Nach langen Querelen

Ziebart verlässt Infineon-Vorstand

27.05.2008
Der Vorstandschef des Halbleiterkonzerns Infineon, Wolfgang Ziebart, nimmt nach wochenlangen Querelen seinen Hut.

Ziebart gebe seinen Posten zum 1. Juni "aufgrund unterschiedlicher Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens" auf, teilte Infineon am Montagabend in München mit. Vorstandssprecher werde der für das Auto- und Industriegeschäft zuständige Vorstand Peter Bauer. Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley sei vom Aufsichtsrat einstimmig das Vertrauen ausgesprochen worden.

Wolfgang Ziebart, CEO von Infineon, hat den Machtkampf gegen Aufsichtsratschef Max Kley verloren.
Wolfgang Ziebart, CEO von Infineon, hat den Machtkampf gegen Aufsichtsratschef Max Kley verloren.

Überraschend kommt die Demission nicht. Bereits früher hatten Medien spekuliert, dass es zu einer vorzeitigen Trennung von Ziebart kommen werde. Der Vertrag des Infineon-Chefs sollte ursprünglich bis Ende August 2009 laufen. Ziebart war im September 2004 als Vorstandsvorsitzenden bei Infineon inthronisiert worden.

Max Kley, Aufsichtsratsvorsitzender von Infineon: "Wir sind Herrn Ziebart zu großem Dank verpflichtet. Er hat den Vorstandsvorsitz vor vier Jahren in einer für das Unternehmen besonders schwierigen Lage übernommen. Der Aufsichtsrat hat die Arbeit von Herrn Ziebart in seiner letzten Sitzung gewürdigt. Peter Bauer wird sich mit seiner reichhaltigen Erfahrung zunächst darauf konzentrieren, die auf Grund der schwierigen Rahmenbedingungen für die Halbleiterindustrie erforderlichen und bereits eingeleiteten Maßnahmen und Programme konsequent abzuarbeiten bzw. im Rahmen des jetzt verabschiedeten Programms "IFX 10-Plus" zu erweitern. Damit wollen wir die Stärken des Unternehmens weiter ausbauen und die operative Umsetzung der strategischen Neuausrichtung beschleunigen."

Streit zwischen Ziebart und Kley

Diese Sicht dürfte nicht von allen geteilt werden. Der Aufsichtsrat unter Vorsitz von Kley hatte wegen diverser Probleme und Unstimmigkeiten bezüglich des operativen Geschäfts von Infineon einen Machtkampf um die Firmenspitze geführt. Kley selbst war nach diversen Medienberichten einer derjenigen, der die Ablösung Ziebarts betrieben haben soll. Beide, Kley und Ziebart, stritten darüber, ob Infineon gemeinsame Sache mit dem niederländischen Konkurrenten NXP machen sollte. Ziebart wollte das nicht, Kley war dafür.

Während seiner Amtszeit richtete Ziebart das Unternehmen strategisch neu aus und gliederte unter anderem das Speichergeschäft in die eigenständige Gesellschaft Qimonda aus und brachte das Unternehmen im August 2006 an die Börse. Im Infineon-Kerngeschäft konnte das operative Ergebnis in dieser Zeit deutlich verbessert werden. Im vergangenen Jahr kehrte Infineon auf Grund überdurchschnittlichen Wachstums unter die Top 10 der Halbleiterhersteller zurück.

Margen müssen besser werden

Darüber hinaus haben Vorstand und Aufsichtsrat beschlossen, ein unternehmensweites Programm unter dem Namen "IFX 10-Plus" zu starten. Im Wesentlichen umfasst das Programm drei Kernpunkte: Danach sollen die Margen verbessert werden durch ein konsequentes Portfoliomanagement, durch eine stärkere Senkung der Herstellkosten und durch eine Effizienzsteigerung der Organisation. (Computerwoche/rw)

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