Der strauchelnde Internetkonzern Yahoo sieht im Zuge eines intensiven Sparprogramms erneut vor, Arbeitsplätze abzubauen. Bereits zu Jahresbeginn hatte das Unternehmen die Streichung von 1.000 Stellen angekündigt. Diese Zahl werde im Zuge der neuerlichen Entlassungen deutlich überschritten, wie das Wall Street Journal unter Berufung auf Unternehmenskreise berichtet. Eine Bekanntgabe der Maßnahmen wird für morgen, Dienstag, mit Veröffentlichung der dritten Quartalsbilanz erwartet. Neben dem Stellenabbau müssten sich Yahoo-Manager auf Budgetkürzungen in Höhe von bis zu 15 Prozent einstellen. Auf die Turbulenzen, denen sich Yahoo angesichts der gescheiterten Übernahme durch Microsoft und die Kooperation mit Google teilweise selbstverschuldet aussetzte, hat eine Vielzahl der Manager im laufenden Jahr bereits selbst mit Kündigungen reagiert
Abseits der drohenden US-Rezession und der Krise an den Finanzmärkten liege die Ursache für das drastische Sparprogramm des Internetriesen im Wachstum der vergangenen Jahre. Dieses habe sich gegenüber jenem von Konkurrenten wie Google, MySpace, Facebook oder Microsoft vergleichsweise schleppend entwickelt. Nun sei Yahoo bemüht, die Jahre enttäuschenden Profitwachstums, zurückhaltender Geschäfte und niedriger Erlöse im Internet-Sektor wieder aufzuholen. Die strukturellen und personellen Probleme des Unternehmens würden derzeit - angesichts der gesamtwirtschaftlichen Schwierigkeiten - deutlich. Zur Jahresmitte beschäftige Yahoo weltweit noch über 14.000 Mitarbeiter. Der bevorstehende Stellenabbau sei nicht zuletzt als Reaktion auf das schwache Werbegeschäft zu verstehen.
Sowohl Yahoo-Aktionäre als auch der Vorstand des Internetkonzerns hatten CEO Jerry Yang nach dem Platzen der Microsoft-Übernahme vorgeworfen, mit der Ablehnung des knapp 45 Mrd. Dollar schweren Angebots einen folgenschweren Fehler begangen zu haben. "Als Yahoo-Aktionär hätte man über das Angebot froh sein können", bestätigt Erste-Bank-Analyst Hans Engel. Angesichts der Probleme scheinen die Kritiker des Yahoo-Chefs recht zu behalten: Dieser hatte das Microsoft-Angebot von damals 31 Dollar je Aktie als "unterbewertet" ausgeschlagen. In den vergangenen Monaten verlor das Yahoo-Papier jedoch satte 43 Prozent und schloss am Freitag bei einem Wert von nur mehr 12,90 Dollar. (pte/rw)