Ziel erkannt, aber knapp verfehlt

12.06.2001

Buchprüfungen sollen effizienter ablaufen, Kosten bei Finanzämtern und Unternehmen eingespart werden - die Motive des Gesetzgebers, die Abgabenordnung zu ändern, sind durchaus positiv zu werten, wenn auch die Ausführungsbestimmungen und die dadurch entstehenden Folgen - gerade für den Mittelstand - noch unüberschaubar sind. Zwar wurde die Gesetzesänderung bereits vor einem Dreivierteljahr verabschiedet; die verschiedenen Entwürfe der Ausführungsbestimmungen des Bundesfinanzministers, die GDPdU (Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen), ließen aber noch viele Fragen offen. Was genau muss überhaupt archiviert werden, was kann der Finanzbeamte prüfen? Auf welche Auswertungen hat er ein Anrecht, in welcher Form müssen diese Daten vorliegen? Wer erstellt die Auswertungen - der Prüfer selbst oder das geprüfte Unternehmen?

Auch die jetzt vorliegenden endgültigen GDPdU sind mangelhaft - sie können aber auch nicht besser sein, denn aus der Praxis kam kein ausreichender Input. Offensichtlich hatte der Gesetzgeber die Großunternehmen im Auge, den er fordert vieles, was für mittelständische Unternehmen einfach nicht machbar ist. Über kurz oder lang werden Prüfer mit Sicherheit speziell auf SAP R/3 und weitere in Großunternehmen eingesetzte ERP-Pakete und Finanzbuchhaltungssoftware geschult.

Doch was passiert im Mittelstand? Es wird keine Prüfer geben, die über genügend Kenntnisse zu den dort im Einsatz befindlichen Lösungen verfügen. Woher sollen sie jedoch das Wissen um die einzelnen Programme nehmen? Intuitiv zu bedienende Archivsysteme sind langfristig wohl die einzige Alternative.

Der Handel steht vor einer beachtlichen Herausforderung. Die Beratung ist schwierig, weil keine 100-prozentig klaren und verbindlichen Aussagen zum endgültigen Gesetzesinhalt gemacht werden können. Der VAR kann sich nur informieren und dem Kunden zeigen, was dieser zu tun hat, um sein kaufmännisches System um die Funktion Langzeitarchivierung zu ergänzen.

Dies stellt gleichzeitig eine neue Absatzchance für den Handel dar. Wir als Hersteller sind mehr denn je gefordert, ihm dabei zur Seite zu stehen - mit geeigneten Produkten, mit Informationsmaterial, mit Workshops und mit kompetenter Beratung.

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