Zurück in Soest: was Urban mit der Marke Targa und AID vorhat

11.12.2003
Vergangenen Donnerstag einigten sich die Verhandlungspartner: Der Otto-Konzern verkaufte die Actebis-Tochter AID, zuständig für das Targa-Eigenmarkengeschäft, an einen alten Bekannten: Michael Urban. Seine Zukunftsvision für Targa lautet: dem erfolgreichen Geschäftsmodell von Medion nacheifern. Von ComputerPartner-Redakteurin Cornelia Hefer

Michael Urban, bis September Chef der Actebis-Gruppe und heute mit Genfer Wohnsitz, ist zurück: Am Freitag vergangener Woche erreichte ihn ComputerPartner in einem Büro des Soester Distributors. In seinem neuen Job als Gesellschafter der Accolo AG und damit als Besitzer von AID (siehe Kasten) wird er wohl auch einen neuen Parkplatz vor dem Firmengebäude haben.

Urban gab sich am Freitag gut gelaunt und machte erste Aussagen zur Zukunft der AID unter den geänderten Besitzverhältnissen. "Das Eigenmarkengeschäft hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Medion hat es vorgemacht: Mit guten Partnern an der Consumer-Front kann man mit diesem Modell Geld verdienen", stellte der Manager im Gespräch mit ComputerPartner klar. Der starke Partner der Marke Targa im Discount-Kanal heißt Lidl, und dabei soll es auch bleiben, betonte Urban.

AID bezeichnete der Ex-Actebis-Chef als "Schnellboot". Mit 110 Mitarbeitern und Matthias Klauke als Geschäftsführer sei man "gut aufgestellt" - und daran solle sich auch nichts ändern, erklärte Urban. Nicht ganz so unkompliziert dürfte es mit dem finanziellen Hintergrund der AID aussehen. Immerhin ist es etwas anderes, ob ein Unternehmen den Otto-Konzern im Rücken hat oder bei den Verhandlungen mit Lieferanten und Kreditversicherern auf sich allein gestellt ist. Die AID-Strategie wird Urban beibehalten. Im Klartext: Einen Schwenk in Richtung Fachhandel kommt für den Manager nicht mehr in Frage. "Das Eigenmarkengeschäft kann nur an der Consumer-Front funktionieren. Große Hersteller wie HP, FSC oder Acer können besser auf die Anforderungen und Bedürfnisse des Fachhandels eingehen. Das kann ein Unternehmen wie AID nicht leisten", so Urban.

Die Targa-Produktpalette soll unter seiner Regie erweitert werden. Neben Notebooks, Digicams, Monitoren und Desktop-PCs, die ausschließlich über Lidl angeboten werden, will Urban das Portfolio zum Beispiel um mobile Geräte wie MP3-Player, aber auch LCD-TVs erweitern. Und daran wird sich auch der Aufgabenbereich des neuen Besitzers orientieren: Urban wird sich künftig um den Einkauf, insbesondere was die Erweiterung des Produktangebots betrifft, und den Aufbau neuer Kundenbeziehungen kümmern. Die Kontaktaufnahme mit den klassischen Retailern wie Media-Saturn, Makromarkt oder Promarkt will er nicht ausschließen, schränkt aber ein: "Es muss eine partnerschaftliche Zusammenarbeit sein."

Meinung der Redakteurin

Urban steigt mit AID und Targa ins knallharte Discount-Geschäft ein. Lidl als größter Partner und Abnehmer bleibt der Firma als größter Kunde erhalten - für die Existenz des Unternehmens ist das die Grundvoraussetzung. Ob Urbans Strategie aufgeht, ein zweites Medion hochzuziehen, hängt nicht zuletzt davon ab, wie lange dieser Vertriebskanal für die IT-Einsteiger und die preisbe-wussten Endkunden noch attraktiv bleibt.

Facts & Figures

Die Actebis-Gruppe verkaufte ihre Tochterfirma AID GmbH an die Accolo AG. Die offizielle Begründung lautete: Das Unternehmen wolle sich künftig auf sein Kerngeschäft, die IT- und TK-Distribution, konzentrieren. Die Accolo AG mit Sitz in Genf ist eine neu gegründete Beteiligungsgesellschaft, an der Michael Urban 100 Prozent der Aktien hält. Über den Kaufpreis und den aktuellen Umsatz der AID macht Actebis keine Aussage. Urbans Ziel fürs 2004: Zwischen 300 und 400 Millionen Euro will der Manager mit Targa erwirtschaften. (ch)

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