Zoff2 statt Deal2: FSCs Frontalangriff auf HP - jetzt sprechen die Anwälte

05.12.2002
Mit einer einstweiligen Verfügung samt horrenden Strafandrohungen bei Nichtbeachtung stoppte HP die Rückkaufaktion Deal2 von FSC. Die Bad Homburger hatten die Händleraktion gezielt auf so genannte HP-Altprodukte abgestimmt.

Fujitsu Siemens Computers hat etwas für Sie. Etwas, das Sie bestimmt gut gebrauchen können: Geld." Mit diesem effektvollen Spruch wirbt FSC für sein Rückkaufprogramm Deal2. Oder, um es genauer zu schreiben - warb das Unternehmen bis Mitte November, bis eine einstweilige Verfügung die Aktion stoppte. Diese einstweilige Verfügung strengten die Juristen von HP an, da die Aktion ausdrücklich und allein auf HP-Produkte zielte und der Fachhandel regelrecht "bestochen" werde, von HP zu FSC zu wechseln. Im Laufe dieser Woche entscheidet das Landgericht Frankfurt endgültig über die Recht- oder Unrechtmäßigkeit der Aktion. Die beiden Hauptakteure geben sich derzeit eher bedeckt. Der deutsche FSC-Chef Uli Kemp enthält sich zurzeit jeden Kommentars, da es ein schwebendes Verfahren sei. Was HP zu sagen hat, lesen Sie auf Seite 12. Tendenziell scheinen aber beide Parteien sehr siegessicher. Doch was genau war der Stein des Anstoßes?

Am 14. Oktober ging die Website www.deal2.de online. Darauf bot FSC seinen Partnern an, vom 1. November 2002 bis zum 19. März 2003 Altgeräte von HP, die die Fachhändler vom Kunden zurückgenommen haben, beim Ersatzkauf eines gleichwertigen oder besseren FSC-Produktes aus der aktuellen Built-4-You-Linie in Zahlung zu nehmen. Dazu gehören PCs aus der Scenic-Reihe, Lifebooks und Celsius-Workstations sowie dazugehörige Monitore. Je nach Ersatzbeschaffung liegen die Rückkaufwerte zwischen 75 und 350 Euro (siehe Tabelle).

Aber auch die HP-Geräte unterlagen bestimmten Voraussetzungen: Die HP-Geräte sollten nach dem 1. Januar 1998 als Neugeräte gekauft worden sowie unbeschädigt und im voll funktionsfähigen Zustand(mit vollständigem Zubehör) sein. Sie werden nämlich von den Paderbornern in den Gebrauchtgerätemarkt weiterverkauft.

Neben der Rücksendung des Altgerätes an FSC Wiedervermarktung und Recycling in Paderborn musste der Händler den Aktion-Lieferschein vollständig ausfüllen, einschließlich Angabe der Menge und Konfiguration des Gerätes sowie Namensnennung des Kunden. Auf genau diesen sollte dann auch die Rechnung für die FSC-Neugeräte ausgestellt sein.

Den Fachhändlern blieb nur wenig Zeit, auf das Aktionsangebot zu reagieren. Bis zur einstweiligen Verfügung und damit dem Stopp der Aktion waren erst wenige hundert Geräte in Paderborn angekommen. Doch statt Geld gibt es nur beruhigende Worte und juristische Erklärungen. HP hat in der einstweiligen Verfügung für jedes Einzelvergehen eine satte Strafe von 250.000 Euro verlangt. Das macht - verständlicherweise - jeden Beteiligten sehr vorsichtig. Die betroffenen Händler sind grundsätzlich erst einmal sauer: auf FSC, weil die Verantwortlichen vielleicht doch nicht alle juristischen Fallstricke im Vorfeld ausgemerzt haben, und auf HP, dass es so massiv auf die Aktion reagiert und ihnen damit das Geschäft vermasselt hat.

Frage der Verhältnismäßigkeit

In der Branche geht nun die Frage nach der Verhältnismäßigkeit um. Manch einer schüttelt nur den Kopf über HPs "Humorlosigkeit" und bezeichnet die Juristenaktion als "mit Kanonen auf Spatzen schießen". Es sei doch bei jedem Hersteller gang und gäbe, der Konkurrenz mit frechen Aktionen ein Schnippchen zu schlagen. Ein Branchenkenner vermutet, dass FSC vor allem auf einen Knalleffekt aus war, "und das haben sie auf jeden Fall erreicht". Ein anderer lobt FSC ob seiner "Chuzpe", dem Giganten HP ans Knie zu fassen, und findet, es sei eine "supergeile" Aktion.

Es gibt aber auch Gegenstimmen, die zu HP-Gunsten sprechen. Die Reaktion auf diesen gezielten Angriff sei verständlich, es ginge immerhin um Marktanteile, und das täte weh. Statt krawalliger Aktionen, die mehr Staub aufwirbeln als Nutzen bringen, könne man doch allein mit guten Produkten zum fairen Preis und mit ordentlichen Handelsmargen Marktanteile gewinnen.

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ComputerPartner-Meinung:

Wer nicht direkt betroffen ist, findet die FSC-Aktion erst einmal nur witzig und frech. Die Betroffenen sehen es schon anders. Vor allem die an der Aktion beteiligten Händler sind zu Recht sauer. Sie sind die eigentlichen Opfer. FSC beteuert, alle juristischen Fallgruben im Vorfeld abgeklopft zu haben. Nun stellt sich die Frage, ob sie etwas übersehen haben. (go)

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