Erinnern Sie sich noch?

Zehn (gerne) vergessene Betriebssysteme



Sascha Alexander ist seit vielen Jahren als Redakteur, Fachautor, Pressesprecher und Experte für Content-Strategien im Markt für Business Intelligence, Big Data und Advanced Analytics tätig. Stationen waren unter anderem das Marktforschungs- und Beratungshaus BARC, die "Computerwoche" sowie das von ihm gegründete Portal und Magazin für Finanzvorstände CFOWORLD. Seine Themenschwerpunkte sind: Business Intelligence, Data Warehousing, Datenmanagement, Big Data, Advanced Analytics und BI Organisation.

Adios, Amigas

Heute ist Multitasking für uns eine Selbstverständlichkeit, doch vor 20 Jahren war es im Personal Computing der Heilige Gral. Mit seiner DOS-Basis konnte MS Windows nur davon träumen, und auch der Mac und OS/2 versuchten irgendwie damit klar zu kommen. Man konnte zwar zwischen Programmen wechseln, aber sobald eines von ihnen mit dem Download einer Datei oder der Neuberechnung eines Spreadsheets beschäftigt war, verlangsamte sich das System merklich oder blieb stehen bis die Aufgabe beendet war.

Zur gleichen Zeit gab es aber seit 1981 mit dem Amiga-Betriebssystem eine Spieleplattform, die in punkto Multitasking seiner Zeit voraus war. Die Software stammte vom Hersteller Commodore und war so gut programmiert, dass selbst große Unternehmensrechner noch Jahrzehnte brauchen sollten, um diese Effizienz zu erreichen. Amiga-Computer kamen in Fernsehproduktionen wie "SeaQuest" oder "Babylon 5" zum Einsatz und halfen Echtzeiteffekte bei Übertragungen iüber das Netz zu erzeugen.

Zwar war die Popularität in der Film- und Videobranche vor allem Amigas Video-Subsystem und der Hardware von Newtek geschuldet, aber auch das Betriebssystem "AmigaOS" trug seinen Teil zum Erfolg bei. So war es seine multithreaded-Multitasking-Architektur, die es damals zum bevorzugten Betriebssystem für grafische Effekte machte. Der Amiga-Rechner gewann zudem unter den Heimanwendern eine große loyale Benutzergemeinde. Erst Ende der 90er Jahre sollten Betriebssysteme wie Windows NT, OS/2 und Mac OS Multitasking beherrschen, und auch dies nur mit großen Hardware-Ressourcen.

AmigaOS lebt

Leider wurde die technische Entwicklung des Amiga immer wieder von den finanziellen Problemen seiner Macher überschattet. Mehrere Pleiten prägten nach 1994 das Schicksal des Rechners und seines Betriebssystem - von Commodore über Escom zu Gateway und so weiter. Derweil ging die Entwicklung von "AmigaOS 4" auf der PowerPC-Plattform weiter, wird aber bis heute durch Urheberrechtsstreitigkeiten behindert. Bis heute gibt es eine treue Amiga-Gemeinde, die das Betriebssystem nach eigenen Aussagen zum Teil täglich verwendet. Wollen wir hoffen, dass Amiga eine Zukunft hat (mehr zu AmigaOS finden Sie hier).

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