XETRA-MITTAG/S&P stuft ab - DAX wertet auf

16.01.2012
FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt steckt den Rundumschlag der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) gut weg. Nach leichten Verlusten zu Handelsbeginn legt der DAX gegen 13.18 Uhr um 0,4 Prozent oder 22 auf 6.166 Punkte zu. "Frankreichs Kreditwürdigkeit wurde anders als befürchtet lediglich um eine Stufe verringert, Deutschland hat sein 'AAA' behalten und das Damoklesschwert der Abstufung schwebt jetzt nicht mehr über den Köpfen", erklärt ein Händler die gelassene Reaktion.

FRANKFURT (Dow Jones)--Der deutsche Aktienmarkt steckt den Rundumschlag der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) gut weg. Nach leichten Verlusten zu Handelsbeginn legt der DAX gegen 13.18 Uhr um 0,4 Prozent oder 22 auf 6.166 Punkte zu. "Frankreichs Kreditwürdigkeit wurde anders als befürchtet lediglich um eine Stufe verringert, Deutschland hat sein 'AAA' behalten und das Damoklesschwert der Abstufung schwebt jetzt nicht mehr über den Köpfen", erklärt ein Händler die gelassene Reaktion.

Ganz unerwartet ist die Aktion von S&P ohnehin nicht gekommen. Bereits im Dezember hatte die Ratingagentur mit Abstufungen gedroht. Zudem waren bereits zuvor während des Handelsverlaufs am vergangenen Freitag die Maßnahmen nach und nach durchgesickert. Auf die leichte Schulter genommen werden sollte der Schritt trotzdem nicht. Mit Frankreich hat immerhin die zweitgrößte Volkswirtschaft des Euroraums die Bonitätsbestnote "AAA" verloren. Damit könnten sich nicht nur die Refinanzierungskosten für die betroffenen Länder erhöhen. Vielmehr könnte auch die EFSF an Feuerkraft einbüßen. Denn um das "AAA"-Rating des Eurorettungsfonds zu erhalten, müsste das Kreditvolumen schlimmstenfalls auf die Garantien der Länder mit der Bonitätsbestnote eingedampft werden.

Am Nachmittag dürften Marktteilnehmer daher aufmerksam die Auktion französischer Anleihen verfolgen. Dann sollen bis zu 8,7 Milliarden Euro unter die Anleger gebracht werden. Der Erfolg der Auktion liefert ein erstes Signal für die Auswirkungen der Abstufung. Da die US-Börsen wegen des Feiertags zu Ehren von Martin Luther King geschlossen bleiben, ist dies auch das wichtigste Ereignis im weiteren Handelsverlauf.

Bankenwerte neigen zur Schwäche, wobei die Verluste aber noch überschaubar sind. Dies könnte sich freilich ändern, sollte die Lage in Griechenland an Brisanz gewinnen. Die Gespräche zwischen dem Land und seinen Gläubigern über einen Teilschuldenerlass auf freiwilliger Basis sind am Freitag auf Eis gelegt worden und sollen am Mittwoch wieder aufgenommen werden. Sollten sie scheitern, droht eine Insolvenz im März. Dann müssen Anleihen im Volumen von 14,5 Mrd EUR zurückgezahlt werden. Die Troika von EU, EZB und IWF hat einen freiwilligen Schuldenschnitt zur Vorbedingung für weitere Hilfen gemacht.

Der griechische Premier Papademos hat zwar erklärt, eine Einigung über einen Schuldenerlass stehe kurz bevor. Allerdings hatte sich die griechische Regierung auch vor den abgebrochenen Gesprächen zuversichtlich geäußert. Deutsche Bank geben um 0,3 Prozent auf 28,96 Euro nach, Commerzbank tendieren nahezu unverändert. Die Versicherungsaktien schwächeln ebenfalls. Hier führt die Havarie des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia zu Abschlägen. "Solange keine verlässliche Schätzung für die Belastung vorliegt, bleiben Anleger vorsichtig", meint ein Marktteilnehmer. Munich Re geben um 1,3 Prozent auf 93,95 Euro nach, Hannover Rück sinken um 1,6 Prozent 38,00 Euro, da Rückversicherungsgesellschaften von derartigen Unglücken naturgemäß stark belastet werden.

Größter Verlierer sind aber HeidelbergCement mit einem Abschlag von 3,2 Prozent auf 34,00 Euro. Der schweizerische Baustoffhersteller Holcim hat am Morgen Wertberichtigungen in Höhe von 775 Millionen Franken für Aktivitäten in Südafrika, Spanien, Mittelosteuropa und den USA bekannt gegeben. "Da Holcim nicht gesagt hat, wo genau es in der Region schlecht läuft, sind die Anleger bei HeidelbergCement verunsichert", meint ein Analyst. Ansonsten machen Umstufungen die Kurse: So verteuern sich BMW um 1,7 Prozent auf 59,42 Euro und Daimler um 2,9 Prozent auf 39,07 Euro. Goldman Sachs hat die Aktien auf die Empfehlungsliste gesetzt.

Rational verhalten sich die Anleger angesichts der enttäuschenden Zahlen des gleichnamigen Unternehmens. Es war nämlich erneut die Markteinführung des neuen SelfCookingCenters, die nach dem dritten auch das vierte Quartal belastete. Die Analysten des Bankhauses Lampe gehen aber davon aus, dass das SelfCookingCenter dem Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatzschub verschaffen wird. Die Aktie steigt um 0,7 Prozent auf 171,80 Euro.

Kontron sind ebenfalls gefragt. Der Hersteller eingebetteter Rechnertechnologie hat im vergangenen Jahr mehr umgesetzt als erwartet. "Ein guter Start in 2012", lobt Sylvia-Quandt-Analyst Eerik Budarz, Bislang habe er mit einer stabilen EBIT-Marge gerechnet, was sich nun als zu konservativ erweisen könne. Kontron ziehen um 6,8 Prozent auf 5,69 Euro an.

DJG/mif/flf

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