Im Übernahmepoker um Yahoo durch Microsoft zeigen sich beide Seiten nach wie vor unnachgiebig. So hat Yahoo die Übernahmeofferte Microsofts über rund 42 Mrd. Dollar mit der Begründung eines zu niedrigen Gebots erneut abgelehnt. Bereits am Wochenende hatten die Redmonder Yahoo bis zum 26. April ein Ultimatum gesetzt. Komme die Transaktion bis zu diesem Termin nicht "friedlich" zustande, wolle man nicht mehr länger warten und eine "feindliche" Übernahme durchführen - und dies zu einem weitaus geringeren Kaufpreis, so der Softwaregigant. Insider werten den Kurssturz Yahoos um 2,2 Prozent auf 27,75 Dollar als direkte Anlegerreaktion auf die Zurückweisung des Ultimatums.
Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang gibt sich jedoch nach wie vor unbeirrt. In einem Brief an Microsoft-CEO Steve Ballmer verweist Yang darauf, dass man weiterhin daran glaubt, dass das aktuelle Angebot zu niedrig und "nicht zum Besten von Yahoo und deren Aktionären ist". Microsoft beruft sich hingegen darauf, dass Yahoo nicht generell abgeneigt gewesen sei, von Microsoft übernommen zu werden, so lange die Fusion im Interesse der Yahoo-Aktionäre geschehe. In einem offenen Brief an Ballmer kritisiert der Yahoo-Aufsichtsrat jedoch ungewöhnlich scharf das Schreiben Ballmers. "Wir betrachten Ihre Drohung um eine feindliche Übernahme als kontraproduktiv und als Abweichung von Ihrem Ziel einer freundschaftlichen Transaktion", äußert sich die Yahoo-Führung. Analysten rechnen damit, dass sich Microsoft bei keinem Einlenken Yahoos direkt an die Aktionäre wenden wird, um eine neue Führungsriege wählen zu lassen.
Bereits zum 31. Januar hatte Microsoft für den Internet-Portalbetreiber 44,6 Mrd. Dollar in Form eines geteilten Bar- und Aktien-Transferangebots geboten. Mittlerweile hat sich das Übernahmeangebot aufgrund eines Verfalls der Microsoft-Aktie jedoch auf unter 41 Mrd. Dollar reduziert und stellt gegenüber Ende Januar einen Aufschlagsverlust von über 60 Prozent dar. Auch wenn das Angebot abgelehnt wird, zeigt man sich bei Yahoo jedoch auch weiterhin bei der Suche nach Alternativen offen, die den Shareholder-Value maximieren. "Um es klar zu stellen, dies inkludiert eine Transaktion mit Microsoft, sofern diese den vollständigen Wert Yahoos widerspiegelt", unterstreichen Yang und Yahoo-Chiarman Roy Bostock ihre Position gegenüber Ballmer. Auch sei das Ultimatum für das Verhandlungsklima "kontraproduktiv", zitiert die BusinessWeek die Yahoo-Manager.
Erst Mittwoch warnte RZB-Analyst Christian Hinterwallner ausdrücklich vor einer unnötigen Schärfe Microsofts. Um den Druck auf Yahoo noch weiter zu erhöhen, streicht Microsoft seit kurzem hervor, dass sich die Bewertung für Yahoo im Zuge der Finanzmarktkrise zunehmend verschlechtert hat. Zudem deute seit kurzem einiges darauf hin, dass auch die Yahoo-Suchmaschine seltener genutzt werde als früher. "Gerade solche ,Big Deals' in unsicheren Zeiten wie diesen zeigen, dass es mit der internationalen Finanzkrise in den USA doch nicht so schlimm bestellt ist, wie häufig dargestellt. Die Fundamentaldaten von Unternehmen wie Microsoft oder Yahoo geben Grund zu der Annahme, dass die Wirtschaft widerstandsfähiger ist, als bisher angenommen", so Nick Cowley, Henderson-Finanzstratege und Manager des American Equity Fonds (pte/mf)