Xonio-Chef Mathias Plica: "Lage ist besser als die Stimmung"

06.09.2001
Der Mobilfunkmarkt befindet sich im Stimmungstief, zahlreiche Marktforscher prognostizieren Pleiten. Laut Xonio-Analyst Mathias Plica hat der Markt aber gar keine "realen Probleme" - vielmehr handle es sich um "atmosphärische Irritationen".

Zum Jahresende werden voraussichtlich 57 Millionen Deutsche ein Handy besitzen. Das entspricht einer Steigerung gegenüber Ende 2000 um mehr als 18 Prozent. Zugleich legen die Umsätze der Mobilfunkbranche um rund 21 Prozent auf 41 Milliarden Mark zu. Darauf weist Mathias Plica, Mobilfunk-Marktforscher und Geschäftsführer des Mobilfunk-Verbraucherberaters Xonio, hin: "Die Lage ist besser als die Stimmung. Und die Branche ist ausgesprochen gesund." Dies ist zumindest das Ergebnis der Beobachtungen von Mathias Plica. Während das Jahr 2000 von immer neuen Rekorden im Mobilfunk geprägt war, befinde sich die Branche jetzt im Stadium der Konsolidierung auf hohem Niveau.

Das einzige Problem liegt nach Plica darin, dass der Übergang vom Boom zum "normalen" Marktgeschehen ziemlich abrupt gewesen sei. "Jetzt gilt es, die überzogenen Erwartungen möglichst rasch auf ein der Realität entsprechendes Maß zurückzuschrauben."

Dass es sich bei der Flaute der vergangenen Monate eher um "atmos-phärische Irritationen" denn um "reale Probleme" handle, würden nicht nur die Zuwachsraten zeigen, "die jede andere Branche mit Neid erfüllen müssen". Auch die Finanzen der Mobilfunkanbieter würden sich in diesem Jahr positiv entwickeln. Laut Plica hat das folgende Gründe: Die Neukundenakquisition, für welche die Netzbetreiber im vergangenen Jahr mehr als acht Milliarden Mark ausgegeben haben, wurde stark zurückgefahren. "Das gibt Luft für bessere Geschäftsergebnisse. Hinzu kommt, dass die vielen Kunden, die bislang gewonnen wurden, natürlich weiter telefonieren und ein festgefügtes Telefonverhalten haben." Die Einnahmen aus Monats- und Gesprächsgebühren seien also gesichert und würden eine sehr stete Entwicklung zeigen. Die Folge: Die Geschäftsergebnisse der Mobilfunkanbieter sind in den ersten zwei Quartalen 2001 teilweise deutlich besser ausgefallen als im Vorjahr: "Die Netzbetreiber gewinnen ihre Profitabilität zurück", so Plica.

"Die Branche ist keineswegs bedroht"

Im ersten Halbjahr erreichte der Markt die offizielle Marke von 54,7 Millionen Teilnehmerverhältnissen. Darin sind nach Ansicht von Plica noch immer mindestens drei Millionen nicht-aktive PrepaidKarten enthalten. Da ein Großteil dieser Karten in den nächsten Monaten von den Netzbetreibern deaktiviert wird - in der Regel geschieht dies zwölf Monate nach Ausgabedatum -, erwartet der Marktforscher trotz eines relativ gesunden Zuwachses an tatsächlich telefonierenden Kunden ein relativ langsames Wachstum des statistisch erfassten Teilnehmer-bestandes.

Fazit: Der deutsche Mobilfunkmarkt wird nach einem riesigen Sprung im Jahr 2000 - von 28 auf 59 Prozent Marktdurchdringung - im laufenden Jahr nur einen kleineren Schritt bis knapp zur 70-Prozent-Durchdringungsrate machen. Die Umsätze der Branche werden sich weiter erhöhen, wenn auch nicht mehr mit dem Tempo, wie dies in den Vorjahren zu beobachten war. Plica rechnet mit 21 Prozent Umsatzplus - von 34 Milliarden Mark im vergangenen Jahr auf 41 Milliarden in 2001. Mathias Plica: "Damit ist klar: Die Branche ist keineswegs bedroht. Und das kommende Herbst- und Weihnachtsgeschäft dürfte dank zahlreicher Produktneueinführungen ein gesundes Umsatzvolumen generieren."

www.xonio.de

ComputerPartner-Meinung:

Klappern gehört zum Handwerk - und Jammern offenbar auch. Der Mobilfunkmarkt kränkelt nicht. Im Gegenteil: Im Vergleich zu anderen ITK-Segmenten gehören die Mobilfunkbetreiber noch zu den Gewinnern dieses Jahres. Und dass ein Boom irgendwann ein Ende hat, hätte die Hersteller auch ohne Studien eigentlich nicht überraschen dürfen. (mf)

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