Zoff im Internet: "Herminator" warnt Anleger vor Internolix

20.04.2000
Er nennt sich "Herminator" und nimmt Internolix unter Beschuss: In diversen Wirtschaftsforen warnt ein Unbekannter vor dem Unternehmen.

Internolix, erst seit kurzem an der Börse, muss sich gegen die Behauptungen eines Unbekannten wehren: Der nennt sich selbst "Herminator" und wird nicht müde, in diversen Online-Wirtschaftsforen vor dem Unternehmen und insbesondere vor dessen Chef Luigi Carlo De Micco zu warnen. "Die Behauptungen sind alle nicht stichhaltig, frei erfunden und böswillig konstruiert", sagt Internolix. Der Anbieter von Standard-Shopsystemen sei eine reine Abzockerfirma und habe Software-Lizenzen auf zweifelhafte Weise erworben, unkt der Herminator. Die Umsatzprognosen seien mehr als fragwürdig, dafür die Selbstdarstellung umso professioneller: "Man merkt, dass der Vorstand aus dem Marketing-Bereich stammt."

Bereits ein paar Stunden vor dem offiziellen Börsengang des Unternehmens am 27. März fand sich im Internet ein mehrseitiger Text, der die Behauptungen untermauern sollte. De Micco habe das Marketing- und Partnerkonzept der Shopmaker AG kopiert, brüste sich mit Software, die er nicht entwickelt, mit Awards, die er nicht gewonnen habe, hieß es da. Der Firmenwert sei ausschließlich über "geschicktes Marketing" innerhalb von zwei Jahren von 450.000 Mark auf 255,5 Millionen Euro gesteigert worden. "Es wurden Passagen aus unserem Emissionskonzept hineinkopiert, so dass der Text einen pseudodokumentarischen Eindruck erwecken kann", erklärt De Micco. An den Behauptungen sei nichts dran, versichert der Manager: "Es handelt sich um böswillige Unterstellungen, schließlich wird ein Unternehmen gerade im Vorfeld des Börsengangs auf Herz und Nieren geprüft."

Dennoch sah sich das Unternehmen gezwungen, offiziell Stellung zu beziehen. Denn in den Online-Foren ist inzwischen ein regelrechter Glaubenskrieg entbrannt: Die Hobby-Börsianer diskutieren seit Wochen das Für und Wider, und der Herminator heizt die Diskussion mit angeblichen Fakten an. "Das Internet ist ein junges Medium, das eben die Möglichkeit bietet, unter einem Pseudonym falsche oder unvollständige Informationen zu publizieren", so De Micco. "Die Verbreitung funktioniert dann nach dem Schneeballsystem, die Community weist ihre Mitglieder schon auf die entsprechenden Stellen hin."

Auswirkungen auf den Aktienkurs befürchtet er aber nicht: "In Anbetracht der Kursabstürze am Neuen Markt in den letzten Tagen hat sich unsere Aktie sehr gut gehalten. Wir gehen daher davon aus, dass die Gerüchte keinerlei Einfluss auf unseren Kurs hatten." Aus unternehmensnahen Kreisen heißt es hingegen, dass De Micco sich zu einer Stellungnahme gezwungen sah, nachdem selbst Banken und Aktienexperten wissen wollten, was an den Behauptungen dran ist.

Tatsächlich ist zumindest die Historie des Unternehmens recht turbulent: Internolix wurde von De Micco unter dem Namen Shopmaker GmbH Deutschland gegründet. Bis Ende 1998 hielt das Unternehmen die Vertriebsrechte für die Online-Shops der Schweizer Shopmaker AG. Die Vereinbarung wurde von De Micco gekündigt, er begann, in seinem Unternehmen Online-Shopsysteme zu entwickeln und zu vermarkten. In Folge gab es eine namensrechtliche Auseinandersetzung mit den Schweizern, die Verwendung des Produktnamens "Shopmaker" wurde der deutschen Firma untersagt. Daraufhin wurde die deutsche Shopmaker AG in "Internolix" umbenannt, die Produkte werden seither ebenfalls unter dem Namen Internolix vermarktet.

Ein vereidigter unabhängiger Sachverständiger hat bestätigt, dass die Internolix Online-Shops keineswegs aus einer Kopie oder Teilkopie der Schweizer Software hergestellt worden sind. De Micco hofft, dass jetzt Ruhe einkehren wird: "Wir gehen davon aus, dass diese Geschichte durch unsere Stellungnahmen zum Stillstand gekommen ist und sind bereit, mit jedem darüber zu reden." (mf)

www.internolix.de

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