls noch geben, so Keemss: "Damit verdienen wir schließlich unser Geld."

www.xerox.de

ComputerPartner-Meinung:

Experten erwarten in den nächs-ten ein, zwei Monaten einen weiteren Einbruch im Druckermarkt. Als Vorboten werden die aktuellen Preissenkungen bei Hewlett-Packard und Epson gewertet. Die könnten eine neue Preisschlacht und bei Xerox neue Probleme beim Absatz der Restposten auslösen. Zum Ausstieg bleibt uns nur eine Anmerkung: Wir haben es doch geahnt. Siehe ComputerPartner-Kommentar Ausgabe 11/00. (mf)

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