"Xerox ist der Überseedampfer, Tektronix das Schnellboot"

08.03.2000
Michael Schultze ist neuer Geschäftsführer der Xerox Office Printing GmbH. Der ehemalige Oki-Manager will die Integration des eingekauften Farbspezialisten Tektronix vorantreiben.

Bei Xerox hat man es derzeit nicht leicht: Der Aktienkurs hängt im Keller, die Neuorganisation will nicht so recht klappen, die Konkurrenz weidet sich an den Problemen und spart nicht mit öffentlichem Spott. Journalisten stellen lästige Fragen, und die Xerox-Manager sind dafür bekannt, diese niemals wirklich zu beantworten. In Deutschland kommt nun überraschend ein Mann an Bord, der eher den Ruf genießt, offen und locker zu sein. Ex-Oki-Manager Michael Schultze löst Edmund Prothero ab, der im ersten und zweiten Quartal 2000 den Aufbau der neu gegründeten Xerox Office Printing GmbH (XOP) als Geschäftsführer geleitet hat.

"Das erste Mal in meiner Laufbahn, dass der Vorgänger noch da ist,mich einarbeiten und mir die einzelnen Dinge übergeben kann", sagt Schultze. Protheros Aufgabe war von Anfang an zeitlich beschränkt: Er geht im Herbst in den Ruhestand. Was der Konzern vom Nachfolger fordert, ist kein Geheimnis: "Das Motto heißt ‘profitable growth’, das wird von mir erwartet." Für Schultze selbst ist die Entscheidung für das Neusser Unternehmen ein persönlichen Karriereschritt: "Xerox hat einen Riesennamen. Den bringt man zur Zeit noch nicht mit Druckern in Verbindung. Aber der Name ist da."

Sein Vorgänger Prothero habe bei der Office Printing GmbH sehr gute Aufbauarbeit geleistet, meint der Manager. "Ich werde seine Arbeit fortführen und sicher nicht alles so machen wie er, sondern auch meine eigenen Vorstellungen einbringen." Die sind vor allem bei der Integration der im vergangenen Jahr eingekauften Tochter Tektronix gefragt. Auch wenn der neue Geschäftsführer nicht bestätigen mag, dass es zwischen dem Farblaser- und dem Kopiererspezialisten intern mächtig kracht, räumt er ein: "Da stoßen zwei Welten aufeinander. Ich werde diesen sicherlich nicht leichten Weg gehen und diese zusammenführen."

Die Suche nach der Balance

Wie er dabei genau vorgehen wird, möchte er nicht verraten: Man müsse eben die Balance finden, eine Organisation daraus formen, wo Bereiche und Positionen festgelegt und vor allem Prozesse vereinheitlicht werden. "Wir leben auch in zwei EDV-Welten." Daraus soll schnell eine homogene Truppe werden, die gut zusammenarbeitet. Schultze: "Ich vergleiche Xerox mit einem großen Überseedampfer, der seinen Weg gerade ansteuert. Tektronix ist das wendige Schnellboot, das aber auch genauso schnell für den Seegang anfällig ist."

Der Merger zwischen der Xerox Channels Group und Tektronix bringe das Unternehmen in eine Position mit außerordentlichen Marktvorteilen. So sei das erste Quartal sehr gut gelaufen, im zweiten habe man etwa 1.500 Farblaser verkauft. Das Ziel für dieses Jahr sei, die Marktanteile bei Farblasern zunächst zu halten und dann deutlich auf etwa zehn Prozent zu erhöhen. Schultze zeigt sich realistisch: Unter dem aggressiven Wachstum von Hewlett-Packard hätten alle gelitten. Nicht nur Xerox habe es zu spüren bekommen, auch QMS und Lexmark seien drastisch gefallen. Vorrangiges Ziel sei deshalb, "diesen Rückgang zu stoppen".

Dass die Händlerschaft von den Vorkommnissen im Konzern verunsichert sein könnte, glaubt Schultze nicht. Zum Mutterhaus mag er sich allerdings auch nicht äußern: "Wir sind da ein bisschen herausgelöst", meint er. "Außerdem fange ich gerade an, die Matrix zu begreifen." Die Office Printing GmbH sieht er eher als selbständig agierenden Teil des Konzerns. Seine Abteilung habe jedenfalls mehr Bewegungsfreiheit: "Im Channel-Vertrieb schlagen die Uhren anders." (mf)

www.xerox.de

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