Zentralverband Elektrotechnik und Elektroindustrie

03.04.1999

FRANKFURT: Die Elektrobranche rechnet in diesem Jahr mit einem spürbaren Rückgang ihres Wachstums. Franz-Josef Wissing, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Elektrotechnik und Elektroindustrie (ZVEI), prognostiziert für 1999 außerdem einen Beschäftigungsrückgang.1998 verbuchte die Elektrobranche noch ein Umsatzwachstum von 5,1 Prozent, in diesem Jahr rechnet man mit einer deutlichen Konjunkturabschwächung. Dies teilte Hauptgeschäftsführer Wissing, auf der Frühjahrskonferenz des ZVEI mit.

Das vergangene Jahr sei für die Branche sehr erfolgreich gewesen, berichtete Wissing. Neben dem Umsatz sei auch die Zahl der Aufträge gewachsen: um 3,3 Prozent gegenüber 1997. Die Ausfuhren hätten bei rund sieben Prozent Wachstum gar ein Rekordniveau erreicht. Diese Entwicklung habe sich auch in der Mitarbeiterzahl der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie niedergeschlagen: Die Zahl der Beschäftigten stieg 1998 um rund 20.000 auf 860.000. Dieser Trend ist jetzt wohl endgültig vorbei.

Wachstum auf Rekordniveau

Laut Wissing habe man die positive Bilanz aber nur den guten Resultaten im ersten Halbjahr zu verdanken, bereits im Spätsommer habe sich der negative Trend abgezeichnet: "Da hat sich das konjunkturelle Umfeld deutlich eingetrübt." Dies habe die gesamte Branche erfaßt, die Exporte seien 1998 nicht so hoch ausgefallen wie zunächst erwartet, die Binnennachfrage habe im zweiten Halbjahr nur ein zweiprozentiges Umsatzwachstum gebracht. Gleichzeitig seien die Einfuhren mit fast 14 Prozent doppelt so stark gestiegen wie die Ausfuhren. Es gebe derzeit keinen Anlaß für "Krisenszenarien", so Wissing, dennoch sei die Entwicklung nicht gerade positiv.

Konjunkturelle Schwankungen

Vor allem die Betriebe in den neuen Bundesländern hätten sich trotz eines guten Umsatzwachstums im vergangen Jahr (18 Prozent) als anfällig gegen konjunkturelle Schwankungen erwiesen. Wissing kritisierte in diesem Zusammenhang den "überhöhten Tarifabschluß" für die Metallindustrie in Baden-Württemberg. Eine solche Vereinbarung habe die Elektrobranche bereits vor vier Jahren in die Rezession getrieben und etwa 30.000 Arbeitsplätze gekostet. Der Hauptgeschäftsführer befürchtet nach dem "Diktat der IG Metall" ähnliche Folgen. Der Abbau der Stellen würde diesmal nur nicht so hoch ausfallen. Außerdem sei die Europäische Kommission mit der vorgeschlagenen Auflage zur Entsorgung von Elektroschrott auf dem besten Wege, "mit einem großen Schritt alle Fehler auf einmal zu machen", glaubt Wissing. Danach sollen Hersteller alle Elektroartikel kostenlos zurücknehmen und entsorgen. Wissing sieht darin "eine Bedrohung der Unternehmen mit Überschuldung und Konkurs". Der Verband fordert, zur Sammlung bestimmter Produkte weiterhin die Kommunen heranzuziehen und ältere Geräte aus der Verordnung auszuklammern. (mf)

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