Zukunft des Konzerns weiter ungewiß

18.11.1999

WASHINGTON: Die Spekulationen um die Zerschlagung von Microsoft gehen weiter: Nachdem Richter Thomas Jackson kürzlich in seiner vorläufigen Tatsachenfeststellung erklärte, daß Microsoft seine Monopolstellung mißbrauche, um Wettbewerbern zu schaden, diskutieren Analysten die Zukunft der Softwareschmiede. "Eine Aufteilung in drei oder vier Baby-Bill-Gesellschaften wäre ein Desaster", erklärte zum Beispiel JP-Morgan-Analyst Bill Epifanio gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Während einige Experten davon ausgehen, daß der Konzern durch eine Zerschlagung keine Kunden verlieren würde und mehrere kleine Firmen sogar ein höheres Shareholder Value erzielen könnten, glauben andere wie auch Epifanio, daß einzelne Microsoft-Divisionen nicht überleben könnten.

Allerdings dürfte Bill Gates auch aus einem anderen Grund nicht mehr ruhig schlafen: Bei einer endgültigen Niederlage seines Unternehmens wäre das Feld nach amerikanischem Recht frei für Schadensersatzklagen von Konkurrenten und Kunden. Zivilkläger können nach US-Recht bis zum Dreifachen des Streitwertes einklagen. Nur ist der entstandene Schaden schwer zu schätzen. Das "Wall Street Journal" zitiert dazu Robert Hall, Wirtschaftsprofessor an der Universität Stanfort. Hall meint, daß der Preis von "Windows 98" um zirka zehn Dollar niedriger wäre, wenn das Produkt unter fairen Bedingungen entstanden sei. Bei mehr als 100 Millionen verkauften Paketen läge allein hier der Schaden, der so dem Endverbraucher entstanden ist, in Milliardenhöhe.

Dazu kommen Forderungen, die Wettbewerber wie AOL einklagen könnten. Der Onlinedienst hatte Anfang des Jahres Browser-Hersteller Netscape übernommen. Microsofts Praktiken im Kampf um Browser-Marktanteile waren immerhin der Auslöser des Prozesses. (ch)

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