Zurück an die Spitze: Core-Prozessoren, Teil 3

Christian Vilsbeck war viele Jahre lang als Senior Editor bei TecChannel tätig. Der Dipl.-Ing. (FH) der Elektrotechnik, Fachrichtung Mikroelektronik, blickt auf langjährige Erfahrungen im Umgang mit Mikroprozessoren zurück.
Mit der neuen Mikroarchitektur "Core" will Intel ein Zeichen in der Prozessorwelt setzen. Fünf Innovationen sollen für hohe Performance bei gleichzeitig niedrigem Energiebedarf sorgen. Wir erläutern die Architektur und zeigen erste Benchmarks.

Von Christian Vilsbeck, tecChannel.de

Teil 1 dieses Beitrags finden Sie in der ComputerPartner-Ausgabe 26/06, Seite 36; Teil 2 in der Ausgabe 27/06, Seite 28.

F.E.A.R.

Der 3D-Shooter F.E.A.R. setzt auf DirectX 9 und nutzt die Features moderner Grafikkarten voll aus. Wir vergleichen die mittleren Frameraten bei den Auflösungen 640 x 480, 800 x 600 sowie 1280 x 960 Bildpunkten und jeweils 32 Bit Farbtiefe. Bei den Grafikeinstellungen von F.E.A.R. wurde die mittlere Qualitätsstufe gewählt.

Quake 4

Die 3D-Engine des OpenGL-Shooters Quake 4 unterstützt Multithreading. Mit aktiviertem SMP vergleichen wir die Performance der CPUs bei einer Auflösung von 1024 x 768 Bildpunkten.

Half Life 2

Beim 3D-Shooter Half Life 2 wählten wir die DirectX-Unterstützung für die Grafikkarten aus. Für die Ermittlung der mittleren Frame- raten wurde die Timedemo "pbca_lost_coast" verwendet.

XMPEG 5.0

Mit XMPEG 5.0 vergleichen wir die Video-Encoding-Performance des Conroe mit dem Athlon 64 FX. XMPEG wandelte in diesem Test ein MPEG2-Video in das DivX-Format um.

Merom-Benchmarks

Die Mobile-CPU Merom arbeitet laut Intels Angaben beim SPECint_rate_base2000 um 20 Prozent schneller als ein Core Duo T2600 mit 2,16 GHz Taktfrequenz. Dabei soll Merom sich mit dem gleichen Energiebedarf zufrieden geben.

Zusätzlich präsentierte Intel auf dem Intel Developer im März 2006 ein Dell-Notebook, bei dem ein Core Duo durch einen Merom ausgetauscht wurde. Bei sonst unveränderter Hardware erreicht das Notebook mit dem Merom bei Quake 4 eine Frame-Rate von 134 - statt 106,6 fps mit dem Core Duo.

Woodcrest-Benchmarks

Der Server-/Workstation-Prozessor Woodcrest bietet laut Intel beim SPEC-Benchmark gegenüber einem Xeon 2,80 GHz "Paxville DP" mit Dual-Core-Technologie 80 Prozent mehr Performance. Der Energiebedarf soll auf einem 35 Prozent niedrigerem Niveau liegen - gegenüber den 135 Watt TDP des Xeon 2,80 GHz.

Zusätzlich vergleicht Intel die Performance zweier 3-GHz-Woodcrests gegen zwei Opteron 280. Die Woodcrest-Prozessoren arbeiten in einer Bensley-Plattform von HP und verfügen über einen FSB1333. Als Benchmark dient SunGards Adaptiv Credit Risk. Das Analysetool für den Finanzbereich basiert auf einer modifizierten Monte-Carlo-Simulationen.

Während das Woodcrest-Doppelpack 24,2 Sekunden für die Berechnung benötigt, ließen sich beide Dual-Core-Opterons bei der IDF-Demonstration 34,8 Sekunden Zeit. Die Woodcrest-CPUs rechnen somit 44 Prozent schneller. Im tecChannel-Testlabor arbeitet bei SunGard beispielsweise der Xeon "Dempsey" 3,46 GHz 24 Prozent schneller als der Opteron 280.

Fazit

Intel ist von seiner neuen Core-Architektur so überzeugt, dass sie in Notebooks, Desktop-PCs, Servern und Workstations alle vorhandenen Prozessoren sehr schnell verdrängen wird. Mit dem Core scheint Intel der Spagat zwischen hoher Performance und niedrigem Energiebedarf geglückt.

Besonders die ersten Benchmark-Werte des Conroe, Merom und Woodcrest lassen wenig Zweifel daran, wer künftig die Performance vorgibt - auch wenn die Ergebnisse an finalen CPUs noch zu verifizieren sind. Vor allem der Desktop-Prozessor Conroe konnte bei dem ersten Benchmark-Vergleich mit AMDs Athlon 64 FX nicht nur überzeugen, der große Abstand überrascht. So haben sich in der von AMD klassisch starken Domäne der 3D-Applikationen die Vorzeichen geändert.

Die von Intel propagierten "fünf Innovationen" der Core-Architektur scheinen in der Praxis somit Wirkung zu zeigen. Erfreulich sind dabei die deutlich gesunkenen TDP-Werte der neuen Core-Prozessoren - im Vergleich zu den 130 Watt einiger NetBurst-Modelle.

AMD muss sich bei dieser Steilvorlage mächtig ins Zeug legen. Ob der Wechsel auf die DDR2-Speichertechnologie ebenfalls einen merklichen Performance-Schub erwirkt, bleibt fraglich. Allerdings sollte AMD nicht vorschnell unterschätzt werden, vielleicht warten ja auch die nächsten Athlon-64- und Opteron-CPUs mit überraschenden Innovationen auf.

Dieser Beitrag stammt von tecChannel.de, dem Webzine für technikorientierte Computer- und Kommunikationsprofis. Unter www.tecChannel.de finden Sie weitere Beiträge zu diesem Thema.

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